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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Maxilla - Maximilian I. (deutscher Kaiser)

fabriziert seit 1852 Eisenbahnschienen, seit 1864 mit selbsterzeugtem Roheisen, seit 1868 mit Bessemer-, seit 1889 mit Thomasstahl. Sitz der Direktion ist seit 1892 Rosenberg (bei Amberg), wo sich die drei Hochöfen und die neuen Walzwerke befinden. Die M. besitzt außerdem ein kleineres Stabeisenwalzwerk in Fronberg (Oberpfalz), ein Walzwerk in Unterwellenborn (Thüringen) sowie Eisensteingruben bei Kamsdorf und Schmiedefeld (Thüringen) und bei Sulzbach und Auerbach (Oberpfalz).

Maxilla (lat.), Kinnlade, Kiefer (s. d. [anatom.]). M. superior, der Ober-, M. inferior sive mandibula, der Unterkiefer.

Maxillartaster, s. Insekten (Bd. 9, S.623 a).

Maxim, Hiram, Ingenieur, geb. 5. Febr. 1840 zu Sangersville im Staate Maine (Nordamerika), lernte zunächst als Wagenbauer, später als Maschinenbauer und bildete sich durch Selbstudium weiter. 1867 nahm er in Neuyork Patente auf Gasbereitungsmaschinen und machte später einige bahnbrechende Erfindungen auf dem damals ganz neuen Gebiete der elektrischen Beleuchtung. 1883 konstruierte er in London, wohin er übergesiedelt war, seine automatische Mitrailleuse, die fast in allen Staaten versucht wurde. Die Gesellschaft, die sich zur Ausnutzung der Patente bildete, hatte jedoch wenig Glück, namentlich als sie sich 1888 mit der Nordenfelt-Gesellschaft zur Maxim-Nordenfelt-Gun and Ammunition Co. vereinigte. M. selber erfand noch ein besonderes rauchloses Pulver, eine pneumatische Dynamitkanone und ist mit Verbesserungen an lenkbaren Luftschiffen beschäftigt. (S. Gasgeschütz, Maxim-Kanonen und Maxim-Mitrailleuse.)

Maxim. oder Max., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Karl Joh. Maximowicz (spr. -witsch), Direktor des Botanischen Gartens zu Petersburg, geb. 1827, gest. 1891; schrieb über die Flora des Amurlandes und Japans.

Maxima und Minima (lat.), die größten und kleinsten Werte einer Funktion. Eine Funktion f(x) einer Veränderlichen x hat für x = x0 ein Maximum (Minimum), wenn der Wert f(x0) größer (kleiner) ist als alle Werte, die f(x) annimmt, sobald x sich sehr wenig von x0 unterscheidet; dagegen braucht das Maximum (Minimum) keineswegs der größte (kleinste) Wert zu sein, den f(x) überhaupt annimmt. Z. B. hat die Funktion f(x) = x2(x-3) für x = 0 ein Maximum, denn für x = 0 ist sie = 0 und für alle Werte von x, die sich wenig von 0 unterscheiden, ist sie negativ, d. h. kleiner als 0, während sie für x>3 positiv, also größer als 0 wird. Die Differentialrechnung (s. d.) lehrt, wie man die Werte von x, für die f(x) ein Maximum oder Minimum hat, findet. Ist f'(x) der Differentialquotient von f(x) und f''(x) derjenige von f'(x), so findet man die Werte von x, für welche f(x) ein Maximum oder Minimum wird, aus der Gleichung f'(x) = 0, und zwar ist f(x) ein Maximum, wenn für das betreffende x der zweite Differentialquotient f'' (x) < 0 ist, dagegen ein Minimum, wenn f'' (x)>0 ist. Für den Fall, daß f''(x) = 0 ist, gilt für größte und kleinste Werte f'''(x) = 0, und zwar für ein Maximum noch f''''(x) < 0, für ein Minimum f''''(x) > 0, u. s. w. Auch bei expliciten Funktionen und bei Funktionen mehrerer Veränderlicher kann man die Maxima und Minima suchen. Besonders wichtig sind die Maxima und Minima bestimmter Integrale, deren Untersuchung den Gegenstand der Variationsrechnung (s. d.) bildet.

