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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Metallpflaster - Metallurgie

feuerkanonen eingeführt; es ist gelungen, M. bis zum Geschoßkaliber von 15 cm herzustellen.

Metallpflaster oder Metallicpflaster, unpassende Bezeichnung für eine neue Art Straßenpflaster aus gekörnter Hochofenschlacke und Portlandcement. Man verwendet zu diesem Zwecke den beim Brechen von Schlackenblöcken zu Straßenschotter (s. Hochofenschlacke) abfallenden Rieselsand oder Rieselschotter nach Entfernung der Staubteilchen durch Wasser. Auf einer Plattform von etwa 16 qm werden 2 Raumteile Rieselschotter, 1 Raumteil Rieselsand und 1 Raumteil Portlandcement trocken durcheinander geschaufelt und dann mit Wasser befeuchtet, dem zur Verzögerung des schnellen Abbindens etwas Natrium- und Ammoniumcarbonat zugesetzt wird. Der entstehende dicke Brei wird in Quadraten von 2 bis 3 m Seitenlänge auf die gestampfte und geebnete Unterlage in einer Dicke von 90 bis 100 mm aufgetragen, mittels einer Abstrichplatte ausgestrichen und nach Beginn des Abbindens mit Glätteisen weiter bearbeitet. Das Pflaster erhärtet rasch und kann wenige Stunden nach seiner Herstellung begangen und befahren werden. Man stellt auch zuweilen in Fabriken Platten aus demselben Material her und benutzt dieselben später für Pflasterungszwecke. Die scharfkantige Hochofenschlacke eignet sich, mit Portlandcement gemengt, zur Herstellung eines widerstandsfähigen Straßenpflasters weit besser als irgend eine andere Betonmischung (etwa mit rundkörnigem Flußsand), da die Schlackenteilchen teils mechanisch besser aneinander haften, teils auch durch oberflächliche Aufschließung chemisch an den Portlandcement gebunden werden.

Metallpunkt, s. Goldpunkt.

Metallsafran, Crocus metallorum, Antimonsafran, ein von Basilius Valentinus eingeführtes, jetzt außer Gebrauch gekommenes mediz. Antimonpräparat, bestand aus einem Gemenge von Antimonoxyd und Antimonsulfid.

Metallsalze, s. Metalle.

Metallschnitt, die Kunst, bildliche Darstellungen u. dgl. gleich wie in Holz erhaben zu schneiden, so daß davon wie von Holz gedruckt werden kann. Der M. wurde im 15. Jahrh. wie der Holzschnitt (beide damals Formschnitt genannt) gepflegt, von diesem aber bald verdrängt. Abdrücke von solchen Metallschnitten sind heute äußerst selten, doch finden sich kunstvoll ausgeführte Blätter in dem Werke von Weigel und Zestermann, "Die Anfänge der Druckkunst" (2 Bde., Lpz. 1866), im Berliner Kabinett und in München.

Metallseife, Silberseife, eine zum Reinigen von Metallgegenständen dienende Seife, besteht aus einer gewöhnlichen Seife, die im flüssigen Zustande mit Schlämmkreide und Englischrot versetzt ist.

Metallstabharmonika, s. Harmonika.

Metallthermometer, s. Thermometer.

Metalltuch, s. Drahtgewebe.

Metallurgie (grch.), Hüttenkunde, die Lehre von den chem. und mechan. Prozessen, durch welche die technisch verwertbaren Metalle aus ihren Erzen dargestellt werden. Die Gesamtheit der metallurgischen Arbeitsverfahren bildet das Hüttenwesen. Sofern die mechan. Aufbereitung (s. d.) die Vorbereitung der Erze für die Verhüttung bildet, wird sie, ebenso wie die Überführung der Rohmetalle in die üblichen Handelsformen durch Gießen, schmieden, Walzen u. s. w., als ein Teil der hüttenmännischen Arbeiten betrachtet. Über die metallurgische Gewinnung der einzelnen Metalle s. die betreffenden Artikel: Blei, Eisenerzeugung, Kupfer, Silber u. s. w. (S. auch Hütte, Hüttenarbeiten.)

