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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Memorabel - Memphis

Roland, Mirabeau, Camille Desmoulins. Noch reicher ist die Napoleonische Zeit an M.; fast alle Generale, aber auch viele andere Personen, die mit Napoleon I. in Berührung kamen, haben ihre Beobachtungen und Erlebnisse der Nachwelt überliefert, so Eugen Beauharnais, Las Cases, Lavalette, die Herzogin Abrantes, Frau von Rémusat. Aus späterer Zeit haben noch die M. von Carnot, Broglie, Châteaubriand, George Sand, Guizot und Marschall Marmont Bedeutung.

In Deutschland brachten die Kämpfe der Reformationszeit eine kurze Blüte der Memoirenlitteratur, in der Götz von Berlichingen, das Tagebuch vom Schmalkaldischen Kriege des Viglius van Zwichem, Sebastian Schärtlin von Burtenbach, für die zweite Hälfte des 16. Jahrh. besonders der Ritter Hans von Schweinichen hervorragen. Dann findet man erst in der Zeit Friedrichs d. Gr. wieder Werke von geschichtlichem Werte, so die "Denkwürdigkeiten" dieses Königs selbst, die des Freiherrn von Pöllnitz, die M. der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth. Dem 19. Jahrh. gehören die M. des Staatsmannes Gentz, des Herzogs Eugen von Württemberg, der Gräfin von Voß, Varnhagens von Ense, Metternichs, Gagerns, Arndts, des Ritters von Lang, Hormayrs u. a. an. Großes Aufsehen in neuester Zeit erregten die Aufzeichnungen des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha "Aus meinem Leben und aus meiner Zeit" (3 Bde., Berl. 1887-89 u. ö.). - Auf dem Gebiete der litterar. Denkwürdigkeiten besitzt Deutschland an Goethes "Dichtung und Wahrheit" und einigen ähnlichen Werken Schöpfungen von unvergänglichem Werte. Für das 18. Jahrh. sind hier Christian Wolf und J. J. Moser, für das 19. Hoffmann von Fallersleben, H. Leo, Gustav Freytag, Bodenstedt, Hamerling, Graf Schack, A. Springer zu nennen.

Memorabel (lat), denkwürdig-, Memorabilien, Denkwürdigkeiten.

Memorandum (lat.), etwas zu Erinnerndem, zu Notierendes; ein dafür bestimmtes Buch (Memorandenbuch, Memorial, s. d.). - M. for charter, s. Chartepartie.

Memoria (lat.), Gedächtnis; ad oder in perpetuam memoriam, zum ewigen Gedächtnis; in memoriam, zur Erinnerung, Mahnung.

Memorial (Memoriale, Promemoria, lat.), Eingabe, Schrift, worin man Hochstehenden oder Vorgesetzten etwas zur Erwägung und Berücksichtigung vorträgt. M. heißt auch in der kaufmännischen Buchhaltung (s. d.) das Grundbuch, in welchem die Geschäftsvorgänge mit Ausnahme der Kassenposten, für welche das Cassabuch (s. d.) besteht, in chronol. Reihenfolge eingetragen werden. In Warengeschäften läßt man häufig auch die Einkäufe und Verkäufe von Waren aus dem M. weg und führt für solche Posten besondere Grundbücher (s. Einkaufsbuch und Verkaufsbuch). In der einfachen Buchführung braucht man für M. öfters den Namen Journal. Auch andere Namen, wie Prima-Nota, Manual, Kladde kommen vor; doch bezeichnen diese wie Brouillon eigentlich nur die erste Niederschrift der Posten, ehe sie auf die einzelnen Grundbücher verteilt werden. Ein Memorialposten der einfachen Buchführung enthält: das Datum der Eintragung, den Namen des (persönlichen) Schuldners oder des (persönlichen) Gläubigers mit dem Zusatz Soll (Sollen) oder Haben, die Beschreibung des Geschäftsvorfalls und den Betrag. In der doppelten Buchführung wird zu Beginn des Postens sowohl das Conto angegeben, welches zu belasten, als auch dasjenige, welches zu erkennen ist. Bei dieser Methode werden außerdem in gewissen Zeiträumen die Posten aus dem M. in das Journal (s. d.) und von diesem in das Hauptbuch (s. d.) übertragen.

