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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Meyerheim; Meyerscher Expansionsschieber; Meyersche Steuerung; Meyer von Bremen; Meyer von Knonau

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Meyerheim - Meyer von Knonau (Gerold, Schriftsteller)

war zu selbständiger Manier durchgedrungen. Sie beruht auf einer ungemein scharfen Berechnung des äußern Effekts. Unterstützt wurde M. hierbei durch eine außergewöhnliche Begabung für den Ausdruck der Affekte, namentlich der pathetischen. Hierzu kam noch eine reiche melodische Erfindung und Meisterschaft in der Handhabung aller musikalischen Mittel. Die folgende Oper «Les Huguenots» (zuerst in Paris 1836) bezeichnet den Höhepunkt von M.s Schaffen; in ihr ist sein Stil vollständig ausgebildet und zu noch bedeutsamern Wirkungen verwertet. Zugleich treten jedoch die Schattenseiten der Manier mehr zu Tage, die Häufungen drastischer Wirkungsmittel, übertriebenes Raffinement in Bezug aufs Detail, auf die Spitze getriebene Charakterisierung. In den spätern Schöpfungen M.s zeigen sich diese Mängel desto greller, je mehr in ihnen die Frische, Fülle und der Wert der specifisch musikalischen Erfindung abnimmt. Es sind dies die Opern «Ein Feldlager in Schlesien» (1844 zur Wiedereröffnung des Berliner Opernhauses zuerst aufgeführt, später u. d. T. «Vielka», umgearbeitet, auch in Wien gegeben), «Le Prophète» (zuerst in Paris 1849), «L'Étoile du Nord» (1854, zuerst an der Opéra-Comique in Paris aufgeführt und verschiedene Nummern aus dem «Feldlager» in umgestalteter Form enthaltend), «Le pardon de Ploërmel» (auch «Dinorah» genannt und 1859 an der Pariser Opéra-Comique zuerst gegeben) und «L'Africaine» (zuerst in Paris 1865). Außer seinen Opern veröffentlichte M. die allgemein für sein bestes Werk gehaltene Musik zu seines Bruders (Michael Beer) Tragödie «Struensee» (zuerst in Berlin 1846), ferner drei Fackeltänze für Harmoniemusik, einen Schiller-Festmarsch (1859), einen Krönungsmarsch für Wilhelm Ⅰ., Lieder mit Klavierbegleitung u. a. – Die von M. selbst gegründete Meyerbeer-Stiftung, ein Legat von 30000 M., dessen Zinsen alle zwei Jahre an deutsche Komponisten unter 28 Jahren vergeben werden, hat ihren Sitz in Berlin. – Vgl. A. Pougin, G. M. (Par. 1864); H. Blaze de Bury, G. M. et son temps (ebd. 1865); Mendel, Giacomo M. Eine Biographie (Berl. 1868); ders., Giacomo M. Sein Leben und seine Werke (ebd. 1869).

Meyerheim, Malerfamilie.

Eduard M., Genremaler, geb. 7. Jan. 1808 in Danzig, besuchte seit 1830 die Akademie in Berlin, mußte sich aber nebenher aus dem Lithographieren einen Erwerb machen; so erschien von ihm: «Zehn Ansichten von Danzig» und (im Verein mit Kugler und Strack) «Architektonische Denkmäler der Altmark Brandenburg». Von 1834 an erregten seine Genrebilder die Aufmerksamkeit und bald die Bewunderung der Kunstfreunde. Das norddeutsche, meist bäuerliche Volksleben innerhalb und außerhalb des Hauses, das Familiendasein in seinen kleinen Freuden und Leiden waren seine Stoffe, die er mit anmutsvoller Wahrheit darstellte und mit großer Sorgfalt durchbildete. Hervorzuheben sind: Der blinde Bettler, Der Schützenkönig (1836; Berliner Nationalgalerie), Die Altenburger im Kornfeld (von ihm selbst radiert), Die Spielgefährten (1842), Schlafkameraden (1844), Erwartung (1845), Erzählerin auf der Bleiche (1846; Nationalgalerie in Berlin), Familienglück (1847), Der Kirchgang (letztere beide in der Galerie Ravené in Berlin), Leckerbissen (1852; Berliner Nationalgalerie), Großmutter und Enkelin am Sonntagsmorgen (1853; Museum in Leipzig), Guten Morgen, lieber Vater! (1858; Galerie Ravené), Das Brüderchen (1860), Der Taugenichts (1864), In der Hausthür (1869). Seit 1838 war M. Mitglied der Akademie der Künste zu Berlin, 1850 erhielt er den Professortitel. Er starb 18. Jan. 1879 in Berlin. Seine Selbstbiographie gab mit Ergänzungen Paul M. (Berl. 1880) heraus.

