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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Meßgewand - Messina

Meßverkehr eingehenden Contogütern (s. Fortlaufendes Conto und Kontierung) und von gewissen Waren des freien Verkehrs erhoben wurde, um die Zollverwaltung für die ihr durch den Meßverkehr erwachsende Steigerung des Verwaltungsaufwandes schadlos zu halten. Jetzt sind die M. beseitigt.

Meßgewand, die Kleidung des kath. Priesters beim Messelesen; weiß vom Christabend bis mit Octava Epiphaniae, wie auch in den Messen an den Festen des Herrn, de Maria Virgine, de Confessoribus, de Virginibus und in Paschate; rot vom Pfingstheiligabend bis zum folgenden Sonnabend, wie auch in den Festtagen der Apostel und Märtyrer; grün von der Octava Epiphaniae bis zu Septuagesimae und nach dem Trinitatisfest; violett vom ersten Advent bis zum Christabend, auch in der Fastenzeit; schwarz am Karfreitage und bei den Seelenmessen.

Messiade, oft gebrauchte Bezeichnung für das religiöse Epos "Messias" von Klopstock (s. d.).

Messianische Weissagungen, s. Messias.

Messianismus, s. Towianski.

Messias, griech. Umformung des hebr. maschiach, d. h. Gesalbter, entsprechend dem griech. Christus (s. d.), im Alten Testament häufig Bezeichnung von Königen. In der Zeit des Verfalles des jüd. Staates erwartete das Volk die Erscheinung eines Königs aus Davids Geschlecht, der die alte Herrlichkeit Israels, als deren Ideal die Regierung Davids galt, zurückführen werde. Die Propheten gaben dieser national-polit. Hoffnung eine religiös-sittliche Färbung, indem sie die Herrschaft jenes "Gesalbten" zugleich als eine Zeit der vollendeten Theokratie, der vollkommenen Frömmigkeit des Gottesvolks und der allgemeinen Verehrung des allein wahren Gottes auf Erden schilderten. Die Form der Vorstellung des M. ist zu verschiedenen Zeiten eine sehr verschiedene gewesen. Der Erwartung eines persönlichen M. aus Davids Geschlecht trat bereits in der Zeit des Exils die Vorstellung von dem "Knechte Gottes" zur Seite, worunter man den bundestreuen Teil des Volks verstand, der nach vielen Leiden endlich des verheißenen Glücks teilhaftig werden sollte. Zur Zeit des zweiten Tempels trat die Hoffnung auf den gesalbten "Sohn Davids" immer mehr zurück, wogegen die Erwartung der dem jüd. Volke bevorstehenden Weltherrschaft immer lebendiger wurde. Doch scheint in den letzten Zeiten vor Christus die schriftgelehrte Beschäftigung mit dem Alten Testament in demselben Maße, als unter der Römerherrschaft die Hoffnungen auf die glänzende Zukunft Israels sich steigerten, auch den Glauben an einen persönlichen M. von neuem belebt zu haben. Jesus hat die messianische Hoffnung auf seine Person bezogen und in ihr die volkstümliche Form gefunden, in die er sein religiöses Selbstbewußtsein der Gottessohnschaft hineinlegte. Um den Glauben an den Gekreuzigten und Auferstandenen aus dem Alten Testament zu rechtfertigen, setzte man früh schon aus zahlreichen, allegorisch gedeuteten Stellen des Alten Testaments das Bild Jesu zusammen. Diese Stellen, in denen man Weissagungen des göttlichen Geistes auf die Person und Schicksale Jesu erblickte, galten nun als Hauptbeweisstellen für die Messianität Jesu oder als Messianische Weissagungen, deren Auslegung und Anwendung einen Hauptbestandteil der sog. apologetischen Theologie bildete. Die Einsicht in die Unhaltbarkeit des alten Inspirationsdogmas und die Fortschritte der biblischen Philologie und histor. Kritik mußte jedoch diesem Beweis des Glaubens seinen Boden entziehen. - Vgl. Hilgenfeld, Messias Judaeorum (Lpz. 1869); Anger, Vorlesungen über die Geschichte der messianischen Idee (Berl. 1873); Vernes, Histoire des idées messianiques (Par. 1874); Riehm, Die messianische Weissagung (Gotha 1875); Hitzig, Vorlesungen über biblische Theologie und messianische Weissagungen des Alten Testaments (hg. von Kneucker, Karlsr. 1880); Paul, Die Vorstellung vom M. und vom Gottesreich bei den Synoptikern (Bonn 1895).

