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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Mendelssohn-Bartholdy; Menden

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Mendelssohn-Bartholdy - Menden

von ihm und über ihn" (ebd. 1883) Keyserling heraus. Ein Denkmal M.s in Dessau wurde 18. Juni 1890 enthüllt. - Vgl. Kayserling, M. M., sein Leben und seine Werke (Lpz. 1888).

Joseph M., ältester Sohn des vorigen, geb. 11. Aug. 1770, gest. 24. Nov. 1848, gründete mit seinem Bruder Abraham M. (geb. 10. Dez. 1776, gest. 19. Nov. 1835 zu Berlin), dem Vater Felix Mendelssohn-Bartholdys, 1805 zu Berlin das Bankhaus "Mendelssohn & Comp.", das von Josephs Sohn, Alexander M., und Abrahams Sohn, Paul Mendelssohn-Bartholdy, fortgeführt wurde. Gegenwärtig sind die Inhaber: Josephs Enkel, Franz M., Abrahams Enkel, Ernst Mendelssohn-Bartholdy, und Josephs Urenkel, Robert M.

Moses M. zweite Tochter verheiratete sich in zweiter Ehe mit Friedrich von Schlegel (s. Schlegel, Dorothea von).

Mendelssohn-Bartholdy, Felix, Komponist, geb. 3. Febr. 1809 zu Hamburg als Sohn des Bankiers Abraham Mendelssohn und Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn, kam 1812 mit seiner Familie nach Berlin, wo deren Haus bald ein Sammelpunkt wissenschaftlicher und künstlerischer Berühmtheiten wurde. Nachdem ihm die Mutter (Schwester des Legationsrates Salomon Bartholdy) den ersten Klavierunterricht erteilt hatte, wurde er durch Ludw. Berger (Klavier) und Zelter (Komposition) weiter gebildet. 1821-25 entstanden mehrere Klavierquartette, die Oper "Die Hochzeit des Gamacho" (1827 in Berlin aufgeführt) und das berühmte Streichoktett. Aus den J. 1826-28 stammen die Ouverturen zum "Sommernachtstraum" und "Meeresstille und glückliche Fahrt", welche Werke seinen Ruhm mit begründet haben. M. unternahm 1829 seine erste Kunstreise nach London. Im Mai 1830 ging er nach Italien, 1831 nach Paris, London u. s. w. Die Eindrücke dieser zwei Reisejahre hat er später in seinen "Reisebriefen" (Lpz. 1861; 9. Aufl. 1882) beschrieben. Außer vielen Kirchenstücken gehören dieser Zeit eine Reihe kleinerer Sachen an, wie die Hebriden-Ouverture, die ersten Lieder ohne Worte, die "Walpurgisnacht" (später umgearbeitet), das G-moll-Konzert, das H-moll-Capriccio, zum großen Teil die Sinfonien in A-dur und A-moll und die Ouvertüre zum "Märchen von der schönen Melusine". Nachdem M. 1833 zum drittenmal England besucht hatte, trat er im Herbst desselben Jahres das Amt als städtischer Musikdirektor in Düsseldorf an, wo er neben Immermann bis 1835 wirkte.

