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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mineralindig - Mineralogie

man die feinern anatom. Strukturverhältnisse sowohl im frischen und unveränderten, als im umgewandelten Zustande untersuchen und wertvolle Schlüsse über die Entstehung ableiten kann. - Vgl. Zirkel, Die mikroskopische Beschaffenheit der M. und Gesteine (Lpz. 1873); Hussak, Anleitung zum Bestimmen der gesteinbildenden M. (ebd. 1885); Rosenbusch, Mikroskopische Physiographie der petrographisch wichtigen M. (3. Aufl., Stuttg. 1892).

Unter den physikalischen Eigenschaften der M. ist Zunächst die mit der Kohärenz zusammenhängende gesetzmäßige Spaltbarkeit der Krystalle und krystallinischen Massen wichtig, die ein um so belangreicheres Merkmal abgiebt, als sie von der vielgestaltigen Formentwicklung ganz unabhängig und dennoch stets konstant ist. Außer der Spaltbarkeit geben noch die Gleitflächen, Schlag- und Ätzfiguren Aufklärung über innerliche latente Kohärenzverhältnisse. Wird ein Mineral nach Richtungen zerschlagen oder zerbrochen, nach denen keine Spaltbarkeit vorhanden ist, so zeigt sich der sog. Bruch, der muschelig, eben oder uneben, glatt, splitterig, erdig oder hakig sein kann. Die Härte der M. und ihr specifisches Gewicht oder ihre Dichtigkeit sind gleichfalls physik. Eigenschaften, die bei der Unterscheidung der einzelnen Arten mit den ersten Rang einnehmen. Im engsten Zusammenhang mit der morpholog. Ausbildung der Krystalle des Mineralreichs steht ferner ein Teil ihrer optischen Eigenschaften, ihre einfache oder Doppelbrechung, das Vorhandensein einer oder zweier optischen Achsen, ihr Verhalten gegen polarisiertes Licht, ihre Farbenverschiedenheit nach abweichenden Richtungen (s. Dichroismus) u. s. w. Die Fortschritte der Physik haben der Mineralogie allmählich eine Menge von sinnreichen Instrumenten und Methoden zur optischen Prüfung der M. geliefert, wozu die verschiedenen Polarisationsapparate, Stauroskop, Dichroskop, die Instrumente zur Messung des Brechungsindex, des Winkels der optischen Achsen u. s. w. gehören, alles Apparate, die für die speciellere allseitige Untersuchung oder für die Diagnose der M. wichtig sind. (Vgl. Groth, Physik. Krystallographie, 2. Aufl., Lpz. 1885.) Andere optische Eigenschaften, die mit der Krystallform nicht oder nicht so direkt zusammenhängen, sind der Glanz (s. d.), die Farbe, der Farbenschiller, die Pellucidität oder das Vermögen, Licht hindurchzulassen. Sodann gehören auch noch das Verhalten der Krystalle gegen die Wärme (Leitungsfähigkeit der Wärme, abweichende Ausdehnung nach verschiedenen Richtungen bei Temperaturerhöhung), die Elektricität, Phosphorescenz und der Magnetismus zu den physik. Eigenschaften der M.

