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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mexikanische Altertümer - Mexikanische Eisenbahnen

rungen, durch Darbringungen von Speise und Trank, von Opferpapieren, von Kostbarkeiten, endlich durch blutige Opfer von Tieren (Wachteln) und durch Menschenopfer in erschreckender Massenhaftigkeit. Die Unglücklichen wurden rückwärts über einen Stein geworfen, und während vier Priester das Opfer an Händen und Beinen festhielten, schnitt ein fünfter ihm mit einem Steinmesser die Brust auf, riß das Herz aus dem Leibe und brachte es noch warm und rauchend dem Götzen dar. (Vgl. auch Mexikanische Altertümer und Mexikanische Hieroglyphen.) - Vgl. H. Strebel, Alt-Mexiko. Archäolog. Beiträge zur Kulturgeschichte seiner Bewohner (2 Tle., Hamb. 1885-89).

Mexikanische Altertümer, außer größern Bauwerken Gegenstände aus Stein, Thon, Muschelschale, Metall, Holz; ferner Mosaiken, Gewebe, Federarbeiten, endlich Bilderschriften. Von großern Bauwerken ist wenig erhalten, von religiösen unter andern die Tempelpyramiden von Teotihuacan, Cholula und Xochicalco. Letztere ist ein herrlicher Bau, dessen Wände aus riesigen Trachytblöcken zusammengefügt und der im Innern mit Steinen und Erde ausgefüllt ist. Die Steinplatten der Außenseite sind auf der ganzen Oberfläche mit Skulpturen bedeckt. (S. Tafel: Amerikanische Altertümer I, Fig. 23.) Von Profanbauten ist bemerkenswert die Palastmauer in Huerotla bei Texcoco. Von Steindenkmälern haben sich in der Hauptstadt Mexiko selbst einige von vorzüglicher Arbeit erhalten, die, zu riesig, um zerstört werden zu können, am Orte selbst vergraben wurden und später bei Umpflasterungsarbeiten wieder entdeckt wurden. Dazu gehören die beiden großen Steine, der Sonnenstein König Tizocs und der sog. Kalenderstein, ferner das große, ganz mit Todessymbolen ausgestattete Steinbild, das vermutlich über der Eingangspforte in den Bezirk des großen Tempels gestanden hat, endlich Stücke der aus Schlangenfiguren gebildeten Einfassungsmauer des großen Tempels u. a. m. Aus dem Tempel von Texcoco stammt das Bruchstück einer großen Relieffigur, das jetzt im Museo Nacional zu Mexiko aufgestellt ist, aus Tula die riesigen Karyatidenbasen. Steinbildnisse und Idole mehr oder minder künstlerischer Ausführung sind an den verschiedensten Punkten des Gebietes aufgefunden worden, Reliefs, mit Skulpturen bedeckte Steingefäße u. a. m. An der Wand des Peñol de los baños bei Mexiko sind noch wohlerhaltene Felsskulpturen zu sehen, die den Gott Tezcatlipoca darstellen. Die in den Felsen von Chapultepec gemeißelten Königsbilder sind im vorigen Jahrhundert absichtlich zerstört worden.

