Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

688

Maximilian II. (deutscher Kaiser) - Maximilian I. (Kurfürst von Bayern)

Eine lange Zeit wurde er auch für den Verfasser des "Theuerdank" (s. d.) gehalten, dessen Held er ist. Mit der Schweiz bestand M. 1499 einen nachteiligen Kampf; im Frieden zu Basel rissen sich die Eidgenossen vom Reich faktisch los. Dagegen gelangen ihm die friedlichen Eroberungen für das Haus Habsburg, so die Erwerbung der burgund. Erbschaft durch Heirat; auch erwarb er Görz, Gradisca, das Pusterthal und nach dem Landshuter Erbfolgestreit 1507 Teile von Bayern; durch die Wechselheirat seiner Enkel, Ferdinand und Maria, mit Anna und Ludwig, den Kindern König Wladislaws von Ungarn und Böhmen, bereitete er die Erwerbung dieser beiden Länder an sein Haus vor, die 1526 gelang. Aus seinem Zuge nach Italien nahm er 3. Febr. 1508 in Trient mit stillschweigender Einwilligung des Papstes den Titel "erwählter röm. Kaiser" an, ohne in Rom gekrönt zu sein, und machte damit die kaiserl. Würde formell von der Bestätigung durch den Papst unabhängig. 1509 trat er mit Frankreich der Liga von Cambrai bei, schloß sich aber später der Heiligen Liga gegen Frankreich an und mußte 1515 im Frieden zu Brüssel Mailand an Frankreich und Verona an Venedig abtreten. Er starb 12. Jan. 1549 zu Wels in Oberösterreich und wurde in Wienerisch-Neustadt begraben. Sein Enkel Ferdinand I. errichtete ihm zu Innsbruck ein herrliches Denkmal. Kraus veröffentlichte M.s Briefwechsel mit seinem Freund Prüschenk (Innsbr. 1875). Von seiner ersten Gemahlin hatte M. zwei Kinder, Philipp (gest. 1506), den er 1496 mit der später wahnsinnig gewordenen Infantin Johanna von Castllien vermählte, aus welcher Ehe M.s Nachfolger Karl V. hervorging, und Margarete (s. d.), die spätere Statthalterin der Niederlande. M.s zweite Ehe blieb kinderlos. - Vgl. Ulmann, Kaiser M. I. (Stuttg. 1884-91); Bachmann, Deutsche Reichsgeschichte im Zeitalter Friedrichs III. und Max I. (2 Bde., Lpz. 1884-94).