Bei der Betrachtung der chemischen Natur der M. (chemische Mineralogie) kommen namentlich in Betracht: die chem. Konstitution und die chem. Reaktionen. Was das chem. Wesen der M. anbetrifft, so sind dieselben entweder Elemente (z. B. Gold, Silber, Kupfer, Schwefel), oder Oxyde (z. B. Quarz, Zinnstein, Rutil, Eisenglanz, Saphir, Magneteisen, Brauneisenstein), oder Schwefelmetalle (z.B. Eisenkies, Bleiglanz, Kupferkies, Fahlerz, Rotgültigerz, Zinnober), oder Haloidsalze (wie Steinsalz, Flußspat, Kryolith), oder Sauerstoffsalze (z. B. die große Zahl der Silikate, Carbonate, Phosphate, Sulfate, auch Arseniate, Borate, Nitrate, Wolframiate, Titanate), endlich organische Verbindungen und deren Zersetzungsprodukte (die mineralischen Salze mit organischen Säuren, die verschiedenen Kohlen, Erdharze und mineralischen Kohlenwasserstoffe). Die chem. Konstitution eines Minerals kann nur durch eine genaue quantitative Analyse erkannt werden, während die chem. Reaktionen bloß mehr oder weniger genau auf die Kenntnis seiner qualitativen Zusammensetzung führen. Diese letztern einfachen chem. Prüfungen werden entweder auf dem sog. trocknen oder auf dem nassen Wege vorgenommen. Bei der Untersuchungsmethode auf dem trocknen Wege bedient man sich des Lötrohrs, womit die Schmelzbarkeit, das Entweichen flüchtiger Stoffe, die Sublimation gewisser Substanzen, die Gegenwart einiger charakteristischen Metalle, die Färbung der Flamme, welche die erhitzte Probe liefert, auch die Produkte und Erscheinungen, die sich beim Zusammenschmelzen mit andern Körpern zeigen, ermittelt werden sollen. Bei der Prüfung auf dem nassen Wege handelt es sich um die Auflöslichkeit oder Unlöslichkeit eines Minerals in Wasser oder verschiedenen Säuren, um dabei erfolgende Gasentwicklungen, um Abscheidung einzelner Bestandteile (z. B. Schwefel, Kieselsäure); die weder in Wasser noch in Sänren löslichen oder zersetzbaren M. müssen mit andern Substanzen zusammengeschmolzen werden, um sie dadurch löslich und der Analyse zugänglich zu machen. - Für die Kenntnis der chem. Zusammensetzung der M. ist vor allem Rammelsbergs Handbuch der Mineralchemie (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1875; Ergänzungsheft dazu 1886) wichtig; für die Bestimmung der M. leisten von Kobells Tafeln zur Bestimmung der M. (12. Aufl., hg. von Oebbeke, Münch.1884) gute Dienste; ferner Weisbach, Tabellen zur Bestimmung der M. mittels äußerer Kennzeichen (4. Aufl., Lpz. 1892). über die Bildung und chem. Umbildung der M. vgl. J. Roth, Allgemeine und chem. Geologie, Bd. 1 (Berl. 1879).

Die Versuche, die in der Natur vorkommenden M. künstlich durch das Experiment nachzuahmen, beruhen darauf, daß entweder die Elemente synthetisch zu einer Verbindung zusammengefügt, oder andererseits die Bedingungen erfüllt werden, unter denen eine bereits existierende Verbindung feste Krystallform anzunehmen bestrebt ist. Indem man sich dabei der Sublimation, der gegenseitigen Zersetzung von Dämpfen in hoher Temperatur, der Einwirkung von Gasen und Dämpfen auf stark erhitzte feste Körper, namentlich aber der verschiedentlich modifizierten Schmelzung und Lösung in Flüssigkeiten sowie der dabei stattfindenden Wechselzersetzungen bediente, ist man auf diesem Gebiete zu sehr befriedigenden und wichtigen Resultaten gelangt. - Vgl. C. W. C. Fuchs, Die künstlich dargestellten M., gekrönte Preisschrift (Haarlem 1872); Daubrée, Études synthétiques de géologie expérimentale (Par. 1879); Fouqué und Michel Lévy, Synthése des minéraux et des roches (ebd. 1882).

Mineralindig, Mineralischer Indigo, s. Indigo.

Mineralisches Chamaleon, soviel wie Chamaeleon minerale (s. d.)

Mineralkermes (Kermes minerale), s. Antimonsulfür.

Mineralmohr, s. Aethiops und Quecksilbersulfid.

Mineralmoorbäder, soviel wie Moorbäder.

Mineralogie, der Teil der Naturwissenschaften, der sich mit der Beschreibung der Mineralien (s. d.) beschäftigt, wobei dieselben bald nur im engern Sinne, nach ihren Eigenschaften und ihrem gegen-^[folgende Seite]