Thongefäße und Bruchstücke von solchen werden in großer Zahl an den Orten der alten mexik. Städte gefunden. Die Gefäße von Cholula sind glänzend poliert und mit bunten Farben bemalt (Fig. 1!) u. M. Ein Orangeton überwiegt, und häufig sind Muster, die an die Darstellung der Rauchwolken in den Bildercodices erinnern. In dem Thal von Mexiko selbst sind neben größern Gefäßen namentlich zwei Haupttypen zu unterscheiden: unpolierte, ans einem gut gebrannten Thon bestehend, die auf den: gelblichroten Thongrunde mit allerhand Linien und Arabesken in schwarzer Farbe bemalt sind (Fig. 21), und andere, die auf blutrot bemaltem und poliertem Grund Verzierungen in schwarzer oder in schwarzer und weißer Farbe zeigen. An andern Orten überwiegen Gefäße mit Reliefverzierungen. Bemerkenswert sind z. B. die Gefäße von Teotihuacan mit einem Fries von aufgesetzten Tierköpfen oder Menschengesichtern. Die Gefäßfüße sind oft hohl und wechselnd, nicht selten auch durchbrochen (Fig. 22), in Cholula und andern Orten mit Vorliebe in Gestalt von Tierköpfen oder Menschengesichtern ausgebildet. Andere Gefäße tragen an der Vorderseite das Bildnis eines Gottes oder geben geradezu die Gestalt eines Gottes. Idole und andere Figürchen aus Thon werden massenhaft gefunden. Ein großer Teil derselben ist zweifellos in Thonformen gemacht worden, und diese Thonformen selbst haben sich auch gefunden. Bemerkenswert durch ihren Stil und die Lebendigkeit des Ausdruckes, die sie zeigen, sind die Thonköpfchen, die man noch heute in Mengen auf den Feldern in der Umgebung der Pyramiden von Teotihuacan auflesen kann. Von kleinern Gegenständen aus Stein sind neben Perlen verschiedener Größe und Art namentlich die aus Obsidian geschliffenen Lippenpflöcke bemerkenswert, ferner Totenköpfe und andere Nippsachen aus Bergkrystall geschliffen. Im Museo Nacional zu Mexiko befindet sich auch ein prächtiges, aus einem Stück Obsidian geschliffenes und glänzend poliertes Gefäß, das einen Affen darstellt. Von Metallgegenständen kommen hauptsächlich Schmuckgegenstände in Betracht, da die Mexikaner das Eisen nicht kannten und von Kupfer und Bronze für Geräte nur einen beschränkten Gebrauch machten. Die Schmucksachen und Beinarbeiten aus Gold und Silber erregten das staunen und die Bewunderung der Spanier, erweckten aber keine Pietät. Cortez berichtet, daß in dem ersten Jahre die Spanier erbeutete Goldsachen im Werte von 130 000 Castellanos einschmolzen. Von Gegenständen aus Holz sind bemerkenswert kleine mit Skulpturen versehene Pauken und geschnitzte Wurfbretter. Mosaik von Türkisen und andern Steinen, Muschelschalen und Metallplättchen verwendeten die Mexikaner namentlich zur Herstellung von Ohrpflöcken und von Gesichtsmasken. Eine Anzahl schöner Stücke solcher Arbeit sind in den europ. Museen vorhanden. Von altmexik. Geweben ist kaum irgendwo etwas erhalten. Die alten Stücke verwitterten in dem feuchten Klima. Von den gerühmten Federarbeiten der Mexikaner ist ein Prachtstück, vermutlich ein Banner darstellend, in der Ambraser Sammlung aufgefunden worden und wird jetzt im Wiener Museum aufbewahrt. Ebendort ist in jüngster Zeit noch ein prächtiger Federschild und ein Fächer aufgefunden worden. Stuttgart besitzt ein Paar Schilde aus Federarbeit und im Berliner Museum befindet sich eine Art Federmantel. Von mexik. Bilderschriften (s. Mexikanische Hieroglyphen) haben sich trotz der Achterklärung, die der erste Bischof von Mexiko und seine glaubenseifrigen Genossen über dieselben aussprachen, einige erhalten. Die vornehmste ist das sog. "Libro de tributos", das im Museo Nacional in Mexiko aufbewahrt wird und eine Aufzählung der verschiedenen von den unterworfenen Städten an den König von Mexiko zu leistenden Tribute enthält.

Mexikanische Eisenbahnen. Am 1. Jan. 1893 waren die M. E. 10 660 km lang, d. i. 0,5 km auf 100 qkm Fläche und 8,8 km auf 10 000 E. Anfang 1893 wurden weitere 457 km eröffnet, so daß die Länge im Sept. 1893 über 11 100 km betrug. Die erste Bahn (Veracruz-Medellin, 11 km) wurde 1850 eröffnet, doch waren 1860 erst 32 km und 1870 kaum 350 km vorhanden. Erst nach 1880 begann