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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Marrucīner; Marryat; Mars

S25

Marruciner - Mars (Gott)

Marrucīner, im alten Italien Bewohner einer Apenninlandschaft an der Ostküste Mittelitaliens um das heutige Chieti (alt Teate); mit den benachbarten Vestinern, Pälignern, Marsern gehörten sie zu gleichem Stamm wie die Sabiner; 308 v. Chr. wurde ihr Gebiet dem röm. Staat einverleibt.

Marryat (spr. märrĭätt), Frederick, engl. Romanschriftsteller, geb. 10. Juli 1792 zu London, trat 1806 in den Seedienst, focht mit Auszeichnung unter Lord Cochrane; hierauf diente er in dem amerik. Kriege und wurde 1815 als Commandeur nach St. Helena beordert. 1823 segelte er als Befehlshaber der Korvette Larne nach Ostindien und erhielt dann das Kommando über die gegen die Birmanen verwandte Flottille, wo er sich besonders in der Expedition gegen Rangun hervorthat. Die Ernennung zum Flottenkapitän und Ritter des Bathordens (1825) war sein Lohn. Als Schriftsteller trat M. 1829 mit dem Roman "Adventures of a naval officer, or Frank Mildmay" auf, dem 1830 "'The King's own" und 1832 "Newton Forster" folgten. Seitdem erschienen in schneller Aufeinanderfolge: "The Pacha of many tales" (1835), "Japhet in search of a father" (1836), "Mr. Midshipman Easy" (1836), "Percival Keene" (1837), "Peter Simple" (1837), "Jacob Faithful" (1838), "The phantom ship" (1839) und andere Romane, die auch ins Deutsche übersetzt sind (23 Bde., Berl. 1888‒90). Seine Romane zeichnen sich durch Mannigfaltigkeit und geschickte Zeichnung der Charaktere und Witz aus, doch sind sie meist schlecht angelegt. Seine Beschreibung einer Reise durch Amerika: "Diary in America, with remarks on its institutions" (3 Bde., Lond. 1839), erfuhr von Engländern wie von Amerikanern bittern Tadel. M. starb 9. Aug. 1848 zu Langham (Norfolk). - Seine Tochter, Florence M., vermählte Lean, geb. 9. Juli 1837 zu Brighton, ebenfalls als Verfasserin zahlreicher Romane bekannt, veröffentlichte "Life and letters of Captain M." (2 Bde., Lond. 1872).

Mars (ganz unseemännisch Mastkorb), auf Schiffen die auf zwei starken, mit dem Mast verbolzten Planken, den Salings (s. d.), ruhende Plattform, welche bestimmt ist, die Stenge, d. h. die Verlängerung des Mastes, durch deren Wanten nach der Seite hin zu stützen sowie den in der Takelung beschäftigten Matrosen einen geräumigen Stützpunkt für ihre Arbeiten zu geben. Vollschiffe haben auf allen drei Masten, Barken auf den beiden vordern, Briggs auf beiden, Schoner nur auf dem vordern Maste M.; Barken und Schoner auf den hintern Masten nur Salings. Ebenso tragen die Stengen zur Befestigung ihrer Verlänerungen, der Bramstengen, nur Salings. Die Masten heißen je nach dem Maste, von vorn gerechnet, Vor-, Groß- und Kreuzmars. Auf großen Schiffen haben die M. auf ihrer hintern Seite ein Geländer. Im Gefecht wird von den M. aus mit Revolvergeschützen oder Gewehren gefeuert. M. dient außerdem als Unterscheidungsvorsilbe für die Takelung der ersten Verlängerung der Untermasten, nämlich der Marsstengen. So sagt man z. B. Kreuzmarsfall und meint damit das Fall (s. d.) des Segels an der Marsstenge des Kreuzmastes. Die Gefechtsmarsen der neuen Schiffe ohne Takelung, die nur Signalmasten haben, sind mit Stahlschilden gepanzert und tragen mehrere Schnellfeuergeschütze.

