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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Meyer (Hermann von) - Meyer (Jürgen Bona)

den in den "Deutschen Litteraturdenkmalen des 18. und 19. Jahrh." (Heilbr. 1886) neu herausgegeben.

Meyer, Hermann von, Paläontolog, geb. 3. Sept. 1801 zu Frankfurt a. M., studierte seit 1822 in Heidelberg Kameralwissenschaften, später in München Mineralogie; 1834 wurde er zum Mitglied der ständigen Bürgerrepräsentation seiner Vaterstadt gewählt, 1837 übernahm er die Stelle eines Kontrolleurs bei der deutschen Bundeskassenverwaltung, 1863 wurde er Bundestagskassierer und starb 2. April 1869. Nebenher beschäftigte er sich eifrigst mit Paläontologie und publizierte unter anderm: "Palaeologica zur Geschichte der Erde und ihrer Geschöpfe" (Frankf. 1832), "Die fossilen Zähne und Knochen und ihre Ablagerung in der Gegend von Georgensgmünd" (ebd. 1834), zusammen mit Plieninger "Beiträge zur Paläontologie Württembergs" (Stuttg. 1844), "Zur Fauna der Vorwelt" (4 Tle., Frankf. 1845-60). Er begründete mit Duncker 1846 die Zeitschrift "Palaeontographica" (Cassel), ein Sammelwerk paläontolog. Abhandlungen ersten Ranges, das bis zum 17. Bande von M. geleitet wurde (fortgesetzt von Zittel).

Meyer, Hermann Julius, Verlagsbuchhändler, geb. 4. April 1826 in Gotha, Sohn von Joseph Meyer (s. d.), besuchte das Gymnasium in Hildburghausen, war dann in den industriellen Unternehmungen seines Vaters thätig, beteiligte sich an der Bewegung von 1848 und wanderte, um Verfolgungen zu entgehen, 1849 nach Amerika aus. Hier gründete und betrieb er in Neuyork ein Zweiggeschäft des Bibliographischen Instituts (s. d.), kehrte 1856 nach Deutschland zurück, übernahm die väterlichen Geschäfte, entlastete sie von den industriellen Unternehmungen und beschränkte sich auf das Bibliographische Institut, das er 1874 nach Leipzig verlegte. 1885 trat er von der technischen Leitung zurück und begründete 1888 den Verein zur Erbauung billiger Wohnungen in Leipzig, eine Stiftung mit 2 Mill. M. Grundkapital, aus der (1894) 39 Wohnhäuser mit 400 Familienwohnungen und 1900 Bewohnern errichtet waren, dazu ein Schulhaus sowie den Bewohnern gemeinsame Einrichtungen, wie Wasch- und Badehaus, Kinderbewahranstalt, Knaben- und Mädchenhort, Handarbeitsschule, Leihbibliothek, Konsumverein, Volksküche, Krankenpflege, Unterstützungskasse, Mobiliarversicherung u. s. w. Das Areal des Vereins umfaßt 16 ha, wovon 2¼ ha bebaut sind. Der Mietbetrag, der von den Parteien wöchentlich oder monatlich erhoben wird, ist so gestellt, daß sich das angelegte Kapital mit 3 Proz. verzinst. Die Zinsen werden statutenmäßig behufs Erweiterung der Anlagen zum Kapital geschlagen. M. hat damit den Beweis erbracht, daß der Wohnungsnot der niedern Erwerbsklassen auch in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung ohne Opfer, durch bloße gemeinwirtschaftliche Berechnung und Handhabung abgeholfen werden kann.

Meyer, Joh. Georg, genannt Meyer von Bremen, Genremaler, geb. 28. Okt. 1813 in Bremen, bildete sich 1833-42 unter Schadow ans der Akademie zu Düsseldorf. Sein Streben war anfänglich auf die biblische Historie in großem Format (Tod des Moses, Elias in der Wüste, Abraham) gerichtet, er erkannte jedoch bald im Genre sein eigentliches Gebiet. Sein erstes Bild der Art war Das Jubiläum eines hess. Pfarrers (1842), dem Die Wochenstube, Die Heimkehr des Kriegers und Die Überschwemmung (1846), namentlich aber nach einer belg. Studienreise Die reuige Tochter (1852; Kunsthalle zu Bremen) folgten. 1852 nach Berlin übergesiedelt, schuf er vorzugsweise Bilder aus der Kinderwelt: Blindekuhspiel (1852), Hausmütterchen (1854; Berliner Nationalgalerie), Das erste Gebet (1858), Morgenfahrt der Fischerkinder (1862), Naschkätzchen (1864), Gratulierende Enkel (1879), Brüderchen schläft (1880), Freundliche Nachbarskinder und Die junge Mutter (1881), Vorbereitung zum Fest (1883), Plaudertasche (1886). Die meisten

