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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mencius - Mendelssohn

des Jahres den oder die Heiligen mit den zur kirchlichen Feier des Tags gehörenden Troparien und Synaxarien u. s. w. nennt; es umfaßt 12 Bände, deren jeder einen Monat enthält (offizielle Ausg., Vened. 1522 u. ö.).

Mencius, s. Meng-tze.

Mencke, deutsche Gelehrtenfamilie, aus der besonders hervorzuheben sind:

Otto M., geb. 22. März 1044 zu Oldenburg, gest. 29. Jan 1707 als Professor der Moral zu Leipzig, wurde durch die Herausgabe der "Acta Eruditorum" (s. d.) Begründer der ersten in Deutschland erscheinenden gelehrten Zeitschrift.

Johann Burkhard M., Sohn des vorigen, geb. 27. März 1675 (nach andern 8. April 1674) zu Leipzig, studierte daselbst Theologie und wurde 1699 Professor der Geschichte; 1708 ernannte ihn Friedrich August zu seinem Historiographen. Er starb 1. April 1732 in Leipzig. Bleibendes Verdienst erwarb er sich durch die Herausgabe der "Scriptores rerum Germanicarum, praecipue Saxonicarum" (3 Bde., Lpz. 1728-30). Größtes Aufsehen machte er durch seine satirischen "De charlataneria eruditorum declamationes duae" (Lpz. 1715 u. ö.), die sowohl ins Deutsche wie in mehrere andere fremde Sprachen übersetzt wurden. Nach seines Vaters Tode setzte er die "Acta Eruditorum" fort; auch begründete er 1715 die "Neuen Zeitungen von gelehrten Sachen"; beide Blätter setzte sein Sohn Friedrich Otto M. (geb. 3. Aug. 1708, gest. 14. März 1754 zu Leipzig) fort. Burkhard M. war zugleich unter dem Namen Philander von der Linde ein beliebter Dichter und Vorsteher der Deutschübenden poet. Gesellschaft in Leipzig. Seine Gedichte erschienen in vier Teilen (Lpz. 1710-13). - Vgl. Rich. Treitschke, Burkhard M. (Lpz. 1842).

Anastasius Ludwig Mencke(n) (Menken), der Urenkel eines Vetters des obengenannten Otto M., geb. 2. Aug. 1752, gest. 5. Aug. 1801 in Potsdam als preuß. Geh. Kabinettsrat, ist durch seine Tochter Luise Wilhelmine Großvater des Fürsten Bismarck. - Vgl. Hüffer, Anastasius Ludwig Mencken, der Großvater des Fürsten Bismarck und die Kabinettsregierung in Preußen (Bonn 1890).

Mendäer, Mendaiten, s. Mandäer.

Mendana-Inseln (spr. -dannja), s. Marquesasinseln.

Mende (spr. mangd). 1) Arrondissement des franz. Depart. Lozère, hat 1777,03 qkm, (1891) 51 185 E., 67 Gemeinden und 7 Kantone. - 2) Hauptstadt des franz. Depart. Lozère, in einem tiefen Thale am linken Ufer des Lot, am Fuße der Causse de M. (1060 m) und an der Linie Séverac-M. der Südbahn, Sitz eines Bischofs, eines Gerichtshofs erster Instanz, hat (1891) 5580, als Gemeinde 7878 E., darunter viele Protestanten, in Garnison einen Teil des 122. Infanterieregiments, schöne Kathedrale, Statue Papst Urbans V. von Dumont, ein Großes und ein Kleines Seminar, ein Collège; Wollspinnerei, Tuchfabrikation, Färberei und Handel. Oberhalb der Stadt die Einsiedelei St. Privat.

Mendel, Mendelpaß, 1880-85 erbaute Militärstraße in Tirol, führt von Bozen nach Fondo ins Nonsbergthal. Die Paßhöhe (1360 m) ist Sprachgrenze und gewährt wie auch der nahe gelegene Penegal (1738 m) eine weite Aussicht.

Mendel, David, s. Neander, Aug. Wilh.

