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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Michael (König von Polen) - Michaelis

vaters Romanow IV. zur Herrschaft. Er hatte nur für nutzlose Gelehrsamkeit Sinn, überließ die Regierung des Reichs gewissenlosen Ministern, verlor die letzten griech. Besitzungen in Italien an die apulischen Normannen Robert Guiscards, einen großen Teil von Kleinasien an die Seldschuken und wurde im März 1078 durch den Usurpator Nikephoros Botaniates zur Abdankung gezwungen.

M. VIII. Paläologos (1261-82), geb. 1224, war ein Heerführer des kaiserl. Hauses Laskaris zu Nicäa, benutzte die Unruhen, die nach des Kaisers Thodoros' II. Tode zu Magnesia gegen Muzalon, den Vormund des unmündigen Kaisers Johannes IV., ausbrachen (Aug. 1258), die Regentschaft in seine Hände zu nehmen; 24. Dez. 1258 wurde er dann zu Nicäa zum Mitkaiser erhoben. Glänzende Erfolge gegen die franz. und epirotischen Feinde der Byzantiner auf der Balkanhalbinsel und (25. Juli 1261) die Wiedergewinnung der alten, seit 1204 in franz. Händen befindlichen Reichshauptstadt Konstantinopel machten es ihm möglich, den jungen Johannes IV. gänzlich beiseite zu schieben. M. war der Stifter der letzten byzant. Dynastie, der der Paläologen, verteidigte das Reich mit Glück gegen die vielen Feinde, die es namentlich von dem Abendlande her bedrohten und unter denen der gefährlichste Karl von Anjou war. M. starb II. Dez. 1282. Seine Autobiographie nebst russ. Übersetzung hat Johann Troitzki zu Petersburg 1885 u. d. T. "Imperatoris Michaelis Palaeologi de vita sua opusculum" veröffentlicht.

M. IX., Enkel des vorigen, des Kaisers Andronikos III. Paläologos Sohn, erhielt 1295 den kaiserl. Titel, starb schon längere Zeit vor dem Tode seines Vaters, 43 J. alt, 12. Okt. 1320 zu Thessalonik.

Michael, Konig von Polen (1669-73), geb. 1638, Sohn des Fürsten Jeremias Wisniowiceki und Nachkomme von Korybut, einem Bruder Jagiellos, wurde 1669, nach der Thronentsagung Johanns II. Kasimir (s. d.), von dem niedern Adel zum König von Polen ausgerufen. Er mußte sich wider Willen dem Verlangen der Nation fügen und vermählte sich darauf mit Eleonore, einer Schwester des Kaisers Leopold I. M. vermochte jedoch weder den widerspenstigen Adel zu zügeln noch den auswärtigen Feinden zu widerstehen. Sultan Mahmud IV. zwang ihn durch einen Einfall in Polen, Podolien und die Ukraine abzutreten und einen jährlichen Tribut zu zahlen. Einen Tag nach seinem Tode, 10. Nov. 1073, errang sein Feldherr Joh. Sobieski bei Chotin einen großen Sieg über die Türken.

Michael Nikolajewitsch, Großfürst von Rußland, vierter Sohn des Kaisers Nikolaus, geb. 25. Okt. 1832, trat in die Artillerie ein, in welcher er zum Generalfeldzeugmeister aufstieg, wurde 1863 Statthalter der Kaukasusländer und führte 1877 den Oberbefehl über das in Armenien einrückende Heer, welches Kars eroberte und bis nach Erzerum vordrang. Nach dem Friedensschluß wurde M. N. Generalfeldmarschall. Alexander III. rief M. N. im Aug. 1881 aus Kaukasien zurück und übertrug ihm den Vorsitz im Reichsrate sowie die Generaldirektion der Artillerie. Der 28. Ang. 1857 geschlossenen Ehe M. N.s mit der Prinzessin Olga Feodorowna (Cäcilie) von Baden (geb. 20. Sept. 1839, gest. 13. April 1891) entstammen sechs Söhne und eine Tochter: Anastasia, Gemahlin des Großherzogs Friedrich Franz III. (s. d.) von Mecklenburg-Schwerin.

