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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Messina

1572 errichtet. Von den Gebäuden sind zu nennen: der Dom la Matrice, ein Werk der Normannenzeit in Form eines lat. Kreuzes (93 m lang, 1098 begonnen und unter Roger II. vollendet, 1682 im Innern modernisiert, Chor mit den beiden Türmen 1865 erneuert), Sta. Annunziata dei Catalani, die älteste Normannenkirche der Stadt, die großartige Kirche Sta. Maddalena, 1765 von Carlo Marchione begonnen; das Stadthaus, 1806-29 von Giacomo Minutoli gebaut, die Villa Rocca Guelfonia, wo noch Überreste der Normannenburg Matagrifone oder Rocca Guelfonia erhalten sind, das Ospedale civico, sowie mehrere andere Kirchen und Paläste, von denen der neue königliche, ehemals den Maltesern gehörige, Wohnung des Präfekten ist. Die Universität soll 1224 gegründet sein, ist jedoch erst 1538 unter span. Herrschaft eröffnet und 1860 in königlich ital. Verwaltung gekommen. Sie hat eine jurist., mediz.-chirurg., mathem.-naturwissenschaftliche und philos. Fakultät, sowie eine pharmaceutische Schule und eine 1548 von den Jesuiten gegründete Bibliothek (26 600 Bände). Ferner hat die Stadt ein technisches Institut, Lyceum und Gymnasium. Die Industrie ist gering; es besteht Seidenspinnerei, Gerberei, Essenzenfabrikation und ein großes Trockendock mit Reparaturwerkstätte. 1894 liefen in den Hafen ein 4837 Schiffe mit 1 859 023 Registertons, darunter 2248 Dampfer mit 1 729 338 Registertons. Der Gesamthandel betrug:

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Jahre Einfuhr Ausfuhr

Menge in Tonnen Wert in Mill. Lire Menge in Tonnen Wert in Mill. Lire

1891 116 208 15,456 54 143 28,696

1892 121 156 16,130 84 319 35,091

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An der Einfuhr war Deutschland beteiligt 1892 mit 519 t im Werte von 704 851 Lire; an der Ausfuhr mit 4850 t im Werte von 1,55,3 Mill. Lire. Die Einfuhr erstreckt sich hauptsächlich auf Getreide, Mais, Bier in Flaschen, Soda, Pottasche, Salpeter, Woll-, Baumwoll- und Seidenwaren, Decken und Teppiche, Anilinfarben, Dividivi, Kattun- und baumwollene Tücher, Häute, Lacke, Firnisse, konservierte Fische, Käse, Medikamente und Kräuter, Palm-, Kokos- und Kopraöl, Papier, Tapeten, Kurzwaren, Blau- und Nutzholz, Steinkohlen, Maschinen, Eisenbahnwaggons, Eisen in Barren und verarbeitet, Gerberei- und Färbereiartikel; die Ausfuhr auf Agrumi, weinsteinsäurehaltiges Rohmaterial, Essenzen aus Bergamotten, Orangen, Citronen, Olivenöl, rohe und Flockseide, Mandeln und Nüsse, koncentrierten Citronensaft, Wein in Fässern, Weinsteinsäure, Faßbänder, Lakritzen, Manna, Pistazien u. a.

^[Abb.: Messina (Situationsplan).]

Auf der Ostseite der Halbinsel, nördlich von der Citadelle, erheben sich die beiden Leuchttürme (Lanterna oder Faro grande und piccolo).

Geschichte. M. wurde 732 v. Chr. von cumäischen Seeräubern und Chalcidiern unter Perieres und Krotaimenes an der Stelle einer Sikelerstadt gegründet und Zankle, d. h. Sichel, genannt. Um 493 bemächtigten sich Flüchtlinge aus Samos und Milet der Stadt. Anarilas von Rhegion nahm sie dann in Besitz, siedelte Messenier daselbst an und nannte sie Messana (Messene). Nach seinem Tode (477) herrschten seine Söhne bis 461, worauf M. die alte Verfassung wiedererhielt. Sie kämpfte später gegen, dann aber mit Syrakus gegen die Athener, denen sie 427 in die Hände fiel. M. wurde nun eine bedeutende Handelsstadt mit ansehnlichem Gebiet, aber 396 von den Karthagern unter Himilko erobert und zerstört. Dionys I. von Syrakus baute sie wieder auf. Später fiel sie in die Hände der Karthager, die von Timoleon vertrieben wurden. In den Kämpfen mit Agathokles von Syrakus stand sie wieder auf seiten der Karthager. Seit dem ersten Punischen Kriege blieb sie in den Händen der Römer. 831 n. Chr. wurde sie von den Sarazenen, später von den Normannen erobert. Durch die Kreuzzüge blühte sie rasch empor. In der Kunstgeschichte ist M. besonders durch Antonello da Messina berühmt. Im