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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Meer (van der, Maler)

sind im M. gleichfalls seltener als im süßen Wasser. Auch Reptilien finden sich nicht häufig im M.: echte Seeformen sind die Seeschildkröten (s. d.), die indessen ihre Eier auf dem Lande legen, und die Meerschlangen (s. d.); auch Krokodile geben gelegentlich ins M. und durchschwimmen große Strecken. Absolute Meeresvögel giebt es nicht, da sie mindestens an das Land gehen, um zu brüten, die meisten auch fliegen können, doch sind viele im übrigen ganz (Pinguine, Alke, Sturmvögel) oder fast ganz (Scharben, Möven) an das M. gebunden. Säugetiere besuchen das M. entweder mehr gelegentlich (s. Meerotter) oder verlassen es nach größern Pausen (Seehunde und Robben, s. d.), um an das Land zu gehen, oder endlich sie verlassen es nie (Waltiere und Sirenen, s. d.), um das Land zu besuchen, haben aber Arten, die im süßen Wasser vorkommen oder in dasselbe hineinschwimmen. Etwa gleich stark im M. wie auf dem Lande und im Süßwasser zugleich mögen die Ordnungen der Schnecken und Plattwürmer vertreten sein. Häufiger und zum Teil sehr viel häufiger sind Fische, Muscheln, Moostierchen, Schnur- und Ringelwürmer sowie Kruster im M. Fast ausschließliche Meeresbewohner sind die Mitglieder des Kreises der Hohltiere, ausschließlich sind es die der Enteropneusten (s. d.), Molluskoiden (s. d.) und Echinodermen und die Klassen der Kopffüßer, Pfeilwürmer, Armfüßer, Horn- und Kalkschwämme, Heraktinelliden und Tetraktinelliden, Anthozoen, Scheiben- und Rippenquallen und Radiolarien.

Die Zahl der das M. bewohnenden Tierarten ist bedeutend geringer als die der Land und Süßwasser bewohnenden zusammen, aber umgekehrt verhält es sich mit der Menge tierischer Substanz, da die Seetiere vielfach in unendlich viel größern Scharen auftreten als die Landtiere und weil im M. für Tiere völlig unbewohnbare Stellen kaum vorkommen: in den größten Tiefen herrscht hier noch ein reges Tierleben. Man kann die Tierwelt auch nach dem Gesichtspunkt ihres Vorkommens unterscheiden: 1) Gruppe der Gezeitentiere, zwischen den Grenzen von Ebbe und Flut. Sie sind meist stark bepanzert und haften fest an Felsen, Steinen u. s. w. oder graben sich beim Trockenlaufen des Landes in den feuchten Sand und Schlamm ein, oder verstecken sich unter Steinen, Tangbüscheln u. s. w. 2) Küstentiere, die von dem Strich der tiefsten Ebbe bis soweit, wie das Tageslicht in das M. eindringt und Pflanzen in demselben vorkommen, ihre Vertreter hat. Entsprechend der Beschaffenheit der Küsten sind die Küstentiere wieder unter sich verschieden: Bodentiere (z. B. Rochen, Plattfische u. s. w.) ruhen meist flach auf dem Boden, Felsentiere haften an Felsen oder verstecken sich in deren Klüften, Tangtiere hausen zwischen den Gebüschen der Seepflanzen, während Koralleninseltiere nur in den Lücken der Lagunen zwischen den Korallenbauten vorkommen. Alle diese verschiedenen Küstentiere sind in der Regel farbig und oft sehr bunt, und ihre Färbung ist entweder eine Schutz- oder Warnfärbung. 3) Pelagische oder Oberflächentiere, die von der Oberfläche bis etwa 300 m tief vorkommen und nach Bedürfnis und ohne Nachteil von einem Horizont zum andern steigen oder sinken können. Manche halten sich am Tage an der Oberfläche auf und ziehen sich des Nachts zurück, andere verfahren umgekehrt, fast alle aber verlassen die Oberfläche bei heftigem Wind oder bei Regen, da die meisten Seetiere das süße Wasser durchaus nicht vertragen können. Die meisten sind durchsichtig und farblos (selbst junge Fische) oder blau, besitzen sehr gute aktive oder als Sinkhemmnisse wirkende Bewegungsorgane und hydrostatische Apparate in Gestalt von Luftkammern oder Öltropfen. 4) Pelagische Tangtiere oder Sargassotiere bilden die eigenartige Fauna der Sargassomeere (s. d.). Fast alle sind den Farben des Tanges sehr ähnlich gefärbt und besitzen Klammer- und Haftorgane, wenn sie nicht überhaupt festsitzend sind. 5) Tiefseetiere (s. Tiefseeleben).