Von seinen Brüdern malte Wilhelm M., geb. 1815, gest. 13. Jan. 1882 in Berlin, Pferde, Lager- und Schlachtenscenen, Biwaks u. dgl., Hermann M. Architekturstücke und Marinebilder.

Franz M., Sohn Eduards, geb. 10. Okt. 1838 zu Berlin, Schüler seines Vaters und dessen Nachfolger in dem oben beschriebenen liebenswürdigen Genre. Versuche im Märchen, Schneewittchen und Dornröschen, hatten ihn indes auf das Kostümgenre des 16. und 17. Jahrh. geführt, worin er durch Das musikalische Trio Aufmerksamkeit erregte. Er war Lehrer an der Akademie der Künste in Berlin geworden, starb jedoch schon 6. April 1880 zu Marburg.

Der andere Sohn, Paul M., geb. 13. Juli 1842 zu Berlin, zunächst Schüler seines Vaters und der Berliner Akademie, war ursprünglich Genremaler, ging aber, von einer längern Studienreise durch Deutschland, Belgien und Holland und Paris zurückgekehrt, mehr und mehr zum Tierbild, hauptsächlich Menageriebild über, ohne jedoch sich einseitig an dieses zu halten. In den fünf Bildern, mit denen er 1870 in der Berliner Ausstellung auftrat, war Märchen, Genre und Tierstück gemischt, indem Rotkäppchen, Aschenbrödel und Die Bremer Stadtmusikanten dem erstern und letztern, Der holländ. Bücherantiquar (1869; Berliner Nationalgalerie) dem reinen Genre, Der verwundete Löwe dem reinen Tierstück angehörte. Das Tier- und Menageriebild blieb auch sein Hauptfeld, welchem gewöhnlich packender Humor eine genrehafte Würze giebt; so: Schlangenbändiger in der Menagerie, Schafschur (1872), Wildenbude (1874), Affenskat (1882), Tierbude (1885; Berliner Nationalgalerie), einige Lafontainesche «Tierfabelbilder» (1886), Tigerin mit Jungen (1887), Bärenführer (1894), zahlreiche Tierstillleben und der schöne aus dem Leben der Vögel entlehnte Freskofries der Vier Jahreszeiten (1883; in der Nationalgalerie zu Berlin). Dazu kam noch Landschaftsdarstellung mit Staffage. So: Berg ab, Rheinlandschaft mit Kühen, Ernte, Kohlenmeiler im bayr. Gebirge (1878; Kunsthalle in Hamburg), Kesselflicker, Schloß Tarasp in Tirol, Sommernachtstraum (1895). Eigenartig waren die sieben großen Bilder: Entstehung der Lokomotive und Huldigung für den Fabrikherrn (1878; Villa Borsig in Moabit). Endlich versuchte er sich auch im Bildnis: Porträte seines Vaters und des D. Chodowiecki (1887; beide im Museum zu Danzig) und Porträt des Kaisers Wilhelm Ⅰ. (Reichsgericht zu Leipzig). M. ist Mitglied sowie Professor der Tierklasse an der Akademie zu Berlin.

Meyerscher Expansionsschieber, Meyersche Steuerung, s. Dampfmaschine.

Meyer von Bremen, Maler, s. Meyer, J. G.

Meyer von Knonau, Gerold, Schriftsteller, Sohn von Ludwig M. v. K., geb. 2. März 1804, studierte in Berlin Cameralia und Geschichte, übernahm 1837 die Leitung des Züricherischen Staatsarchivs und starb 1. Nov. 1858. Seine wichtigsten Arbeiten sind in der Reihe der unter seiner Leitung erschienenen «Histor.-geogr.-statist. Gemälde der Schweiz» die Schilderungen der Kantone Schwyz (St. Gallen und Bern 1835) und Zürich (2. Aufl.,