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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Meter (Flüssigkeitsmaß) - Methfessel

von 5 130 740 Toisen ergeben hatten, wurde 1799 die neue Maßeinheit (der zehnmillionste Teil dieser Länge) gesetzlich (als "Mètre vrai et définitif", d. h. wahres und endgültiges M.) mit 443,296 alten Pariser Linien (= 3,07844 alten Pariser Fuß) festgestellt. Diese Länge ist dem M. als Maßeinheit auch unabänderlich verblieben, obgleich nach neuern Messungen und Berechnungen (namentlich Bessels 1837) sich die wahre Größe des Meridianquadranten, bei Annahme einer Abplattung von nur 1/299, auf 10 000 856 m erhöht. Das gesetzliche französische M., das auch im Tauschverkehr und in den technischen Gewerben an Stelle des frühern Fuß- und Ellenmaßes allgemein gebräuchlich geworden ist, entspricht 3,18620 frühern preuß. und gegenwärtig dän., 3,16375 frühern Wiener oder österr., 3,28090 engl. und russ. Fuß. Die höhern und niedern Einheiten des gesamten metrischen Systems werden nach dem Decimalsystem gebildet und zwar in der Weise, daß man sich für die Vielfachen griech., für die Teile lat. Vorsetzungen bedient. So teilt sich das M. in 10 Decimeter zu 10 Centimeter zu 10 Millimeter, während 10 M. 1 Dekameter, 10 Dekameter (oder 100 M.) 1 Hektometer, 10 Hektometer (oder 1000 M.) 1 Kilometer, 10 Kilometer (oder 10 000 M.) 1 Myriameter bilden. Das Dekameter dient als Meßkette, das Kilometer und Myriameter als Längenmaß für größere Entfernungen. Über das Urmaß des M. s. Normalmaß und Metrisches System.

Das Quadratmeter (qm) bildet die Grundlage des Flächenmaßes. Das land- und waldwirtschaftliche Flächenmaß ist das Ar (s. d.) von 100 qm; zu geogr. Flächenbestimmungen dient das Quadratkilometer (qkm), in Österreich auch das Quadratmyriameter (= 100 qkm) von 100 ha oder 10 000 a oder 1 000 000 qm; 1 qkm = 0,01816 deutsche geogr. Quadratmeile, daher 1 deutsche geogr. Quadratmeile = 55,0629 qkm. Einheit der Hohlmaße ist das Liter (s. d.) = 1/1000 des Kubikmeters (cbm). Auch das Gewicht ist aus dem M. abgeleitet, da das Kilogramm ebenso schwer wie ein Liter (1/1000 cbm) destillierten Wassers bei dessen angeblich größter Dichtigkeit (+4 °C. oder 3 1/5° R.), im luftleeren Raume auf der Pariser Sternwarte gewogen, ist. S. Maß und Gewicht, sowie Meile.

Meter, türk. Flüssigkeitsmaß, s. Alma.

Metercentner, s. Metrischer Centner.

Meterkerze, s. Beleuchtung (Bd. 2, S. 603 a).

Meterkilogramm, soviel wie Kilogrammmeter (s. d.).

Meterkonvention, internationale, s. Metrisches System.

Metertonne (engl. meterton), ein Maß, um die großen lebendigen Kräfte eines Geschosses in irgend einem Teile seiner Flugbahn auszudrücken. Es wird abgekürzt in mt und ist gleich dem Tausendfachen eines Kilogrammmeters (s. d.). Man bezieht dieses Maß entweder auf den Centimeterumfang des Geschosses oder auf den Quadratcentimeter seines Querschnittes oder auch total auf sein ganzes Gewicht. Z. B. hat die Kruppsche 42 cm-Küstenkanone L/33 eine lebendige Kraft an der Mündung von: total = 18 594 mt, für den Quadratcentimeterquerschnitt = 13,4 mt, für den Centimeterumfang = 141 mt bei einer Anfangsgeschwindigkeit von 604 m und einem Geschoßgewicht von 1000 kg.

Meth, Getränk, s. Met.

