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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Merseburger Zaubersprüche - Merw

August von Sachsen, einen jüngern Bruder des Herzogs Moritz, zum Administrator des Stifts; doch mußte dieser nach der Schlacht bei Mühlberg 1547 noch einmal einem kath. Bischof, Michael Helding, genannt Sidonius, weichen; nach dessen Tode (1561) aber kam die Administration des Stifts wieder an Kursachsen. Zufolge des Testaments des Kurfürsten Johann Georg I. wurde dessen dritter Sohn, Christian, 1656 der Stifter der herzogl. Linie Sachsen-Merseburg, die aber 1738 wieder erlosch. Schon 1731 hatte das Domkapitel mit Kursachsen den Vergleich abgeschlossen, künftig stets den Kurfürsten von Sachsen als Administrator zu postulieren, und dieser dagegen versprochen, das Kapitel im Besitze seiner Rechte zu belassen. So blieb es, bis durch den Wiener Kongreß 1815 das Stift, welches unter der Verwaltung einer besondern Stiftsregierung stand und die Ämter M., Schkeuditz, Lützen und Lauchstädt umfaßte, zum größten Teil an Preußen kam. Das Domkapitel besteht noch gegenwärtig, ist jedoch nicht mehr vollzählig. - Vgl. Schmekel, Histor.-topogr. Beschreibung des Hochstifts M. (Halle 1857-58).

Merseburger Zaubersprüche, s. Zaubersprüche.

Merseghun, s. Mersiwan.

Mers el-Kebir, s. Oran.

Mersen, richtiger Meerßen, Ort in der niederländ. Provinz Limburg, bei Maastricht, an der Linie Aachen-Antwerpen, bekannt durch den Vertrag (870) zwischen Ludwig dem Deutschen und Karl dem Kahlen, durch welchen fast ganz Lothringen an Deutschland kam.

Mersey (spr. mörsĕ), wichtiger Fluß in England, kommt von der Penninischen Bergkette, durchfließt Stockport, bildet die Grenze zwischen den Grafschaften Lancashire und Chester und vereinigt sich mit dem Irwell (s. d.). Unterhalb Warrington erweitert sich die M. bei ihrer Mündung in die Irische See zu einem 32 km langen Ästuar, das zwischen Liverpool und Birkenhead etwa 1500 m breit und auf 10 km weit mit Docks gesäumt ist. Bei Eastham zweigt der Manchester-Schiffskanal (s. d.) ab. Die Länge ihres Laufs beträgt 109 km. Die Mündung ist durch Festungswerke geschützt. Die Barre bietet bei der hohen Flut (7,5 m) auch den größten Schiffen keine Schwierigkeit. Der Queen-Channel ist die beste Fahrstraße. Kanäle, die bei Ebbe geöffnet werden, räumen die Sinkstoffe in kürzester Zeit fort.

Mersiwan, Mersifun oder Merseghun, Stadt im NW. des kleinasiat.-türk. Wilajet Siwas, im O. des Kisil-Irmak, mit einem Silberbergwerk und 11 000 E. Es ist das antike Phazemon.

Merswin, Rulman, s. Rulman Merswin.

Mertensia Willd., Pflanzengattung aus der Familie der Gleicheniaceen (s. d.) mit gegen 30 besonders tropischen Arten. Es sind krautartige Farnkräuter mit kriechendem Wurzelstock und meist dichotom verzweigten Wedeln. Die bekannteste Art ist M. dichotoma Willd., in den Tropen weit verbreitet. Die Rhizome enthalten sehr viel Stärkemehl und dienen in einigen Ländern in geröstetem Zustande als Nahrungsmittel.