Maximilian II., deutscher Kaiser (1564-76), Sohn und Nachfolger Ferdinands I., geb. 31. Juli 1527 zu Wien, wurde trotz seiner Erziehung in Spanien als junger Mann schon vom Protestantismus berührt und erfüllte sich, obgleich Gemahl von Karls V. Tochter Maria, damals wie später, während er 1548-50 und 1551 als Statthalter in Spanien weilte, mit einer starken Abneigung gegen die Spanier und span. Wesen. Die Protestanten sahen mit großer Hoffnung auf seine dereinstige Nachfolge im Reiche, sein Vater mit ebenso großer Sorge. Die Drohung, ihn zu enterben, auf der andern Seite die Lockung mit der möglichen Nachfolge in Spanien, bewogen ihn, sich äußerlich der kath. Kirche wieder anzuschließen. Im Nov. 1562 erfolgte nunmehr seine Wahl zum röm. König, nachdem die zum König von Böhmen im September vorangegangen war, im Sept. 1563 die zum König von Ungarn. In diesen Landen und Österreich folgte er seinem Vater (25. Juli 1564), während die übrigen Erblande unter seine Brüder geteilt wurden. Die klägliche Halbheit seines äußern Bekenntnisses zu einer Kirche, der er innerlich nicht angehörte, prägte sich in seiner ganzen Regierungsführung aus. Noch immer übte er Toleranz gegen die Protestanten, dennoch haben die österr. und böhm. Stände nur nach schwerem Kampf das förmliche Zugeständnis beschränkter Religionsfreiheit errungen. Er lebte dauernd der Hoffnung einer schließlichen Einigung der streitenden Bekenntnisse und war daher besonders erbittert über die Spaltung unter den Protestanten durch den Übertritt Kurfürst Friedrichs III. von der Pfalz zum Calvinismus. Bestimmenden Einfluß auf seine Haltung gegenüber dem Glaubens- und Freiheitskampf der Niederlande hatte die Vermählung seiner Tochter Anna (1569) mit Philipp II. von Spanien. Im Reiche herrschte unter ihm nach Beilegung der unter Ferdinand I. begonnenen Grumbachschen Händel (s. Grumbach) Friede, der jedoch durch eine sehr demütigende Haltung des Reichs nach außen erkauft werden mußte. Gegen den Angriff Sultan Suleimans 1566 stellte ihm das Reich zwar eine ausnehmend hohe Streitmacht zur Verfügung, doch war sie wenig leistungsfähig, so daß M. sich lediglich auf die Verteidigung beschränkte. Nachdem Suleiman vor Szigeth gestorben war, schloß M. 1568 mit dessen Nachfolger Selim II. einen achtjährigen Frieden, der den Türken ihre Eroberungen ließ und einen jährlichen Tribut einbrachte. M. starb 12. Okt. 1576. Seine Gemahlin hatte ihm 15 Kinder geboren, von denen sein ältester Sohn als Rudolf II. in den Erblanden und im Reiche nachfolgte. M. war ein hochbegabter Mann von vielseitigem Wissen und lebendiger Auffassungsgabe, dem aber die Festigkeit und Ehrlichkeit eines tüchtigen Charakters fehlte. - Vgl. Koch, Quellen zur Geschichte M.s II. (2 Bde., Lpz. 1857-61); von Ranke, über die Zeiten Ferdinands I. und M.s II. ("Sämtliche Werke", Bd. 7, 3. Aufl., ebd. 1888); Ritter, Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation und des Dreißigjährigen Krieges, Bd. 1 (Stuttg. 1889); Schwarz, Briefe und Akten zur Geschichte M.s II. (Tl. 1 u. 2, Paderb. 1889-92); Goetz, M.s II. Wahl zum röm. König 1562 (Würzb. 1891); Hopfen, Kaiser M. II. und der Kompromißkatholicismus (Münch. 1895); die Arbeiten von Maurenbrecher und Reimann in der "Histor. Zeitschrift" und in den "Forschungen zur deutschen Geschichte".

Maximilian I., Herzog, dann Kurfürst von Bayern (1597-1651), geb. 17. April 1573 zu München als Sohn des Herzogs Wilhelm V. von Bayern, welcher ihm 1597 die Regierung abtrat. Verwaltung, Gericht und Armee, besonders das Finanzwesen, wurden von M. reformiert, die fürstl. Stellung gegenüber den ständen kräftig behauptet. Nach außen galt sein Wirken vor allem der Niederwerfung des Protestantismus. Als ihm 1607 die Achtvollstreckung gegen die prot. Reichsstadt Donauwörth übertragen wurde, behielt er die Stadt in seinem Besitz und brachte in ihr sofort den Katholicismus zur Herrschaft. Als dies Ereignis vor allem die bisher thatenscheuen Protestanten aufrüttelte und einen Teil derselben zum Zusammenschluß in der Union veranlaßte (1608), bildete M. ihnen gegenüber unter seiner Leitung die Katholische Liga (1609). Dabei stand er zugleich in eifersüchtigem Gegensatz gegen das Haus Habsburg, dessen Ausschluß von der Kaiserwürde er zeitweilig betrieben hat. Dennoch trat er nach der Empörung in deren Kronländern Ferdinand II. 1619 zur Seite, stellte gegen Verpfändung von Oberösterreich ein Heer unter Tilly, der die mit Friedrich V. von der Pfalz verbündeten Böhmen in der Schlacht am Weißen Berge bei Prag völlig schlug (1620) und sodann die Pfalz eroberte. Zum Lohn erhielt M. 1623 vom Kaiser die Oberpfalz und die pfälz. Kurwürde. Als im Fortgang des Krieges durch das Eintreten Wallensteins der Kaiser mit einer eigenen