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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Minargent - Mind

(S.Tafel: Arabische Kunst II, Fig. 6 und Tafel: Kunst des Islam II, Fig. 1,Vo. 9, S.7I4.) Die M. sollen zuerst zu Damaskus unter dem Chalifen Walid 710 eingeführt worden sein. - Vgl. Franz-Pascha, Die Baukunst des Islam (Darmst. 1887).

Minargent, eine silberähnliche Legierung, besteht aus 100 Teilen Kupfer, 70 Teilen Nickel, 5 Teilen Wolfram und 1 Teil Aluminium.

Minas de Rio Tinto, gewöhnlich Rio Tinto genannt, Bergwerksstadt in der span. Provinz Huelva, in unfruchtbarer Landschaft aus Kulmschiefer, in der Sierra Morena und im Quellgebiet des Rio Tinto, ist benannt nach den berühmten Kupferminen, die seit 1873 durch die Rio-Tinto-Company erfolgreich abgebaut werden. Da die enormen Lager kupferhaltigen Schwefelkieses, untermischt mit andern geschwefelten Kupfererzen, unter einer Decke von nur 40 m Thonschiefer liegen, so verwandelte die Gesellschaft den bisherigen unterirdischen Grubenbetrieb in offenen Tagebau. Sie legte große Wasserreservoire für den Cementierungsprozeß im trocknen Sommer an, baute eine schmalspurige Bahn von 86 km Länge nach dem Hafen von Huelva und hier einen eisernen Pier. Täglich werden etwa 2000 t Erze versandt. Mit über 10 000 Arbeitern und einem Kapital von mehr als 120 Mill. M. thätig, übt die Gesellschaft Einfluß auf die Kupferpreise in der ganzen Welt aus. Die Stadt, die 1845 nur 844 E. zählte, ist ein ansehnlicher Ort von (1887) 10 071 E.; ebenso sind die Nachbarorte Nerva (6431 E.) und Zalamea (6240 E.) zu Städten herangewachsen.

Minas Geraes (spr. -nasch scherāisch, "Hauptbergwerke"), einer der größten und volkreichsten Binnenstaaten Brasiliens, vom Meere durch Bahia, Espirito-Santo und Rio de Janeiro getrennt, hat 574 855 qkm und (1892) 3 200 807 E., d. i. 5 auf 1 qkm. Der Staat bildet ein Wasser- und bergreiches Hochland, dessen östl. Teil Gebirge einnehmen, während im W. breitere Thalbildungen und niedrige Höhenzüge, im N. Hügelland vorherrschen. Das östl. Grenzgebirge, Serra dos Aimores, scheidet ihn zugleich von der Urwaldregion der Küste; im S. umschließt M. G. noch einen Teil dieser Region an der Grenzkette Serra da Mantiqueira mit dem Itatiaya. Bis zur Serra do Espinhaço (s. d.) findet man noch kräftige Baumvegetation, westlich davon aber nur Gras- und Gesträuchwuchs; der größte Teil gehört daher zu den sog. Campos. Der Westen, die Umgebung der Serra da Matta da Corde, ist wenig bekannt. Die Gebirge der südl. und östl. Gegenden bestehen größtenteils aus Gneisgranit, in der Serra do Espinhaço aber herrschen krystallinische Thonschiefer vor, neben denen ein schieferiger Quarzsandstein, der Itakolumit (s. d.), besonders charakteristisch ist. Metall- und Edelsteinreichtum hat M. G. den Namen gegeben. Doch liegen gegenwärtig die alten Gruben zum allergrößten Teil verlassen, da ihre Ausbeute nicht mehr lohnend ist. Wichtig sind ferner die Diamantenwäschereien in den Flüssen am Westabhange der Serra do Espinhaço, vorzüglich in den Municipien Diamantina, im Sertão de Abaëte und bei Bagagem. (S. Karte: Brasilien, Bd. 3, S. 434.)