Merthyr Tydfil (spr. mör-) oder Merthyrtydvil, Parlamentsborough (zwei Abgeordnete) in der engl. Grafschaft Glamorgan, die volkreichste Stadt in Wales und Hauptort des Eisen- und Steinkohlenbezirks von Südwales, im obern Thale des Taff gelegen, durch Kanal und Eisenbahn (39,4 km) mit Cardiff verbunden, hat (1891) 11 093 Häuser und 58 080 E. gegen 48 861 im J. 1881. Der Ort ist eigentlich nur ein Komplex von Eisenwerken und Arbeiterwohnungen. Vor 30 Jahren noch ein unbedeutendes Dorf, hat M. T. durch seinen Reichtum an Steinkohlen, Eisenerz und Kalk einen ungeheuren Aufschwung genommen. Das Eisenerz liefert hier 35 Proz. Metall. Zu den bedeutendsten Werken gehören die Cyfarthfa Iron Works und in Dowlais bei M. T. die Dowlais Iron and Steel Works. Zahlreiche Kohlenbahnen durchziehen die mit Hochöfen übersäte Umgebung.

Mertwyj Kultúk (spr. mjórt-), d. i. Toter Meerbusen, seit 1884 Meerbusen des Thronfolgers (russ. Saliw Zesaréwitscha) genannt, flacher Busen im NO. des Kaspischen Meers, 170 km lang und mit 5835 qkm Flächenraum. Der Ausgang des M. K., der in südwestl. Richtung weit hinter die Halbinsel Busatschi eindringt, heißt Kaidak oder Tjuk-karasu (2975 qkm).

Meru, in der ind. Mythologie Name des Götterberges, der als Mittelpunkt der Welt und ganz aus Gold bestehend gedacht wird.

Meru (in der Massaisprache Döno Erok, d. i. dunkler Berg), Berg im Massailand in Deutsch-Ostafrika, westlich vom Kilima-Ndscharo, erhebt sich aus der 1200 m ü. d. M. gelegenen fruchtbaren Weidefläche Sigirari zu etwa 4460 m Höhe. Der Schnee, den er zeitweilig im Juli trägt, schmilzt rasch, so daß der M. gewöhnlich als eine dunkle Masse im Gegensatz zum Kilima-Ndscharo erscheint. Der M. wurde noch von keinem Europäer bestiegen.

Merulius, s. Hausschwamm.

Merum imperium (lat.), s. Gladii potestas.

Merveille (frz., spr. -wéj), Wunder; à merveille, zum Wundern, trefflich.

Merveilleuses (frz., spr. -wĕjöhs', "Wunderbare") nannte man in Frankreich zur Zeit des Direktoriums diejenigen Frauenzimmer, welche meist nur eine hoch gegürtete, mit einer Taille versehene Tunika nach altgriech. Schnitt und übertrieben geformte Hüte und Frisuren trugen. Das männliche Seitenstück waren die Incroyables (s. d.).

Merw. 1) Oase im SO. der Turkmenischen Wüste in Vorderasien, zu beiden Seiten des Flusses Murghab, der 24 Kanäle mit Wasser versieht und sich nordwestlich von M. im Sande verliert. Sie wird auf 4000 qkm geschätzt mit 48 000, nach andern nur 25 000 Kibitken, das sind 240 000 oder 125 000 E., meist Teke-Turkmenen. Neuerdings werden auch nur 110 000 E. angegeben. Das Klima ist ungesund, die Sümpfe des Murghab erzeugen gefährliche Fieber. Regen ist selten, die Temperatur im Sommer bis 36° C. im Schatten, im Winter bis -7°, Schnee im Januar nicht selten. Im Sommer bilden Insekten aller Art eine große Plage. Der Boden ist gut bebaut, Kanäle sehr zahlreich; die Wege ziehen sich zwischen Melonenanpflanzungen, Gersten- und Reisfeldern hin. 1886 wurden gezählt: 17 000 Pferde, 22 000 Esel, 44 000 Stück Rindvieh, 150 000 Kamele und 700 000 Schafe. - 2) Kreis im südöstl. Teil des russ.-centralasiat. Gebiet Transkaspien, deckt sich im wesentlichen mit der Oase. Bei Bairam-ali, an der Transkaspischen Eisenbahn, die kaiserl. Domäne Murghab mit großartigen Anlagen für künstliche Bewässerung. - 3) Hauptort der Oase und des Kreises M., rechts am Murgbab und an der Transkaspischen Eisenbahn, ist nur die Bezeichnung einer kultivierten Fläche, die durch eine Ringmauer von 4 km zur Festung gemacht ist und bei den Ein-^[folgende Seite]