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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maß und Gewicht (im absoluten Sinne) - Mast (beim Schiff)

Hektoliter hl, Liter l (Deciliter dl, Centiliter cl), Kubikzentimeter ccm (cm3, Kubikdecimeter dm3), Kubikmillimeter cmm (mm3); Gewichte: Tonne t (metrischer Centner Q), Kilogramm kg (Dekagramm dkg), Gramm g (Decigramm dg, Centigramm cg), Milligramm mg. Den Buchstaben werden Schlußpunkte nicht beigefügt.

Nach einer Vorschrift des schweiz. Bundesrats vom Mai 1880 sind die von dem erwähnten internationalen Komitee vorgeschlagenen Bezeichnungen im amtlichen Verkehr und beim Unterricht in der Schweiz ebenfalls anzuwenden, mit den folgenden Abweichungen. Beim Längenmaß: M = Mikron oder Mikromillimeter oder 1/1000 Millimeter. Bei den Körpermaßen bleibt die Abkürzung für Kubikkilometer weg und kommt (neben m3) S = Stère, sowie dal = Dekaliter hinzu.

Maß und Gewicht im absoluten Sinne oder absolutes Maßsystem, ein zuerst von Gauß unter dieser Bezeichnung bei seinen magnetischen Messungen eingeführtes und später auch von W. Weber angenommenes Maßsystem, das die Einheiten der Masse, Kraft und Arbeit ganz unabhängig von der Anziehungskraft der Erde definiert. Die Grundlage dieses allgemeinen und universellen Maßsystems bilden, nach dem Vorgange der British Association und nach den Beschlüssen des Kongresses der Physiker gelegentlich der Ausstellung elektrischer Apparate in Paris 1881, das Gramm (g) als Einheit der Masse, das Centimeter (cm) als Einheit der Länge und die Sekunde (sec) mittlerer Zeit als Einheit der Zeit. Auf diese fundamentalen Einheiten (cm, g, sec) werden alle übrigen Einheiten der Physik, wie z. B. die Geschwindigkeit, Beschleunigung, Kraft, Energie, Arbeit u. s. w. zurückgeführt. Daher nennt man das System auch Centimeter-Gramm-Sekunden-Svstem (C. G. S.). Um jede Unbestimmtheit zu beseitigen, giebt man an, wie die Grundeinheiten in die Masse eingehen. Da die Geschwindigkeit (s. d.) der Weg in die Zeiteinheit ist, so ist, da mit cm die Einheit der Länge (des Weges) und mit sec die Einheit der Zeit bezeichnet wird, die Geschwindigkeitseinheit cm/sec oder cm sec-1. Die Geschwindigkeit von 5 cm schreibt man daher 5 cm·sec-1, wobei die den Zahlen beigesetzten Ausdrücke die Dimensionen der Maße heißen. Da die Beschleunigung (s. d.) der Geschwindigkeitszuwachs in der Sekunde ist, so erhält die Einheit der Beschleunigung ihren Ausdruck durch das Symbol cm·sec-1/sec = cm·sec-2. Die Kraft (s. d.) ist aber, wenn m die Masse, φ die Beschleunigung ist, m·φ, daher ergiebt sich für die Krafteinheit, da die Einheit der Masse g ist, = g·cm.sec-2. Die Arbeit (s. d.) ist das Produkt aus Kraft und Weglänge, daher ist die Arbeitseinheit g·cm·sec-2 x cm = g·cm2.sec-2. Der Effekt (s. d.) ist die in der Zeiteinheit geleistete Arbeit, daher ist die Effekteinheit g·cm2·sec-2/sec = g·cm2.sec-3. Auch in der Elektrotechnik hat man diese Symbole eingeführt. So sind die Dimensionen der Elektricitätsmenge g1/2·cm3/2·sec-1. Beweis: nach Coulombs Gesetz (s. d.) ist f = (q·q')/r2, wobei f die Anziehungskraft, q und q' die Elektricitätsmengen, r die Entfernung der beiden elektrischen Korper bedeutet. Setzt man für f die Krafteinheit, also g·cm·sec-2, für r = cm und q = q', so ergiebt sich, da q2 = fr2 ist, q2 = g·cm·sec-2 x cm2 = g·cm3·sec-2, daher q = g1/2·cm3/2·sec-1. (S. Elektrische Einheiten.) Die Angaben des absoluten Maßsystems lassen sich auf das gewöhnliche oder konventionelle Maß- und Gewichtssystem umrechnen und umgekehrt. Ersteres ist besonders bei elektrischen Messungen üblich. - 1 Vgl. Everett, Units and physical constants (Lond. 1879); Herwig, Physik. Begriffe und absolute Maße (Lpz. 1880).