Die Geschichte der M. oder des Hüttenwesens zerfällt in drei große Zeitabschnitte. Der erste reicht vom Ursprung des Hüttenwesens bis zu Plinius dem Ältern oder bis ins 1. Jahrh. der christl. Zeitrechnung. In diesem Zeitraum waren, wie aus der Bibel und aus den Schriften des Strabo, Dioskorides, Plinius, Vitruvius, Galenus u. a. sowohl griech. als röm. Schriftsteller hervorgeht, Gold, Silber, Quecksilber, Kupfer, Zinn, Blei und Eisen bereits bekannt. Der zweite Abschnitt umfaßt den Zeitraum von Plinius bis Georg Agricola oder bis 1550 n. Chr. Zu Anfang desselben wurde bedeutender Bergbau namentlich in Kleinasien, Spanien, Gallien und Britannien getrieben, im 7. Jahrh. auch in Böhmen, Mähren und Sachsen; im 13. Jahrh. kannte man Arsen, im 15. Jahrh. Wismut, Antimon und Zink. Das erste Werk über M. erschien 1540 in Venedig; über einzelne Metalle schrieben Geber im 8., Ävicenna im 10., Bollstedt im 13., Basilius Valentinus und Paracelsus im 15. Jahrh. Der dritte Zeitraum erstreckt sich von Agricola bis auf die neueste Zeit. Man hat Agricola den Vater der M. genannt. In seiner um 1546 abgefaßten Schrift "De re metallica" finden sich die Anfänge einer wissenschaftlichen Hüttenkunde. Die wissenschaftliche Behandlung erhellt daraus, daß man früher nicht beachtete Nebenprodukte verwerten lernte, z. B. den beim Rösten von Kiesen entweichenden Schwefel kondensierte, den Ofenbruch von Zinkerzen auf Messing verarbeitete, die Scheidung des Goldes vom Silber mittels Salpetersäure ausführte und das Amalgamationsverfahren zum Ausbringen des Silbers anwandte. In dieser Periode entwickelte sich auch die Probierkunde, d. i. die qualitative und quantitative Bestimmung des Metallgehalts in den Erzen. Trotz dieser Fortschritte in praktischer Richtung konnte aber eine Reihe wichtiger Fragen ihre Erledigung erst durch die Erkenntnis des Wesens der Verbrennungserscheinungen und durch die großen Fortschritte der analytischen Chemie und der Probierkunde finden. Eine wissenschaftliche Bearbeitung des noch ungeordnet vorhandenen reichen hüttenmännischen Materials lieferte zuerst Lampadius in seinem "Handbuch der allgemeinen Hüttenkunde" (2 Bde., Gött. 1801-10; 2. Aufl. 1817-18).

Die meisten Fundamentalerscheinungen der M. waren entdeckt und auf die menschlichen Bedürfnisse angewendet, ehe noch die Naturwissenschaften selbständig existierten; ja es sind fast nur metallurgische Thatsachen, denen die Chemie ihr Dasein verdankt. Erst zu Ende des vorigen Jahrhunderts trug die Chemie der M. ihre Schuld ab, indem sie die wissenschaftliche Erklärung der bisher nur durch die Erfahrung erkannten Thatsachen und somit der M. den festen Grund gab, so daß sie seit jener Zeit als die hauptsächlichste Hilfswissenschaft der M. gilt.

Seit Erfindung der Dynamomaschine hat sich die Darstellung der Metalle auf elektrolytischem Wege rasch entwickelt. (S. Elektrometallurgie.)

Aus der zahlreichen Litteratur über M. sind hervorzuheben: Berthier, Traitè des essais par la voie sèche, ou des propriétés.de la composition et de l'essai des substances métalliques (Par. 1833; neue Ausg. 1848); Atlas du mineur et du métallurgiste (1837); Péclet, Traité de la chaleur (3. Aufl.,