Messidor, der "Erntemonat" des republikanischen franz. Kalenders (s. d.), dauerte in den J. I bis VII vom 19. Juni bis 18. Juli, in den J. VIII bis XIII vom 20. Juni bis 19. Juli des Gregorianischen Kalenders.

Messidor-Stil, der Stil der Französischen Kunst (s. d.), welcher während der Französischen Revolution und schon unter der Regierung Ludwigs XVI. herrschte, die Vorstufe des Empire-Stils (s. d.).

Messieurs (frz., spr. -ßiöh), abgekürzt: M. M., auch Messrs., s. Monsieur.

Messina. 1) Provinz des Königreichs Italien, im nordöstl. Teile der Insel Sicilien, grenzt im N. an das Tyrrhenische, im O. an das Ionische Meer, im S. an die Provinz Catania, im W. an Palermo und hat 4579 (nach Strelbitskij 3227) qkm mit (1881) 460 924, nach einer Berechnung vom 31. Dez. 1894: 518 430 E., d. i. 113 E. auf 1 qkm, und zerfällt in die 4 Kreise Castroreale, M., Mistretta und Patti mit zusammen 97 Gemeinden. Die Provinz ist der Länge nach von den Monti Nebrodi (Monte-Sori 1846 m) und Pelloritani durchzogen und durch Küstenflüsse bewässert. Hauptprodukte sind Getreide, Flachs, Citronen. Orangen, Wein, Öl, Seide, Schwefel und Kupfer. - 2) Hauptstadt der Provinz M., von einem Gürtel zerrissener Felsengipfel umgeben, in schöner Lage an der Straße von M. oder Faro di M. (Fretum Siculum der Alten; 30 km lang und zwischen 3,5 und 22 km breit), durch Kabel mit Reggio verbunden und an den Linien M.-Palermo (232 km) und M.-Catania-Siracusa (182 km) der Sicil. Eisenbahnen, mit Faro durch Dampftrambahn verbunden, ist Sitz des Präfekten, eines Erzbischofs, Appellhofs, Tribunals erster Instanz, einer Handels- und Gewerbekammer, sowie des Kommandos der Infanteriebrigade Parma und hat (1881) 74 424, mit den Vororten 81 049, als Gemeinde 126 497 E., nach einer Berechnung vom 31. Dez. 1893: 146 400 E., in Garnison das 22. und 49. Infanterieregiment, die 4. und 5. Compagnie des 1. Sappeurregiments und die 4. Brigade des Festungsartillerieregiments Nr. 25. M. wurde früher durch eine starke, jetzt abgetragene Citadelle, jetzt durch ein Fort im N. der Halbinsel und mehrere Forts (Castellaccio, Gonzaga) auf den westl. Höhen verteidigt, die durch die Strada Militare verbunden sind (s. den Situationsplan, S. 807). Die Stadt zieht sich westlich um den durch eine sichelförmige Halbinsel gebildeten Hafen, ist im ganzen regelmäßig gebaut und hat mit Lava gepflasterte Straßen. Auf dem Domplatz steht ein mit Statuen und Reliefs geschmückter Brunnen, 1547-51 von Angelo Montorsoli gefertigt, auf der Piazza dell' Anunziata die Statue des Don Juan d'Austria,

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