seiner Werke, deren Zahl über 1100 betragen soll, gingen nach England und Amerika, doch sind viele durch Stich und Lithographie vervielfältigt worden. Der Künstler war seit 1863 Professor und starb 3. Dez. 1886 in Berlin.

Meyer, Joseph, Industrieller, geb. 9. Mai 1796 in Gotha als Sohn eines Schuhmachers, wurde Kaufmann und gab, nach einigen mißglückten Unternehmungen in London (1816-19) und in Hessen, in Gotha ein "Korrespondenzblatt für Kaufleute" heraus, dem sich Übersetzungen aus Shakespeare ("Macbeth", "Othello", "Der Sturm") und Scott ("Waverley", "Ivanhoe"), die Herausgabe des belletristischen "Meyer's British Chronicles" (1825) und eines "Handbuchs für Kaufleute" anschlossen. Der Erfolg dieser Unternehmungen führte ihn zur Begründung des "Bibliographischen Instituts" (s. d.). M. schrieb selbst Artikel für "Meyers Universum" und verfaßte 1848 die "Reformadresse" an den Herzog von Meiningen. Außerdem plante er die Schaffung eines "Centraldeutschen Eisenbahnnetzes", dessen Ausführung nur an der Konzessionsweigerung Hannovers scheiterte; entdeckte durch kostspielige Versuche Lager von Kohlen, Eisen-, Kupfer- und Silbererzen in Thüringen; begründete die Neuhäuser "Deutsche Eisenbahnschienenkompagnie", die, halb fertig, durch die Revolution 1848 ins Stocken kam. Nach derselben hatte er für ein Preßvergehen im Gefängnis zu büßen. Damals faßte er noch den Plan der Erbauung der Werrabahn, dessen Ausführung aber in andere Hände überging. M. starb 27. Juni 1852.

Meyer, Jürgen Bona, philos. Schriftsteller, geb. 25. Okt. 1829 zu Hamburg, studierte in Bonn und Berlin, lebte dann als Privatgelehrter und veröffentlichte unter anderm "Aristoteles' Tierkunde" (Berl. 1855), "Zum Streit über Leib und Seele" (Hamb. 1856), "Voltaire und Rousseau in ihrer socialen Bedeutung" (Berl. 1856), "Gedanken über eine zeitgemäße Entwicklung der deutschen Universitäten" (Hamb. 1860), "Über Fichtes Reden an die deutsche Nation" (ebd. 1862), "Religionsbekenntnis und Schule" (Berl. 1863). 1862 habilitierte er sich in Berlin, wurde zugleich Lehrer an der königl. Kriegsakademie, beteiligte sich wie schon früher in Hamburg und später in Bonn lebhaft an gemeinnützigen Bestrebungen und wurde 1868 als Professor der Philosophie nach Bonn berufen. Seitdem erschienen von ihm noch "Kants Psychologie" (Berl. 1869), "Philos. Zeitfragen" (Bonn 1870; 2. Aufl. 1874), "Weltelend und Weltschmerz" (ebd. 1872); 4. u. 5. vermehrte Aufl. von Überwegs "System der Logik" (ebd. 1874 u. 1882), "Zum Bildungskampf unserer Zeit" (ebd. 1875), "Leitfaden zur Geschichte der Philosophie" (ebd. 1882), "Der Kampf um die Schule" (ebd. 1882), "Friedrichs d. Gr. pädagogische Schriften und Äußerungen, mit Abhandlungen über Friedrichs d. Gr. Schulregiment" (Langensalza 1885), "Probleme der Lebens-^[folgende Seite]