Das Stromgebiet des San Francisco bedeckt etwa die Hälfte des Staates; er ist hier 430 km weit schiffbar. Da aber im untern Lanfe Wasserfälle die Schiffahrt verhindern, so bildet er keine Verbindung mit dem Ocean. Gleiche Hindernisse zeigen der Rio Doce und der Jequitinhonha sowie der Parana (Rio Grande). An Mineralquellen ist M. G. ziemlich reich. Das Klima ist in der Urwaldregion heiß, in der höhern Camposregion, namentlich in den Gebirgen, dem der außertropischen südl. Gebiete fast gleich. Zuckerrohr, Kaffee, Mandioka, Bananen u. s. w. gedeihen nur in sehr geschützten Lagen. Gebaut werden hauptsächlich Mais und Bohnen, weniger Kartoffeln, Weizen, Roggen, Gerste, Baumwolle, Reis und Tabak. Die Industrie ist unbedeutend. Bahnen dringen nur von Süden her ein bis Sta. Luzia am Nio das Velhas und bis Pitangui.

Von der ehemaligen Indianerbevölkerung sind noch etwa 10 000 Seelen, vorzugsweise Botokuden (s. d.), übrig. Deutsche sind in Kolonien am Mucury und im Süden angesiedelt. Der größte Teil besteht aus freien Schwarzen und Mischlingen. Hauptstadt ist Ouro-Preto (s. d.). Wichtig sind auch Diamantina (s. d.), São João del Rei, Campanha, Caldas, Sabara und Minas Novas.

Mination (lat.), Drohung; minatōrisch, drohend.

Minbar, die Predigerkanzel in den Moscheen, s. Chatib.

Minch (spr. mintsch), etwa 37-73 km breiter, bis 278 m tiefer Meeresteil zwischen den nördlichen äußern Hebriden und der schott. Küste. Der Kleine M. (Little M.), etwa 65 km lang, 23-32 km breit, trennt die äußern Hebriden von den innern.

Mincha (hebr., "Opfer", "Gabe"), im Opferritual Ezechiels und der jüngern Schichten des Pentateuchs das unblutige Speis- und Trankopfer, das aus am Feuer gerösteten Getreidekörnern, feinem Mehl oder ungesäuertem Backwerk mit Öl, Salz und Weihrauch und aus Wein bestand und gewöhnlich als Zugabe zum Schlachtopfer (Brand- und Dankopfer) Gott dargebracht wurde. Nur in wenigen Fällen kam das Speisopfer selbständig vor.

Mincio (spr. -tscho), Fluß der Lombardei, entspringt als Sarca am östl. Abbang des Adamello in Tirol, durchfließt den nördl. Teil von Judicarien und gelangt durch das fruchtbare Sarcathal, 4 km südöstlich von Riva, in den Gardasee. Diesen verläßt er bei Peschiera. Oberhalb des Sees ist er reißend, unterhalb desselben wird er schiffbar; bei Mantua erweitert er sich zu einem sumpfigen See und mündet, durch hohe Dämme an der Überschwemmung der Uferlandschaften gehindert, 22 km unterhalb Mantua, 192 km lang, wovon 66 auf den eigentlichen M. fallen, in den Po. Er bildet strategisch eine wichtige Verteidigungslinie; daher wurde hier mehrfach, bei Castiglione Dez. 1800, bei Solferino 1859 und bei Custozza 1848 und 1866, gekämpft.

Minckwitz, Johs., Dichter und Philolog, geb. 21. Jan. 1812 in Lückersdorf bei Kamenz, studierte Philologie und lebte seit 1842 in Leipzig, wo er sich 1855 an der Universität habilitierte und 1861 außerord. Professor wurde. Er siedelte 1883 nach Heidelberg über und starb 29. Dez. 1885 in Neuenheim bei Heidelberg. Außer Übersetzungen griech. Autoren schrieb M., der ein begeisterter Anhänger Platens war: "Platen als Mensch und Dichter" (Lpz. 1838), "Lehrbuch der deutschen Verskunst" (ebd. 1844; 6. Aufl. 1878), "Taschenwörterbuch der Mythologie aller Völker" (ebd. 1852; 0. Aufl. 1883), "Aus Deutschlands größter Zeit" (Gedichte, 3. Aufl., ebd. 1870) und andere Dichtungen.

Mind, Gottfr., Maler, geb. 1768 zu Bern, lernte bei dem Landschaftsmaler Siegm. Freudenberger in Bern kolorieren und arbeitete in der Folge bei dessen Witwe. Ein Kretin, in allem unwissend, außer im Zeichnen, lebte er fast nur im Umgange