Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

913

Minghi-tau - Miniaturen

rium Menabrea leitete er von Mai bis Dez. 1869 das Ministerium des Ackerbaues, Handels und Gewerbes, war dann 1870-73 Gesandter in Wien, um nach dem Sturz Lanza-Sellas die Neubildung eines Kabinetts, dessen Vorsitz und das Finanzministerium zu übernehmen; 1876 gelang es ihm ohne Deficit abzuschließen, trotzdem fiel er aber infolge der Verbindung der mächtig angewachsenen Linken mit dem rechten Centrum. Er starb 10. Dez. 1886 in Rom. M. hat den Anschluß Italiens an das deutsch-österr. Bündnis angebahnt; in der Kammer war er einer der besten Redner. Sein Denkmal auf dem Corso Vittorio Emanuele in Rom wurde 24. Sept. 1895 enthüllt. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Della economia pubblica e delle sue attinenze colla morale e col diritto" (Flor. 1859; 2. Aufl. 1868), "Stato e chiesa" (2. Aufl., Mail. 1878; deutsch Gotha 1881), "Le donne italiane nelle belle arti al secolo XV e XVI" (Florenz, o. J.) und die wertvolle Biographie Raffaels (Bologna 1885; deutsch von Münz, Bresl. 1887); ferner "I mici ricordi" (3 Bde., Tur. 1888) und "Discorsi parlamentari, raccolti a cura di L. Pullè" (4 Bde., Rom 1888-90).

Minghi-tau, Gebirgsstock, s. Elbrus.

Mingrelien, d. h. das Land der tausend Quellen, Landschaft in Transkaukasien, grenzt im W. ans Schwarze Meer, im N. an den Fluß Ingur, im O. an den Zchenis-zchali (den Hippios der Alten) und an die Hauptkämme des Kaukasus, im S. an den Rion und bildet die Kreise Sugdidi, Senaki und Letschgum des russ. Gouvernements Kutais. Das Land ist sehr fruchtbar, hat Eisenminen, Manganerze, Goldlager. Die Bewohner, die Mingrelier, die sich selbst Kadsariah nennen, 215 000 Seelen, gehören zum georgischen Stamm und sind griechisch-katholisch. - M. war ein Vasallenstaat Georgiens, der sich 1414 unter einem Fürsten aus dem Hause Dadian (s. d.) selbständig machte. Seit 1803 gehört es zu Rußland.

Mingrelien, Nikolaus, Fürst von, s. Dadian.

Minho (portug., spr. minnjü), span. Miño, der kleinste unter den sechs Hauptflüssen der Pyrenäischen Halbinsel, 253 km lang, mit einem Gebiet von 17 011 qkm, entsteht in den Gebirgen des nordöstl. Galiciens, strömt anfangs gegen SW., dann bis unterhalb Lugo nach SSO., von dort bis Orense fast südwärts und zuletzt, die Grenze zwischen Spanien und Portugal bildend, über Tuy nach SW. Bei Salvatierra, 40 km oberhalb der Mündung, wird er für kleine Fahrzeuge fahrbar; größere Schiffe können die Barre an der Mündung nicht passieren. Hauptnebenfluß ist der Sil, welcher an der Peña Rubia entsteht und durch goldführenden Sand schon im Altertum berühmt war.

Minho (spr. minnjü), die nördlichste bevölkertste Provinz Portugals, zählt (1890) auf 7273 qkm 1 098 356 E. oder 151 auf 1 qkm und zerfällt in die drei Distrikte Vianna, Braga imd Porto. Ihre höhern Gebirge, insbesondere die Sierra do Soajo mit dem 2400 m hohen Gaviarra und die 1468 m hohe Serra do Gerez tragen den größten Teil des Jahres Schnee. Reiche Niederschläge fördern die Vegetation und speisen zahlreiche klare, forellenreiche Flüsse.

Minia, ägypt. Stadt, s. Minjeh.

Miniato, San, ital. Stadt, s. San Miniato.

Miniator (neulat.), Handschriften-, Buchmaler.