Memorieren (lat.), dem Gedächtnis einprägen, auswendig lernen; memorisieren, zur Erinnerung aufzeichnen; memoriter, aus dem Gedächtnis, auswendig.

Memorierübungen, s. Gedächtnisübungen.

Memphis (ägypt. Mennufer), die älteste Hauptstadt von Unterägypten, deren Ruinen jetzt bei dem Dorfe Mit Rahine, mehrere Stunden südlich von Kairo, auf dem westl. Nilufer zu sehen sind. Die Stadt wurde nach Manethôs und Herodot bereits von dem ersten geschichtlichen Könige Ägyptens, Menes, gegründet und zu seiner Residenz erhoben. Seit dieser Zeit blieb sie die erste Stadt des Reichs, bis gegen Ende des Alten Reichs in der 12. Dynastie sich Theben ihr zur Seite stellte, welches in der ersten Hälfte des Neuen Reichs während der großen theban. Dynastien M. an Macht und Pracht sogar überstrahlte. In späterer Zeit wurde der Königssitz zuweilen wieder nach M. zurückverlegt, bis er schließlich definitiv auf Alexandria überging. Die größten Pharaonen, auch die der theban. Dynastien, wetteiferten, den Glanz von M. durch prächtige Bauwerke zu erhöhen, namentlich durch stattliche Erweiterungen des Haupttempels, der bereits von Menes selbst gegründet und dem Ptah oder Hephästos geweiht war. Nach dem Tempel dieses Lokalgottes wurde die Stadt auch "Haus des Ptah" genannt; ihren Namen Mennufer hat sie von der unmittelbar neben ihr liegenden gleichnamigen Pyramide des Königs Pepi erhalten. Jetzt sind nur noch unförmliche Schutthügel auf der Stelle des alten M. zu sehen und kaum noch der Umfang des Ptahtempels und der Königsburg zu erkennen. Auch die an verschiedenen Punkten durch Mariette auf Kosten der ägypt. Regierung angestellten Ausgrabungen waren nicht umfangreich genug, um erhebliche Resultate zu gewähren. Die großartigsten Zeugen der uralten Pracht und Bedeutung von M. sind aber die Pyramiden, die 1851 aufgefundenen Apiskatakomben und unzählige Privatgräber, die sich am Saume der Libyschen Wüste von Abu-Roasch, Kairo gegenüber, bis zum Fajum hinaufziehen. Pläne der Ruinen von M. und den zugehörigen Nekropolen enthalten Lepsius' "Denkmäler aus Ägypten", Abteil. 1 (Berl. 1849 fg.), Bl. 9-50.

Memphis, Hauptstadt des County Shelby im nordamerik. Staate Tennessee, mit (1890) 64 495 E., gegen 33 592 im J.1880, nach Nashville die bedeutendste Stadt des Staates, auf einem Bluff (s. d.) des linken Mississippi-Ufers (Bluff City), sendet Bahnen nach neun Richtungen aus und steht durch Dampfer mit St. Louis und Neuorleans in Verbindung. Zwischen diesen beiden Städten ist es Hauptstapelplatz. Am wichtigsten ist der Handel mit Baumwolle, Holz, Materialwaren, Gewürzen, Schuhen, Steingut, Getreide und Provisionen. Die Industrie ist weniger bedeutend. M. hat eine Baumwollbörse und Handelskammer, schönes Zollhaus, Parks, 4 Theater, Denkmal Jacksons und eine Cosset-Freibibliothek. Eine Eisenbahnbrücke (seit 1892) überschreitet den Fluß in 5 Bogen von zusammen 791 m Länge; mit dem Vorort Raleigh ist M. durch eine elektrische Bahn verbunden.