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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Metrisch - Metronymikon

bert, Die Gesetze des franz. Verses (Lpz. 1888). - Von den metrischen Systemen der orientalischen Kulturvölker wurden neuerdings besonders die der Araber (durch Ewald, Freytag und Ahlwardt) und der Inder (durch Weber und Oldenberg) in Deutschland wissenschaftlich erörtert.

Die vergleichende M. beruht auf der zuerst durch Westphal (in der "Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung", Bd. 9) ausgesprochenen Erkenntnis, daß schon die Indogermanen einen Vers besaßen, eine durch Cäsur geteilte Langzeile von acht Takten, die in den beliebtesten Versmaßen der Inder, Perser und Kelten, in griech. Tetrametern (nach andern im Hexameter), in dem Saturnier der Römer und in der german. Langzeile fortlebt. - Vgl. Amelung, Studien zur vergleichenden M. (Dorpat 1871;) Usener, Altgriech. Versbau (Bonn 1887); Westphal, Allgemeine M. der indogerman. und semit. Völker (Berl. 1893).

Metrisch, auf Metrik bezüglich, ihr gemäß, versmäßig; auf das Meter als Maßeinheit gegründet.

Metrischer Centner, Metercentner, Doppelcentner, eine oft gebrauchte Bezeichnung für ein Gewicht von 100 kg, s. Centner und Quintal.

Metrisches System, eine Bezeichnung, welche wörtlich nichts anderes als Maßsystem überhaupt bedeutet, aber vorzugsweise dem auf der Grundlage des Längenmaßes Meter (s. d.) beruhenden Maß- und Gewichtssystem gegeben wird, welches in Frankreich endgültig durch das Gesetz vom 13. Frimaire des J. VIII (10. Dez. 1799) eingeführt wurde. Dieses System ist seines strengen innern Zusammenhangs und seiner streng durchgeführten Zehnteilung sowie seiner Einfachheit wegen in wissenschaftlicher Hinsicht als das vorzüglichste aller vorhandenen Maßsysteme anzusehen und zunächst für wissenschaftliche Bestimmungen auch außer Frankreich fast allgemein in Gebrauch gekommen. Die Annahme dieses Systems im Verkehr beseitigte zugleich die in den meisten Ländern früher nach der Art der Gewerbe und der Waren vorhandene Verschiedenheit der Maß- und Gewichtsgrößen (Baufuß, Elle, Scheffel, Eimer, Handelsgewicht, Apothekergewicht). Auch seine weite Verbreitung ist ein großer Vorzug. Das französisch-metrische System ist gesetzlich vorgeschrieben: in ganz Europa, nur Großbritannien mit seinen Nebenländern, Dänemark, Rußland und Montenegro ausgenommen, in den afrik. Besitzungen Frankreichs sowie in einem Teil seiner asiat. Kolonien und in der asiat. Türkei; ferner in Mexiko, dem franz. und span. Westindien sowie in ganz Südamerika, nur Britisch-Guayana und Paraguay ausgenommen. In den meisten dieser Länder finden die frühern Maße und Gewichte noch mehr oder weniger Anwendung; besonders ist dies in den süd- und außereurop. Gebieten der Fall. Für Großbritannien und Irland wurde durch Parlamentsakte von 1864 der Gebrauch der metrischen Größen erlaubt; ebenso für die Vereinigten Staaten von Amerika, wo durch den Präsidenten im Sommer 1890 die ausschließliche Anwendung dieser Größen beim Zollwesen vorgeschlagen worden ist. Von besonderer Nichtigkeit für die Einbürgerung und weitere Verbreitung des Systems ist die 20. Mai 1875 in Paris durch 18 Staaten abgeschlossene "Internationale Meterkonvention", betreffend die Errichtung und Unterhaltung des "Internationalen Maß- und Gewichtsbureaus" in Paris. Diese Staaten sind: das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, Frankreich, Belgien, Brasilien, die Argentinische Republik, Dänemark, Spanien, die Vereinigten Staaten von Amerika, Italien, Peru, Portugal, Rußland, Schweden und Norwegen, die Schweiz, die Türkei und Venezuela; den übrigen Staaten wurde der Beitritt zu der Übereinkunft offen gelassen; später sind noch Serbien, Rumänien, England, Mexiko und Japan beigetreten. Die Convention bezweckt die genaue Herstellung der metrischen Urmaße und Urgewichte. Der Beitritt Rußlands und Englands giebt die Aussicht, daß auch in diesen Reichen die Einführung des M. S. nicht außer dem Plane liegt. Gemäß der Internationalen Meterkonvention werden in Paris neue Urmaße des Meters und Urgewichte de5 Kilogramms angefertigt, nach welchen alle teilnehmenden Staaten ihre Normalmaße in Übereinstimmung zu bringen haben. - Vgl. die Maß- und Gewichtstabelle, S. 658.