Miniaturen, die gemalten Verzierungen der Handschriften, nämlich Initialen, Randzeichnungen, auf den Text bezügliche selbständige Bilder u. s. w. Das Wort ist abzuleiten vom lat. minium, d. i. Mennige, weil die Handschriften im Mittelalter gewöhnlich mit roter Farbe ausgemalt wurden. Bilder zur Erläuterung und Veranschaulichung des Textes (s. Illustrationen) finden sich bereits in den Handschriften der Griechen und Römer; die altchristl. und byzant. Kunst ahmte diese Sitte nach, wovon schöne Beispiele aus dem 5. Jahrh. in einer orient. Handschrift der Genesis auf der Hofbibliothek zu Wien (s. Tafel: Miniaturen, Fig. 1) und in dem auf Purpurpergament mit Silber geschriebenen Evangelienbuch aus Rossano (hg. von Gebhardt und Harnack, 1880) erhalten sind. Einen eigenartigen Stil zeigen die M., mit denen im 7. und 8. Jahrh. die irischen Mönche die Handschriften schmückten; aus reichornamentierten, mit Bandwerk und phantastischen Tieren durchzogenen Initialen (s. d.) bestehend, wurden dieselben zuweilen so vergrößert, daß sie ganze Seiten füllten (s. Fig. 2). Diese Art der Miniaturmalerei kam auch nach England, Deutschland und Oberitalien; hervorragende Beispiele sind das Evangeliarium des heil. Willibrord in der Pariser Nationalbibliothek und das Cuthbertbuch im Britischen Museum. In großer Blüte stand die Miniaturmalerei unter den Karolingern, aus deren Zeit die Bibliothek zu Paris das Evangeliarium Karls d. Gr., die zu München den Codex aureus aus St. Emmeran zu Regensburg, die zu St. Gallen den Goldenen Psalter (s. Fig. 3), die zu Trier den Egbertcodex, die von S. Paolo suori le mura zu Rom die Bibel aus San Callisto als prächtige Beispiele einer stilistischen Buchverzierung besitzen. An Stelle der Deckfarben waren vielfach, schon in Irland, Wasserfarben getreten; in Byzanz hingegen hatte sich die Miniaturmalerei mit Deckfarben erhalten und bis in das 14. Jahrh. strebte man dort den alten Vorbildern mit großem technischen Geschick nach (s. Tafel: Byzantinische Kunst, Fig. 1 u. 4). Zur Zeit der Ottonen blühte die Miniaturmalerei besonders in Deutschland; der Domschatz zu Hildesheim, die Bibliotheken in Bamberg und München bewahren aus dieser Zeit kostbare Bilderhandschriften.

Mit dem 11. Jahrh. begann in der Miniaturmalerei eine neue Richtung, welche die byzant. Formen entsprechend der roman. und got. Kunstperiode (s. Romanischer Stil, Gotischer Stil) in mehr zeitgemäßem und volkstümlichem Sinne umzubilden suchte. Die Mönchsschulen, damals die einzigen Werkstätten für das Abschreiben und Ausmalen der Bücher, wetteiferten in Hervorbringung von Handschriften, die sich durch kalligraphische Eleganz und reichen Bilderschmuck ebenso wie durch prachtvolle Einbände hervorthaten. Die Technik war mit dem 11. Jahrh. von der Gouachemalerei der karoling. Epoche wieder zu der frühern zeichnenden und illuminierenden Behandlung zurückgegangen; die Umrisse wurden mit der Feder vorgezeichnet und mit dem Pinsel ausgetuscht. Später wählte man lieber Goldgründe, wobei man das Pergament mit einem geleimten Kreidegrund überzog und auf diesem das Blattgold auflegte (s. Tafel: Miniaturen, Fig. 4). Zur Zeit der Gotik kamen an Stelle der Goldgründe entweder schachbrettartig mit Gold und Farben gefelderte oder tapetenartig mit buntem Blätter- und Blumenwerk gemusterte Hintergründe.