Mars (♂), in seiner Entfernung von der Sonne der vierte Planet, zeigt von allen Planeten die ^[Spaltenwechsel] größte Ähnlichkeit mit der Erde. Die mittlere Entfernung des M. von der Sonne ist nahe 226 Mill. km. Die größte und kleinste Entfernung beträgt 247 und 205 Mill. km, da die Excentricität der Bahn 0,09326 ist. Zur Zeit der Opposition kann sich M. der Erde bis auf 54 Mill. km nähern, in der Konjunktion jedoch sich bis auf 397 Mill. km von ihr entfernen. Sein Durchmesser ist etwas größer als der Halbmesser der Erde, nämlich 6770 km; der scheinbare Durchmesser schwankt je nach seiner Entfernung von der Erde zwischen 3",5 und 25",6. Eine Abplattung ist durch Beobachtungen nicht nachweisbar gewesen, wenn sie auch aus theoretischen Gründen wahrscheinlich ist. Die Dichte des M. ist 4,19mal so groß als die des Wassers. Seine Masse beträgt 0,10 von der der Erde. Die Ebene seiner Bahn ist nur 1° 51' gegen die Erdbahn geneigt; hingegen beträgt die Neigung seines Äquators gegen seine Bahn 27°. Die Rotationsdauer des M. um seine Achse hat sehr scharf zu 24<sup>h</sup> 37<sup>m</sup> 22<sup>s</sup>,6 bestimmt werden können. Mit bloßem Auge betrachtet fällt M. durch sein rotes Licht auf; bei Beobachtung mit dem Fernrohr lassen sich auf seiner Oberfläche viele Details erkennen, von denen namentlich zwei an den Polen gelegene weiße, als Schnee- oder Eisfelder gedeutete Flecken auffallen, deren Form und Größe mit den Marsjahreszeiten wechselt. Namentlich den Bemühungen Schiaparellis ist es gelungen, eine sehr ausführliche, auf genauen Messungen beruhende Karte von der Marsoberfläche herzustellen. Auffallend ist auf dieser besonders das Netz von feinen dunkeln Streifen, welche die größern dunkeln Flecke untereinander verbinden (von Schiaparelli als Kanäle bezeichnet) und bei denen in neuester Zeit Veränderungen wahrgenommen worden sind, die in einer zeitweiligen Verdoppelung oder Spaltung in der Längsrichtung bestehen. Zur Wahrnahme derartiger Details der Oberfläche sind aber starke optische Hilfsmittel erforderlich. Umgeben ist M. von einer Atmosphäre, die reich an Wasserdämpfen ist und häufige Wolkenbildungen aufweist. An sich ist M. ein dunkler Körper, der von dem auf ihn fallenden Sonnenlicht 27 Proz. zurückwirft. Die Umlaufszeit des M. um die Sonne beträgt 686,98 Tage in Beziehung auf die Fixsterne, 686,93 Tage in Beziehung auf den Frühlings-Nachtgleichenpunkt. Der Planet legt demnach in jeder Sekunde nahe 24 km zurück. Am 11. und 17. Aug. 1877 entdeckte der Astronom Hall in Washington mit dem großen Refraktor von 66 cm Öffnung zwei Monde, die sich in 7 Stunden 39 Minuten und 30 Stunden 18 Minuten um den M. bewegen und von denen der eine etwa 23400 km, der andere etwa 9380 km vom Marsmittelpunkt entfernt ist. Diese beiden, Deimos und Phobos benannten Monde sind außerordentlich klein und haben wahrscheinlich nur Durchmesser von 10 km.

Mars (auch Mavors und Marspiter, im Arvallied Marmar oder Marmor, von den Samniten [Oskern] Mamers genannt), ein Hauptgott der alten Italiker und insbesondere der Römer, war seiner Grundbedeutung nach wohl zweifellos ein Sonnengott, worauf nicht bloß sein Name M., d. i. der Glänzende, Strahlende, sondern auch seine auffallende Übereinstimmung mit Apollon (s. d.) deutet, obwohl er in der spätern Zeit, als seine kriegerische Bedeutung die überwiegende geworden war, gewöhnlich dem griech. Ares (s. d.) gleichgesetzt wurde. M. wurde von allen italischen Stämmen