Die Einheit des metrischen Gewichtssystems ist das Kilogramm (kg), d. i. der Druck eines Kubikdecimeters (Liters) chemisch reinen oder destillierten Wassers bei +4° C. oder 3 1/5° R. (bei welcher Temperatur das Wasser seine größte Dichtigkeit hat) auf der Pariser Sternwarte. Der letzte Zusatz ist notwendig, weil die Schwerkraft der Erde, also auch das Gewicht, mit der geogr. Breite zunimmt. Das Etalon (s. Normalmaß) des Kilogramms ist ein Platingewichtstück, dessen Druck auf eine waagrecht ruhende Unterlage dem soeben angeführten Wasserkilogramm vollkommen gleich ist. Der tausendste Teil des Kilogramms heißt Gramm (3); es wird als kleinere Gewichtseinheit gebraucht. Ein Deka-, Hekto- oder Kilogramm (1 dkg, 1 hg, 1 kg) enthalten: 10 g, 100 g, 1000 g, während 1 Deci-, Centi-, Milligramm , 1 dg, 1 cg, 1 mg) nur 0,1 g, 0,01 g, 0,001 g wiegen. (Vgl. Maß und Gewicht 2, Centner, Pfund.) Ein metrischer Centner (Doppelcentner) enthält 100 kg, der (nicht mehr gesetzliche) Zollcentner 50 kg, eine Tonne 1000 kg. Zur Vergleichung des metrischen Gewichts mit den wichtigsten ältern Gewichten dient folgende Tabelle:

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Kilogramm Altfranz. Pfd. (Pariser Markgewicht) Engl. Handelspfund (Avoir dupois) Deutsches, dän. u. schweiz. Pfd. (zollpfd.) Wiener und byr. Pfd. Preuß. und sächs. (bis 1858), württemberg. Pfd. (bis 1860)

1 2,0429 2,2046 2,000 1,7857 2,1381

0,4895 1 1,0792 0,9790 0,8741 1,0466

0,4536 0,9266 1 0,9072 0,8100 0,9698

0,5000 1,0214 1,1023 1 0,8928 1,0694

0,5600 1,1440 1,2346 1,1200 1 1,1974

0,1677 0,9555 1,0311 0,9354 0,8352 1

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Metrltis (grch.), Gebärmutterentzündung.

Metro (ital. und span.), soviel wie Meter.

Metroblennorrhöe (grch.), Schleimfluß aus der Gebärmutter, weißer Fluß.

Metrocarcinom (grch.), der Gebärmutterkrebs.

Metrologie (grch.), Lehre von den Maßen (und Gewichten), s. Maß und Gewicht.

Metromanie (grch., d. i. Mutterwahn), soviel wie Nymphomanie (s. d.).

Metrometer oder Metronom (grch.), in der Musik, s. Taktmesser.

Metronymikon (grch., Mehrzahl Metronymika), Name nach der Mutter, z.B. Letoide, Sohn der Leto (d. i. Apollon). (S. auch Patronymikon.)