Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

833

Metternichsgrün - Metz

bis 1794 und kam hierauf nach Wien, wo er sich 1795 mit der Enkelin und Allodialerbin des Staatsministers Kaunitz, Fürstin Marie Eleonore (geb. 1. Okt. 1775, gest. 19. März 1835), vermählte. Auf dem Rastatter Friedenskongreß (s. Rastatt) 1797-99 wirkte er als Gesandter des Westfälischen Reichsgrafenkollegiums, 1801 wurde er österr. Gesandter in Dresden, 1803 in Berlin und 1800-9 in Paris. Bei Ausbruch des Französisch-Österreichischen Krieges von 1809 hielt ihn Napoleon zurück, um Repressalien zu üben wegen Gefangenhaltung des franz. Botschaftspersonals in Ungarn; erst im Juli 1809 wurde er ausgewechselt. Als nach der Schlacht bei Wagram Graf Stadion zurücktrat, wurde M. erst provisorisch, dann 8. Okt. 1809 definitiv als k. k. Staats- und Konferenzminister mit der Leitung des Auswärtigen betraut. Am 25. Mai 1821 erfolgte seine Ernennung zum Haus-, Hof- und Staatskanzler und im Okt. 1826 zum Präsidenten der Ministerialkonferenzen für die innern Angelegenheiten, und da er diese Ämter bis zum 13. März 1848 bekleidete, war er fast 40 Jahre lang die Seele der auswärtigen und innern Politik Österreichs. Hervorragend ist sein Anteil an den weltgeschichtlichen Vorgängen der Napoleonischen Epoche, bedeutsam die Rolle, die er auf dem Wiener Kongreß spielte. Mitbegründer der Heiligen Allianz (s. d.), Hauptschöpfer des Bundestags, der Karlsbader Beschlüsse (s. d.), Träger der reaktionären Politik in Österreich, Deutschland und Italien, verschaffte er Österreich großen Einfluß auf die Gestaltung aller europ. Verhältnisse, die ihn namentlich zu England in Gegensatz brachten. Unter Kaiser Ferdinand I. dauerte M.s System unverändert fort. Erst durch die Bewegung von 1848 wurde M. gezwungen, seine Ämter niederzulegen (13. März) und nach England zu entfliehen. Nach dem Eintritt der europ. Reaktion kehrte er auf den Kontinent zurück, zuerst im Nov. 1849 nach Brüssel, im Juni 1851 nach Johannisberg und im Sept. 1851 nach Wien, wo er seitdem bis an seinen Tod, 11. Juni 1859, in Zurückgezogenheit lebte. M. hatte aus seiner ersten Ehe zwei Töchter. Am 5. Nov. 1827 vermählte er sich zum zweitenmal mit Marie Antonie, Freiin von Leykam und Gräfin von Beilstein (geb. 15. Aug. 1806, gest. 17. Jan. 1829), und 30. Jan. 1831 zum drittenmal mit der Gräfin Melanie von Zichy-Ferraris (geb. 28. Jan. 1805, gest. 3. März 1854). Von hohem zeitgeschichtlichem Wert ist das von seinem Sohne und A. von Klinkowström herausgegebene Werk: "Aus M.s nachgelassenen Papieren" (8 Bde., Wien 1880-84). - Vgl. Groß-Hoffinger, Fürst M. und das österr. Staatssystem (2 Bde., Lpz. 1846); Schmidt-Weißenfels, Fürst M., Geschichte seines Lebens und seiner Zeit (2 Bde., Prag 1860); Beer, Fürst Clemens M. (im "Neuen Plutarch", Bd. 5, Lpz. 1877); Mazade, Un chancelier d'ancien régime. Le règne diplomatique de Monsieur de M. (Par. 1889).

Sein aus der zweiten Ehe stammender Sohn, Fürst Richard M., geb. 7. Jan. 1829, wurde 1852 Gesandtschaftsattaché in Paris, 1854 Legationssekretär, 1856 Gesandter in Dresden. Er war seit 1856 vermählt mit der Gräfin Pauline Sándor von Slawnicza (geb. 26. Febr. 1836). 1859 leitete M. die diplomat. Geschäfte im Hauptquartier in Italien; 1861 wurde er erblicher Reichsrat im österr. Herrenhause, 1864 Geheimrat. Von Dez. 1859 bis zum Sturz des Napoleonischen Kaiserreichs war er Botschafter in Paris. Er starb 1. März 1895 in Wien.