Michael Obrenowitsch, Fürst von Serbien, geb. 4. (16.) Sept. 1823 zu Kragujevac als jüngerer Sohn des Fürsten Milosch, bestieg nach dem Tode seines Bruders Milan, der nur wenige Wochen regierte, im Juni 1839 den serb. Fürstenthron, wurde aber schon im Sept. 1842 durch den entbrannten Parteikampf gezwungen, das Land zu verlassen. Er lebte meist in Wien, mit wissenschaftlichen Studien beschäftigt. Erst als 1858 Fürst Milosch wieder zur Regierung gelangte, kehrte auch M. O. nach Serbien zurück und übernahm 26. Sept. 1860 nach dem Ableben seines Vaters von neuem die Herrschaft. Auf einem Spaziergang im Wildpark von Toptschider wurde er 10. Juni 1868 ermordet. Sein ehernes Standbild steht auf dem Theaterplatz zu Belgrad. Er war der populärste Fürst Serbiens, säuberte das Land von den türk. Besatzungen, schuf eine Armee mit Landwehr und schaffte Waffen an, um das Werk der Befreiung der Serben durchzuführen. Seine Ehe mit der Gräfin Julie Hunyadi (geb. 28. Aug. 1831, seit 1876 mit dem Prinzen Karl von Arenberg vermählt) blieb kinderlos.

Michael aus Attalia (daher Attaliātes), byzant. Jurist des 11. Jahrh., schrieb außer einem Rechtskompendium ein Geschichtswerk über die J. 1034-79. Ausg. von Belker (Bonn 1853).

Michael-Artillerieakademie in Petersburg für 60 Offiziere (Lieutenants oder Stabkapitäne), bezweckt eine höhere artilleristische Ausbildung. Die Aufnahme ist abhängig von einer Prüfung und einer zwei- bis dreijährigen Dienstzeit als Offizier; der Lehrplan umfaßt 2½ Jahre.

Michaelis, Adolf Theod. Friedr., Archäolog, geb. 22. Juli 1835 in Kiel, studierte Philologie in Leipzig, Berlin und Kiel, besuchte 1857-61 Italien, Griechenland, London und Paris und habilitierte sich 1861 in Kiel. Er wurde 1862 außerord. Professor in Greifswald, 1865 ord. Professor in Tübingen, 1872 in Straßburg. Seit 1874 ist M. auch Mitglied der Centraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts. Er veröffentlichte eine kritische Ausgabe von Tacitus' "De oratoribus" (Lpz. 1868), "Der Parthenon" (ebd. 1871), eine "Geschichte des Deutschen archäol. Instituts zu Rom" (Berl. 1879), "Ancient marbles in Great Britain" (englisch von Fennell, Cambridge 1882) und eine Anzahl kleinerer Schriften; auch vollendete er Jahns "Griech. Bilderchroniken" (Bonn 1873).

Michaelis, Joh. David, prot. Theolog, geb. 27. Febr. 1717 zu Halle als Sohn des Theologen und Orientalisten Christian Benedikt M. (gest. 1764), wurde auf dem Waisenhause und der Universität zu Halle gebildet. 1745 nach Göttingen berufen, begründete er die histor.-kritische Betrachtung des Alten Testaments. 1753-70 leitete M. die Direktion der "Göttinger Gelehrten Anzeigen". Er starb 22. Aug. 1791. M. schrieb: "Gründliche Erklärung des Mosaischen Rechts" (2. Ansg., 6 Bde., Frankf. 1776-80), "Einleitung in die Schriften des Neuen Bundes" (4. Ausg., 2 Bde., Gött. 1788), die "Moral" (hg. von Stäudlin, 3 Tle., ebd. 1792-1823). - Vgl. M.' Lebensbeschreibung von ihm selbst abgefaßt (hg. von Hassencamp, Rinteln 1793).

Michaelis, Carolina, s. Vasconcellos.

Michaelis, Karoline, s. Schelling, Karoline.

Michaelis, Otto, Reichsbeamter, geb. 12. Sept. 1826 zu Lübbecke, studierte 1844-47 in Bonn und Berlin Rechts- und Staatswissenschaften und trat im Herbst 1817 als Auskultator beim Oberlandes-^[folgende Seite]