Mit der Übersiedelung nach Leipzig (1835) begann M.s reichste und vielseitigste Thätigkeit. Bis 1841 dirigierte er fast ununterbrochen die Gewandhauskonzerte. Auch vollendete er sein Oratorium "Paulus", dessen Anfänge er mit nach Leipzig brachte und das 1836 beim Musikfest in Düsseldorf zuerst aufgeführt wurde. Ferner gehören jener Zeit an das Klavierkonzert in D-moll, der 42., 95. und 114. Psalm, die Ouvertüre zu "Ruy-Blas", das Klaviertrio in D-moll, die Sinfonie-Kantate "Lobgesang" (zur 400jährigen Jubiläumsfeier der Buchdruckerkunst komponiert) u. s. w. Bereits 1837 hatte sich M. mit Cäcilie Jeanrenaud, der Tochter eines reform. Predigers in Frankfurt a. M., vermählt. Der König von Preußen berief ihn 1841 nach Berlin, wo er die Musik zu Sophokles' "Antigone" vollendete. Anfang 1842 kehrte er nach Leipzig zurück, dirigierte aufs neue die Gewandhauskonzerte, schuf 1843 seine Musik zum "Sommernachtstraum" und rief das Konservatorium der Musik ins Leben. Im Winter 1843 ging er abermals nach Berlin, wo er nun mit dem Titel eines königl. General-Musikdirektors einen bestimmten Wirkungskreis als Leiter der Kirchenmusiken im Dom, der Sinfonie-Soireen der königl. Kapelle u. s. w. erhielt. Ungeachtet aller Auszeichnung von seiten des Königs konnte er dessen Pläne zur Reorganisation der Musik in Berlin nicht zur Ausführung bringen. M. löste das Verhältnis in Berlin und begab sich zunächst nach Frankfurt a. M., im Aug. 1845 wieder nach Leipzig, wo er die Musik zu Sophokles' "Ödipus in Kolonos" und die Neubearbeitung der schon früher (1843) komponierten Musik zu Racines "Athalia" vollendete. 1846 ging er nach Birmingham, wo sein Oratorium "Elias" zum erstenmal aufgeführt wurde. Nachdem er im Winter 1846-47 wieder Gewandhauskonzerte zu Leipzig geleitet und einen Besuch in England gemacht hatte, verlebte er den Sommer 1847 in Baden-Baden und der Schweiz und kehrte im September nach Leipzig zurück. Hier erkrankte er zu Anfang Oktober und starb 4. Nov. 1847; er wurde in Berlin beigesetzt. Eine Bronzestatue vor dem Neuen Gewandhaus in Leipzig wurde 26. Mai 1892 enthüllt.

Mit einem melodischen Talent, wie es sich in der deutschen Musik seit Mozart und Schubert kaum wieder gezeigt hatte, verband M. eine umfassende musikalische und allgemeine Bildung. Er war der erste, der die Formen der ältern Meister für die neue Komposition benutzte und die bedeutenden Werke des 18. Jahrh. wieder nachdrücklich in das Musikleben der Gegenwart einführte. Seine Aufführung von Bachs Matthäuspassion (Berlin 14. April 1829) ist der Ausgangspunkt einer Renaissance geworden, in der wir noch stehen. Von seinen zahlreichen Kompositionen für Gesang sind die meisten allgemein beliebt geworden. Eine Oper "Lorelei" (ausgeführt von M. Bruch) und ein Oratorium "Christus" blieben unvollendet. Mit seinen Oratorien "Paulus" und "Elias" hat M. großen Erfolg gehabt; sie gehören einer Mischform an, da in Nachahmung Bachs prot. Choräle eingestreut sind. Eine Gesamtausgabe von M.s Werken erschien 1871-77 (kritisch revidiert von Rietz) in Leipzig. - Vgl. M.s Briefe, hg. von seinem Bruder mit biogr. Nachrichten (Bd. 1: Reisebriefe 1830-32, 9. Aufl., Lpz. 1882; Bd. 2: Briefe 1833-47, 6. Aufl., ebd. 1875); E. Polko, Erinnerungen an Felix M. (ebd. 1868); Ed. Devrient, Meine Erinnerungen an Felix M. und seine Briefe an mich (3. Aufl., ebd. 1891); Reißmann, Felix M. Sein Leben und seine Werke (3. Aufl., ebd. 1893); Hiller, Felix M. Briefe und Erinnerungen (Köln 1874; 2. Aufl. 1878); Karl Mendelssohn-Bartholdy, Goethe und Felix M. (Lpz. 1871); Hensel, Die Familie M. 1729-1847. Nach Briefen und Tagebüchern (8. Aufl., 2 Bde., Berl. 1895); Lampadius, F. M. (Lpz. 1886); J. Eckardt, Ferd. David und die Familie M. (ebd. 1888); Briefe von F. M. an I. und Ch. Moscheles, hg. von F. Moscheles (ebd. 1888); Briefwechsel zwischen Felix M. und Jul. Schubring, hg. von Schubring (ebd. 1892). - Mendelssohn-Stiftungen, von denen Stipendien an Komponisten und ausübende Tonkünstler verliehen werden, bestehen in London ("Mendelssohn Sholarship^[richtig: Scholarship]") und Berlin. - Über M.s Schwester Fanny, s. Hensel, Wilhelm.

Menden, Stadt im Kreis Iserlohn des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, an der Hönne und der Neben-^[folgende Seite]