Maßvergleicher, soviel wie Komparator (s. d.).

Maßwerk, das dem got. Stil, besonders seit dem 13. Jahrh., eigentümliche, aus Kreisen, Kreisteilen und kreisähnlichen Linien bestehende, später durch Hinzufügen sog. Nasen, des Dreipaß, der Fischblase, des Dreischneuß (s. diese Artikel) reicher gestaltete Ornament, das entweder freistehend (durchbrochen) zur Verzierung der obern Teile von Fenstern, von Galerien u. s. w. oder reliefartig (blindes M.) zur Belebung von Wandflächen, Giebelfeldern dient. Durch die Ausfüllung eines runden Fensters mit M. entsteht die Fensterrose (s. d.). Mit der Renaissance verschwand das M.; moderne got. Bauten zeigen es wieder, da es eins der charakteristischen Merkmale des got. Stils ist und als dekoratives Motiv hervorragend wirkt.

Massys (spr. -ßeis), Matsys, Metsys, Quentin oder Quinten, niederländ. Maler, geb. um 1460 zu Antwerpen, trieb bis in sein 20. Jahr daselbst das Schmiedehandwerk, lernte dann als Maler bei einem Meister Rogier und trat 1491 in die Malergilde von Antwerpen, wo er 1530 starb. M. hat, die Kleinmalerei seiner Landsleute aufgebend, eine bis ins einzelnste gehende Darstellung der Menschengestalt in Lebensgröße gewagt und dabei den geistigen Ausdruck des Individuums mit schöpferischer Kraft dargestellt. Sein wichtigstes Werk ist die 1508 gemalte Grablegung Christi mit ihren beiden Seitenbildern, gegenwärtig im Museum zu Antwerpen; ferner das große Altarwerk mit der Geschichte der heil. Anna (s. Tafel: Niederländische Kunst V, Fig. 2), das aus der Peterskirche zu Löwen in die Brüsseler Galerie gelangt ist. Nur wenige andere Gemälde können ihm mit Sicherheit zugeschrieben werden: eine Madonna in Berlin, ein allegorisches Madonnenbild in Petersburg, Brustbilder des Heilands und der Jungfrau in Antwerpen, eine Magdalena im Palast Mansi zu Lucca. Eine ganze Richtung von Genredarstellungen, zumeist Geldwechsler oder Wucherer darstellend, in großen Halbfiguren, geht auf seine Erfindung zurück; doch sind fast alle diese Bilder, abgesehen von dem Goldwäger und seiner Frau (1514; im Louvre zu Paris), von Schülern und Nachahmern, wie seinem Sohne Jan, Marinus van Roymerswale u. a. ausgeführt.

Mast, der aufrecht stehende, zur Aufnahme der Rahen u. s. w. dienende Baumstamm auf Schiffen. Da die M. auf Seeschiffen oft über 50 m lang sind, bestehen sie aus drei Stücken, von denen das unterste Untermast heißt, während man das mittlere Stenge oder Marsstenge (s. d.), das oberste Bramstenge nennt. See- und größere Flußschiffe führen zwei bis fünf M., von denen meistens einer höher als die übrigen ist und der Großmast heißt. Vor