Methacrylsäure, eine ungesättigte organische äure von der Zusammensetzung

C4H6O2 = CH2:C(CH3)·COOH,

isomer mit der Crotonsäure (s. d.). Sie kommt in geringer Menge im Römischkamillenöl vor und kann synthetisch dargestellt werden. Sie krystallisiert, schmilzt aber schon bei 15°, siedet bei 160° und riecht nach faulen Pilzen.

Methämoglobin, eine Verbindung des Blutfarbstoffes (Hämoglobin) mit Sauerstoff, die sich bei gewissen Krankheiten, namentlich bei Vergiftungen mit salpetriger Säure oder chlorsauren Salzen bildet, aber auch künstlich dargestellt werden kann, wenn man Blut mit oxydierenden Substanzen versetzt. Es giebt vor dem Spektralapparat charakteristische Absorptionsstreifen, mittels deren es mit Leichtigkeit nachgewiesen werden kann.

Methämoglobinurie, das Auftreten von Methämoglobin im Harn.

Methan, Methylwasserstoff, Methylhydrür, Sumpfgas, Grubengas, CH4, die einfachste gesättigte Verbindung des Kohlenstoffs und Wasserstoffs. M. bildet den Ausgangspunkt für die Darstellung einer großen Zahl von organischen Verbindungen. Es findet sich in Gasquellen in Petroleumgegenden und entsteht bei verschiedenen Zersetzungsprozessen der organischen Materie, so bei der trocknen Destillation der Steinkohlen, daher sein Vorkommen im Leuchtgase; vielleicht ist sein Austreten in den schlagenden Wettern (s. Grubengas) der Kohlengruben auf gleiche Ursache zurückzuführen. Ferner entsteht es bei der durch Bakterien bewirkten Gärung der Cellulose, daher sein Vorkommen unter den aus Sümpfen aufsteigenden und den bei der Verdauung im Darm gebildeten Gasen. Zur Darstellung wird 1 Teil vom Krystallwasser befreites essigsaures Natrium innig mit 3 Teilen Natronkalk gemischt und das Gemenge in einem geeigneten Apparat zur schwachen Rotglut erhitzt. Das M. ist ein färb- und geruchloses, brennbares Gas von 0,56 spec. Gewicht, das durch einen Druck von 180 Atmosphären zu verflüssigen ist. Gemenge von M. und Sauerstoff oder atmosphärischer Luft explodieren beim Entzünden heftig, sobald die beiden Bestandteile in angemessenem Verhältnis gemischt sind. Alle Mischungen, die auf ein Volumen M. nicht weniger als 6 Volumina und nicht mehr als 16 Volumina Luft enthalten, sind explosionsfähig. Bei der Explosion verbrennt das M. zu Kohlensäure und Wasser und macht daher die Atmosphäre eines Raums, in dem die Explosion stattgefunden hat, unatembar.

Methanderivate, s. Fettverbindungen.

Methen, s. Methylen.

Methenyl, Bezeichnung für die nur in Verbindungen vorkommende dreiwertige Atomgruppe (CH≡; z.B. ist Methenyltrichlorür, CHCl3, Chloroform, Methenyltrijodid, CHJ3, Jodoform, Methenyloxydhydrat, CHO·OH, die Ameisensäure.

Methenyltrijodld, soviel wie Jodoform (s. d.).

Methfessel, Albert, Liederkomponist, geb. 6. Okt. 1785 zu Stadtilm (Schwarzburg-Rudolstadt), studierte in Leipzig und gab hier Kompositionen für Gesang, Klavier, unter anderm auch ein "Journal für die Guitarre" heraus. 1809 ging er nach Dresden und ward 1811 als Kammersänger und Musiklehrer der regierenden Fürstin in Rudolstadt angestellt. 1822-32 lebte er als Gesang- und Musiklehrer in Hamburg. 1832 wurde er als Hofkapellmeister nach Braunschweig berufen; nach einer zehnjährigen Amtsführung pensioniert, erblindete er später fast gänzlich und starb 23. März 1869 zu Heckenbeck bei