Litteratur. Maury, The physical geography of the sea and its meteorology (19. Aufl., Neuyork 1883; nach der 1. Aufl. deutsch bearbeitet von Böttger, Lpz. 1856; 2. Aufl. 1859); Schleiden, Das M. (Lpz. 1865-66; 3.Aufl., Braunschw. 1887); Krümmel, Versuch einer vergleichenden Morphologie der Meeresräume (Lpz. 1879); Boguslawski und Krümmel, Handbuch der Oceanographie (2 Bde., Stuttg. 1884-87); P. Hoffmann, Zur Mechanik der Meeresströmungen (Berl. 1884); Krümmel, Der Ocean (Lpz. und Prag 1886); J. Thoulet, Océanographie (statique) (Par. 1890); Fürst Albert von Monaco, Zur Erforschung der M. und ihrer Bewohner (deutsch von E. von Marenzeller, Wien 1891); K. Natterer, Zur Chemie des M. (ebd. 1892); Krümmel, Geophysik. Beobachtungen der Plankton-Expedition (Kiel 1893); Joh. Walther, Bionomie des M. (Jena 1893); ders., Allgemeine Meereskunde (Lpz. 1893); Schott, Wissenschaftliche Ergebnisse einer Forschungsreise zur See (Gotha 1893); Buchan, Report on oceanic circulation (Lond., Edinb., Dublin 1895); Keller, Das Leben des M. (Lpz. 1895); Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie (hg. vom Hydrographischen Amt der kaiserl. Admiralität).

Meer, van der, Name mehrerer niederländ. Maler des 17. Jahrh.

Jan van der M., geb. 1628 zu Haarlem, gest. daselbst 1691, gehört zu den hervorragenden Landschaftern der Haarlemer Schule. Er liebte es, einerseits flache Gegenden mit weiten Fernblicken, andererseits Waldlandschaften von poet. Komposition und warmer Färbung zu malen.

Jan van der M., Sohn des vorigen, geb. 1656 zu Haarlem, gest. 28. Mai 1705, erhielt von seinem Vater die erste Anleitung und wurde dann von N. Berghem unterrichtet. Er malte Landschaften mit Tierstaffage und Seestücke; seine Arbeiten zeugen von Naturstudium und Kompositionstalent, haben aber bereits eine gewisse Manier und Zerfahrenheit. Man besitzt auch einige treffliche Radierungen von ihm (besonders ein stehendes und ein liegendes Schaf).

Ein anderer Jan van der M., gewöhnlich Vermeer genannt, geb. 1632 zu Delft, gest. 1675, ist, wie Pieter de Hoogh, im eigentlichsten Sinne ein Maler des Lichtes gewesen. Das eigentümliche Spiel des hellen, durch die Fenster einfallenden Lichtes in einem Binnenraum ist der ihn vorzugsweise beschäftigende Vorwurf, den er in mannigfachster, stets geistreicher und äußerst reizvoller Weise löst. In der Regel sind es nur einzelne Figuren, die er darstellt: Eine sich schmückende Frau (Berlin), Ein Mädchen mit dem Weinglas (Braunschweig; s. Tafel: Niederländische Kunst VI, Fig. 4), Die Briefleserin (Amsterdam und Dresden), Der Geometer (Frankfurt a. M.), Dame am Klavier (seit 1893 in London). Nur selten giebt er Gruppen, so in dem herrlichen Maleratelier (Wien, Galerie Czer-^[folgende Seite]