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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mine (Sprengladung) - Minenkrieg

verschiedenen Währungen waren die wichtigsten die äginäische, euböische und attische. Die äginäische M., im 7. Jahrh. v. Chr. stark in Griechenland verbreitet, hatte nach der Überlieferung König Pheidon von Argos eingeführt; sie wog 617 g und galt etwa 108 M. Die euböische M. wog dagegen nur 437 g und galt etwa 75 M. In Attika war vor Solon neben äginäischer Währung eine Gewichtsmine von 598,95 g im Gebrauch, Solon führte dafür die euböische Währung und eine Gewichtsmine von 655 g ein; doch erhielt sich daneben das ältere Gewicht. - Vgl. Pernice, Griech. Gewichte (Berl. 1894). - Im heutigen Königreich Griechenland ist die (sog. königliche) M. ein Gewicht von 1500 neuen (sog. königlichen) Drachmen (s. d.) oder Gramm = 1½ kg.

Mine (frz.), eine in der Erde, in Mauerwerk, in Felsen oder auch unter Wasser angebrachte Sprengladung, die durch Entzündung auf ihre Umgebung zertrümmernd einwirken soll; je nach dem Ort ihrer Wirksamkeit unterscheidet man Landminen und Seeminen (s. d.). Wird die Landmine mit Hilfe einer Leitung zum Explodieren gebracht, so üben die sich entwickelnden Gase nach allen Seiten hin einen gleichmäßigen Druck aus, der seine stärkste Wirkung notwendig nach jener Richtung hin äußert, in der er den geringsten Widerstand findet, also nach der Oberfläche der Erde hin, oder nach einem von dem Mittelpunkt der Ladung weniger weit entfernten hohlen Raum unterhalb der Erdoberfläche. Den gesamten Raum, über den die Wirkung einer M. sich verbreitet, nennt man die Wirkungssphäre, und denjenigen Teil dieses Raumes, innerhalb dessen der Druck noch stark genug ist, um feste Gegenstände zu zerstören, die Trennungssphäre der M.; die kürzeste Entfernung von dem Mittelpunkt der Ladung bis zur Erdoberfläche oder bis zum nächsten hohlen Raume unter derselben heißt die kürzeste Widerstandslinie. Erhebt sich die Trennungssphäre einer M. über die Erdoberfläche, so wird, je nach der Größe der Ladung, der über letzterer lagernde Erdboden durch die Explosion in größerer oder geringerer Menge als Garbe in die Höhe geschleudert, und es entsteht eine Aushöhlung, der Minentrichter. Die M., welche einen solchen Trichter erzeugt, heißt Trichtermine. Über die Quetschmine s. d.

Um die Ladung der M. an ihren Bestimmungsort, in die sog. Minenkammer zu bringen, bedarf es unterirdischer Verbindungen, die ähnlich wie im Bergbau ausgeführt werden. Diese unterirdischen Wege heißen Schacht oder Brunnen, wenn sie senkrecht, Stollen oder Galerie, wenn sie wagerecht, endlich Schleppschacht oder fallender Stollen, wenn sie mit Gefäll geführt sind. Diese Minengänge erhalten eine Verkleidung aus Holz, entweder in Form des Getriebsbaues (Getriebezimmerung, s. Bergbau, Bd. 2, S. 759 a) oder des Baues mit Holländischen Rahmen (s. d.); bei permanenten Werken werden auch die Minengänge zum Teil in Mauerwerk angelegt. Die Ladung befindet sich gewöhnlich in einem hölzernen Kasten und wird, nachdem sie in die Minenkammer gebracht ist, damit ihre Wirkung nicht von der beabsichtigten Richtung abgelenkt wird, mit einer Verdämmung versehen, d. h. der Minengang wird hinter der Ladung mit Lehmziegeln, Rasen u. dgl. fest ausgefüllt. Die Entzündung der M. wird entweder durch Leitfeuer (s. d.) oder durch Elektricität bewirkt. Die unter dem Glacis einer Festung schon im Frieden in Mauerwerk ausgeführten Minenanlagen werden als Verteidigungsminen oder Konterminen-(Gegenminen-)System (s. Konterpuits) bezeichnet. Diese Gegenminen werden von dem Belagerer mit sog. Angriffsminen bekämpft; die Gesamtheit der hiermit zusammenhängenden Arbeiten und Kämpfe wird als Minenkrieg (s. d.) bezeichnet. In der Feldbefestigung kommen M. nur als Hindernismittel vor und zwar als sog. Fladderminen (s. d.). Die zur Minenarbeit besonders ausgebildeten Mannschaften der technischen Truppen werden Mineure (s. d.) genannt.