Metternichsgrün, s. Jodgrün.

Metterzia (ital.), s. Heilige Familie.

Metteur en pages (frz., spr. -töhr ang pahsch), s. Buchdruckerkunst (Bd. 3, S. 662 a).

Mettlach, Dorf im Kreis Merzig des preuß. Reg.-Bez. Trier, an der Saar und der Linie Trier-Saarbrücken der Preuß. Staatsbahnen, hat (1895) 1468 (1890: 1480) E., darunter 78 Evangelische, Post, Telegraph, Schlachthaus, Gasbeleuchtung, Wasserleitung und bedeutende Steingut- und Mosaikfabriken der Firma Villeroy & Boch in Dresden in einem ehemaligen Benediktinerkloster (7. Jahrh.) mit über 2000 Arbeitern. M. ist Sitz der 7. Sektion der Töpferei-Berufsgenossenschaft. - Vgl. Lager, Geschichte der Abtei M. (Trier 1875).

Mettmann. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, hat 252,48 qkm und (1890) 75 442 ,1895: 80 762 (41300 männl., 39 462 weibl.) E., 5 Städte und 6 Landgemeinden. Sitz des Landratsamtes ist Vohwinkel. - 2) Kreisstadt im Kreis M., an einem Zufluß der Düssel und an der Nebenlinie Düsseldorf-Elberfeld der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Elberfeld), hat (1895) 7888 (1890: 7829) E., darunter 3223 Katholiken und 40 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang. Schullehrerseminar; Seiden- und Baumwollwarenindustrie, Knopf-, Britanniawaren- und Maschinenfabriken. In der Nähe das Neanderthal mit Kalksteinbrüchen und der fast ganz zerstörten Neanderhöhle (s. Höhlenfunde, Bd. 9, S. 281 a).

^[Abb.]

Mettray, Niederländisch-, s. Zutphen.

Mettwurst, s. Mett.

Metz. 1) Landkreis im Bezirk Lothringen, hat 1075,83 qkm, (1890) 76 805, 1895: 80 391 (44 421 männl., 35 970 weibl.) E. in 152 Gemeinden und zerfällt in die 5 Kantone Gorze, M., Pange, Verny und Vigy. - 2) Hauptstadt des Bezirks Lothringen und des Kantons M. (32 338 E.) und Stadtkreis (6,70 qkm) sowie Festung ersten Ranges, 17 km östlich von der franz. Grenze, am Einfluß der Seille in die Mosel und an den Linien Forbach-M.-Novéant-Corny, M.-Teterchen (43,4 km), Saarburg-M.-Luxemburg und der Nebenlinie M.-Amanweiler (15,4 km) der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, hat 1890: 60 186 E., darunter 17 183 Evangelische und 1438 Israeliten, 1895: 59 728 (34 601 männl., 25 127 weibl.) E., in Garnison die Infanterieregimenter Nr. 67, 98, 130, 131, das Königs-Infanterieregiment Nr. 145, die bayr. Infanterieregimenter König Wilhelm von Württemberg Nr. 4 und Pranckh Nr. 8, die Dragonerregimenter Nr. 9 und 13, die 1. und 3. Abteilung des Artillerieregiments Nr. 33, die 1., 3.und reitende Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 34, das Fußartillerieregiment Nr. 8 (außer der 8. Compagnie), das sächs. Fußartillerieregiment Nr. 12, das 1. und 3. Bataillon des bayr. 2. Fußartillerieregiments und die Pionierbataillone Nr. 16 und 20; ferner zwei Postämter erster Klasse mit Telegraph nnd Zweigstellen, ein Telegraphenamt erster Klasse, ein Bahnpostamt mit Telegraph, Pferdebahn nach Montigny, Longeville und Moulins.

^[Abb.]