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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mikrosomie - Mikrotelephon

hinter dasselbe eine zweite Linse c d, das Okular, so stellt, als wollte man das Bild durch sie wie durch eine Lupe betrachten, was erst dann geschieht, wenn das durch das Objektiv von dem Gegenstande erzeugte Bild sich etwas näher an dem Okular, als die Brennweite des letztern ist, befindet. Das durch das Objektiv erzeugte vergrößerte Bild erscheint dann durch das Okular von neuem vergrößert bei S' R'.

Um hinlängliche Helligkeit für die Vergrößerungen zu erhalten, beleuchtet man die vor dem Objektivglase auf einem kleinen Tischchen befindlichen Gegenstände durch einen kleinen Hohlspiegel oder durch eine Linse, die das zerstreute Licht des Himmels oder am besten das Licht einer weißen Wolke auf den Gegenstand konzentrieren.

Um den Grad der Linearvergrößerung eines M. zu suchen, legt man einen kleinen mikroskopischen Maßstab (ein sog. Mikrometer), bei dem mehrere Millimeter je in 10 oder mehrere Teile geteilt sind, unter die Objektivlinse und vergleicht nun die scheinbare Größe desselben mit einem neben das M. gehaltenen wirklichen Metermaßstabe, indem man mit dem einen Auge durch das M., mit dem andern neben vorbei auf den Maßstab blickt. Findet man z. B., daß 1 mm des mikroskopischen Maßstabes so vergrößert wurde, daß er 20 cm des wirklichen Maßstabes entspricht, so hat das M. eine 200fache lineare Vergrößerung.

Von Wichtigkeit für die Leistung des M. ist die Apertur oder der Öffnungswinkel des Objektivs, d. i. der Winkel, unter dem von einem Punkte des Gesichtsfeldes aus die unterste Linse des Objektivs erscheint. Eine größere Apertur bedingt eine größere Helligkeit der Bilder. Abbe hat aber ferner gezeigt, daß die mikroskopischen Bilder eigentlich Beugungsbilder sind, welche bei feiner Struktur der Objekte diesen desto unähnlicher werden, je mehr von dem durch die Objekte gebeugten Licht neben dem Objektiv vorbeigeht. Jede stärkere Vergrößerung fordert eine größere Apertur, und da letztere 180° nicht überschreiten, oder vielmehr gar nicht erreichen kann, so ist hiermit der brauchbaren Vergrößerung eine Grenze gesetzt. Befindet sich zwischen dem Objektiv und dem Deckglas Luft, so wird diese Grenze bald erreicht, indem das schief gegen die Mikroskopachse vom Objektiv abgehende gebeugte Licht reflektiert oder noch stärker abgelenkt wird. Wendet man die Immersion an, d. h. füllt man den Raum zwischen Objektiv und Deckglas durch einen Tropfen Wasser, Öl oder Glycerin aus, wodurch der Verlust an gebeugtem Licht (wegen der geringen Unterschiede der Brechungsexponenten) sehr herabgesetzt wird, so gewinnt die Richtigkeit und Deutlichkeit der Bilder, und die Vergrößerung kann weiter getrieben werden.