Mendelejew (spr. -jeff), Dmitrij Iwanowitsch, russ. Chemiker, geb. 7. Febr. 1834 zu Tobolsk in Sibirien, studierte von 1850 an Naturwissenschaften am Pädagogischen Institut in Petersburg, wurde während des Krimkrieges als Gymnasiallehrer nach Odessa geschickt, schon 1856 jedoch als Privatdocent an der Petersburger Universität zugelassen. 1859-61 hielt er sich mit Unterstützung der russ. Regierung in Heidelberg auf, wurde 1863 Professor an dem Technologischen Institut, 1866 an der Universität in Petersburg, wo er noch als Professor emeritus Vorlesungen über allgemeine Chemie hält. Die wissenschaftlichen Arbeiten M.s gehören fast ausnahmslos dem Gebiete der physik. Chemie an. Sie gipfeln in seiner bedeutendsten wissenschaftlichen That, der Aufstellung des Periodischen Systems der chemischen Elemente (s. d.) und in der aus diesem hervorgehenden Voraussagung des Vorhandenseins und der Eigenschaften bisher unbekannt gebliebener chem. Grundstoffe, welche in der bald folgenden Entdeckung des Galliums und Germaniums ihre überraschende Rechtfertigung fand. Sein bedeutendstes größeres Werk sind die seit 1869 vielfach aufgelegten "Grundlagen der Chemie" (deutsch, Petersb. 1891).

Mendeli, Gebirge, s. Pentelikon.

Mendelssohn, Moses, philos. Schriftsteller, geb. 6. Sept. 1729 zu Dessau, von jüd. Abkunft, zog sich durch frühzeitige geistige Anstrengung ein Nervenleiden zu, als dessen Folgen Rückgratskrümmung und Kränklichkeit zurückblieben. Seit 1743 lebte M. in Berlin, wurde 1750 Hauslehrer, 1754 Buchhalter bei dem jüd. Seidenfabrikanten Bernhard und testamentarisch zum Geschäftsteilnehmer bestimmt, was er bis zu seinem Tode, 4. Jan. 1786, blieb. Mit Lessing, dessen Freundschaft er seit 1754 genoß, gab er 1755 die anonyme Schrift "Pope ein Metaphysiker" (Danzig) heraus. In demselben Jahre erschien die erste Auflage von M.s Briefen "Über die Empfindungen", die sich durch Natürlichkeit der Darstellung auszeichnen. M. trat auch mit Abbt und Nicolai in enge Verbindung und nahm Anteil an der "Bibliothek der schönen Wissenschaften" sowie an den "Briefen, die neueste Litteratur betreffend". Von der Berliner Akademie erhielt er 1763 den auf die Beantwortung der Frage "Über die Evidenz in metaphysischen Wissenschaften" gesetzten Preis. 1767 veröffentlichte er den "Phädon, oder über die Unsterblichkeit der Seele" (neu hg. von Bodek, Bd. 28 der "Bibliothek der deutschen Nationallitteratur des 18. und 19. Jahrh.", Lpz. 1869). Die Ideen, die M. in seinem "Jerusalem oder über religiöse Macht und Judentum" (Berl. 1783: neu hg. von Bodek, gemeinsam mit dem "Phädon") niederlegte, griffen tief eingewurzelte Vorurteile seiner Stammesgenossen an, um deren geistige Bildung er sich auch sonst große Verdienste erwarb. In den "Morgenstunden" (Berl. 1785) gab er die Grundzüge seines philos. Systems, besonders die Lehre vom Dasein Gottes. In der Schrift "Moses M. an die Freunde Lessings" (Berl. 1786) suchte er die Behauptung F. H. Jacobis, Lessing sei Spinozist gewesen, zu widerlegen. Mehr nüchtern als tief, ohne eigene schöpferische Kraft, als Philosoph Schüler Shaftesburys, als Ästhetiker flacher Idealist, gehörte M. doch dank seiner durchsichtigen klaren Darstellung zu den geschätztesten Popularphilosophen der Aufklärungszeit. Die vollständigste Ausgabe seiner "Gesammelten Schriften" besorgte sein Enkel G. B. M. (7 Bde., Lpz. 1843-45), seine "Schriften zur Philosophie, Ästhetik und Apologetik" gab Brasch (2 Bde., ebd. 1880; 2. Aufl. 1881), "M. M., Ungedrucktes und Unbekanntes