Mine, Maß, s. Emine.

Minelli oder Min-Elli, Joh., holländ. Philolog, geb. 1625 zu Rotterdam, gest. 1683 als Rektor der Schule daselbst, besorgte von einer großen Anzahl röm. Klassiker Ausgaben mit kurzen erklärenden Anmerkungen, die so großen Beifall fanden, daß in der Folgezeit von andern viele ähnliche Ausgaben mit der Anpreisung "ad modum Minelli", d. h. nach der Art und Weise M.s, erschienen; namentlich in Deutschland durch den pseudonymen Germanicus Sincerus und einen gewissen Juncker. Da diese letztern Ausgaben in ihren Anmerkungen fast nichts als Umschreibungen und wörtliche Übersetzungen des Textes darboten, so wurde der Ausdruck "ad modum Minelli" sprichwörtlich und erhielt gleiche Bedeutung mit Eselsbrücke.

Minenbai, s. Fundybai.

Minengraben, s. Logement.

Minenherd, bei Minenanlagen derjenige Ort, wo die Zündleitung beginnt, und wo bei Anwendung eines Leitfeuers die Zündschachtel oder Mausefalle (s. d.), bei Anwendung der elektrischen Zündung der Apparat aufgestellt wird.

Minenkammer, s. Mine.

Minenkrankheit, Gesamtheit der eigentümlichen Krankheitserscheinungen, die nicht selten nach Minensprengungen bei dem Aufenthalt in den Galerien eintreten. In schwerern Fällen kommt es zu plötzlichen Ohnmachten, Betäubung und Krämpfen, die oft schnell den Tod herbeiführen. Die M. ist im wesentlichen als Kohlenoxydgasvergiftung (s. d.) zu betrachten.

Minenkrieg, der unterirdisch mit Hilfe von Minen (s. d.) geführte Teil des Festungskrieges, beginnt, sobald die Angriffsarbeiten das Glacis erreichen, und nimmt etwa folgenden Verlauf: der Angreifer legt nahe vor der dritten Parallele ein oder mehrere Minenlogements (s. Logement) an, aus denen er mit mehrern stark fallenden Galerien (Schleppschächten) vorgeht. Sobald er den Quetschminen des Konterminensystems nahe zu sein glaubt, werden an den Spitzen der Minengänge Ladungen für überladene Minen eingebracht, verdämmt und angezündet und so mehrere Trichter in einer Reihe nebeneinander hergestellt, die nach ihrer Krönung als verteidigungsfähige Deckungen für Infanterie sowie als Minenlogements zu erneutem Vorgehen mit Schleppschächten benutzt werden können. In dieser Weise wird eine Trichterreihe vor die andere gelegt, bis die Kontereskarpe erreicht und eingeworfen ist, wonach in der Regel zur Breschierung der Eskarpenmauer geschritten wird. Um diesen Maßregeln der Angreifer zu begegnen, besetzt der Verteidiger seine Horchgänge mit Posten, die die feindlichen Arbeiten in festem Boden etwa 14 m weit, in lockerm oder feuchtem Boden nur etwa halb so weit mit dem Gehör wahrnehmen können. Ist nur