Das M. hat nicht nur in vielen Gebieten der wissenschaftlichen Naturforschung, insbesondere der Botanik und Zoologie, sondern in neuerer Zeit auch im praktischen Leben, z. B. zur Erkennung der Verfälschungen der Lebensmittel und verschiedener Waren, der Echtheit der Gespinstfasern u. dgl., eine ausgedehnte Verwendung gefunden. Nicht minder wichtige Dienste hat das M. der Medizin geleistet, indem erst durch die mikroskopische Forschung die Zelle als letzte organische Einheit des tierischen Körpers erkannt und damit die wichtigen, epochemachenden Lehren der Gewebelehre und der Cellularpathologie begründet wurden. Viele verheerende Krankheiten des Menschen, der Haustiere und der wichtigsten Kulturpflanzen sind erst dnrch das M. in ihrem Wesen erkannt worden. In Verbindung mit einem Projektionsapparat (s. d.) dient es zur Demonstration kleiner Objekte. Mit einem photographischen Apparat vereinigt, ist es zur Mikrophotographie (s. Photographie) geeignet. Hinsichtlich der mikroskopischen Untersuchung ist im allgemeinen zu bemerken, daß die meisten Gegenstände nicht ohne weiteres untersucht werden können, sondern zuvor in geeigneter Weise vorzubereiten sind; nur Flüssigkeiten breitet man einfach auf einer kleinen Glasplatte, dem sog. Objektträger, zu einer dünnen Schicht aus und ringt ^[richtig: bringt] sie dann, mit einem dünnen Deckgläschen bedeckt, unter das M. Von allen festen Körpern dagegen werden zunächst mit einem scharfen Rasiermesser oder mit dem Mikrotom (s. d.) zarte, durchsichtige Schnitte angefertigt und alsdann, mit Wasser, Glycerin, Terpentinöl und ähnlichen aufhellenden Flüssigkeiten befeuchtet, auf den Objektträger gebracht; von härtern Körpern, wie Knochen, Gesteinen u. dgl., werden gröbere Splitter zu Dünnschliffen (s. d.) verarbeitet, während weiche, nicht schneidbare Gegenstände zuerst in Alkohol, Chromsäurelösung, Pikrinsäure und ähnlichen Flüssigkeiten genügend erhärtet werden.

Vgl. Dippel, Das M. und seine Anwendung (2. Aufl., 2 Bde., Braunschw. 1882 fg.); Frey, Das M. und die mikroskopische Technik (8. Aufl., Lpz. 1886; nur für tierische Objekte); J. Vogel, Das M. und die Methoden der mikroskopischen Untersuchung (3. Aufl., Berl. 1879); Giltay, Einführung in die Grundlehren der Mikroskopie (Leid. 1893); Czapski, Theorie der optischen Instrumente (Bresl. 1893); Friedländer, Mikroskopische Technik (5. Aufl., Berl. 1894); Zimmermann, Das M. (Lpz. 1895); Kaiser, Die Technik des modernen M. (Wien 1896).

Mikrosomie (grch.), Kleinheit des Körpers, Zwergbildung.

Mikrosphyxie (grch.), schwacher Pulsschlag.

Mikrosporen, bei den heterosporen Gefäßkryptogamen die kleinere Form der Sporen, die in großer Anzahl in den Mikrosporangien entwickelt werden. Aus den M. gehen die männlichen, Antheridien tragenden Prothallien hervor.

Mikrosporon furfur Rob., mikroskopischer Pilz, welcher in der Haut wuchert und die Kleienflechte (s. Pityriasis) verursacht; M. oder Micrococcus septicus Cohn, ebensolcher, welcher die septischen Wundkrankheiten (Pyämie, Septicämie u. a.) erzeugt.

Mikrotasimeter, Tasimeter (grch.), ein 1875 von Th. A. Edison angegebenes Instrument zum Messen sehr kleiner Druckänderungen oder Längenveränderungen. In ihm wird ein Stab aus dem zu untersuchenden Material zwischen zwei festen Ständern so eingespannt, daß er mit dem einen Ende einen gewissen schwachen Druck auf eine Kohlenplatte ausübt, die nebst einem Galvanometer den Stromkreis einer galvanischen Batterie eingeschaltet ist. Jede nunmehr eintretende Ausdehnung oder Zusammenziehung des Stabes, z. B. durch Erwärmung oder Abkühlung, vergrößert oder verkleinert die Zusammendrückung der Kohlenplatte und ändert dadurch deren elektrischen Leitungswiderstand, was sich durch Änderung des Ausschlags der Galvanometernadel bemerkbar macht.

Mikrotelephon (grch.), die Verbindung eines Mikrophons (s. d.) und eines Telephons (s.d.) zu einem handlichen Ganzen. In nachstehender Figur ist ein M. von Mix & Genest in Berlin abgebildet. Das Mikrophon M ist mittels eines gebogenen Rohres r