Maximal... (lat.), in Zusammensetzungen das Größte, Äußerste.

Maximalarbeitstag, s. Normalarbeitstag.

Maximaldosis, s. Arzneimittel (Bd. 1, S. 960 b).

Maxime (frz.), ein Satz (eine Ansicht, Überzeugung u. s. w.), den man zum Grundsatz seines Thuns und Lassens macht, auch soviel wie Denkspruch.

Maximilian I., deutscher Kaiser (1493-1519), Sohn Kaiser Friedrichs III. und Leonoras von Portugal, geb. 22. März 1459, wurde schon 1486 zum röm. König erwählt und nahm seitdem an den Regierungsgeschäften teil. 18 J. alt, vermählte er sich (19. Aug. 1477) mit Karls des Kühnen von Burgund Tochter und einzigen Erbin, Maria (s. d.) von Burgund, erwarb durch diese Heirat seinem Hause die burgund. Besitzungen, die er gegen Ludwig XI. von Frankreich mit Glück, besonders 1479 bei Guinegate, verteidigte, aber im Innern kaum zu behaupten vermochte, so daß er nach dem Tode Marias im Frieden zu Arras (23. Dez. 1482) Burgund und die Picardie an Frankreich überlassen mußte, ja 1488 zu Brügge von den Bürgern eine Zeit lang in Haft gehalten wurde. 1489 kehrte er nach Deutschland zurück, drang 1490 siegreich in Ungarn ein, ward Alleinbesitzer der österr. Erblande und Tirols, das der Herzog Sigmund ihm freiwillig abtrat, behauptete 1493 im Kampf gegen Karl VIII. von Frankreich, der ihm seine durch Prokuration angetraute Gemahlin, Anna von Bretagne, abwendig gemacht hatte, die Franche-Comté, erwarb später seinem Hause die Kronen von Spanien und dessen Nebenländern in drei Weltteilen und die Aussicht auf den Besitz von Böhmen und Ungarn. Nachdem M. seinem Vater 19. Aug. 1493 auf dem kaiserl. Throne gefolgt war, verheiratete er sich mit Blanca Sforza, der Tochter des Herzogs Galeazzo Sforza von Mailand. Daraus folgten seine Kriege mit Karl VIII. und Ludwig XII. von Frankreich um Mailand und Neapel, welches letztere an Spanien und mit Sicilien an des Kaisers Enkel, Karl, überging. Die unter M. auf dem Wormser Reichstage 1495 begründete, auf spätern Reichstagen wieder stark erschütterte Reichsreform (Reichsregiment, Reichskammergericht, die Reichssteuer des gemeinen Pfennigs, Einteilung in sechs, später zehn Kreise zur Aufrechterhaltung des Ewigen Friedens) ist nicht auf seine Initiative zurückzuführen, sondern das Werk der fürstl. Oligarchie unter Leitung des Erzbischofs Berthold von Mainz. Die Politik, die dem Kaiser seine Hausmacht vorschrieb und die ihn in Burgund, Italien, Ungarn und dem Reich selbst unaufhörlich beschäftigte, entfernte ihn von der ausschließlichen Vertretung nationaler Interessen. Bei alledem war er doch ein deutsch denkender Fürst, mit allen hochstrebenden Ideen des Zeitalters vertraut. Er ist der Schöpfer der neuen Infanterie, der Landsknechte, verbesserte das grobe Geschütz, unterstützte Gelehrte und Künstler und sorgte für die Universitäten, namentlich die zu Wien. Ein begeistertet Förderer des Humanismus, ließ er zugleich die Dichtungen des Mittelalters sammeln, Chroniken und Handschriften (darunter die Gudrun) abschreiben, unterstützte die bildenden Künste und das Kunstgewerbe. Er selbst hat außer mehrern Schriften über Kriegskunst, Gärtnerei, Jagd und Baukunst eine umständliche, romanhafte Beschreibung seines Lebens veranlaßt, den "Weißkunig" (s. d.).