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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Miniaturmalerei - Minimalflächen

Im 14. Jahrh., wo schon die Anfertigung und Ausschmückung der Handschriften nicht mehr allein die Mönche in den Klöstern, sondern auch eine Schar von Schönschreibern und Miniaturmalern an den Fürstenhöfen und in den reichen Städten beschäftigte, hatten die Miniaturmaler ganz besondere Gönner an König Karl V. von Frankreich und an seinen Brüdern, dem Herzog Johann von Berry und Philipp dem Kühnen, Herzog von Burgund, aus deren Büchersammlungen berühmte Prachtstücke, z. B. die zwei Horarien des Herzogs von Berry, in die Pariser Bibliothek übergegangen sind. Flandern und Burgund stehen in vorderster Reihe. In Frankreich bildete sich im Anfang des 15. Jahrh. das sog. Stechapfelornament aus, welches ene zarte spitzenartige Verzierung der Blattränder ermöglichte (s. Fig. 5). Das immer stattlichere Aufblühen der Malerei in den Niederlanden und in Italien und die stete Zunahme der fürstl. Liebhaberei an Bilderhandschriften konnten natürlich für die weitere Durchbildung der Miniaturkunst nicht ohne Wirkung bleiben. Die Behandlung wird freier und naturwahrer; Auswahl und Anordnung der Gegenstände, die feinere Formengebung und Gewandung, die geschmackvollen Ornamente deuten auf das völlige Heranwachsen dieses Kunstzweigs. Berühmte Manuskripte: das Missale des Herzogs von Bedford (im Britischen Museum), das Brevier desselben Herzogs (in der Pariser Bibliothek), das Gebetbuch der Königin Anna (s. d.) von Bretagne mit prächtigen M. von Jean Poyet (in der Bibliothek zu Petersburg; Prachtausgabe, Par. 1861), die Bibel des Matthias Corvinus, Königs von Ungarn (im Vatikan), der Froissard (in der Breslauer Stadtbibliothek), die Manessesche Liederhandschrift (in der Heidelberger Bibliothek; die M. hg. von Kraus, Straßb. 1887), das Brevier des Kardinals Grimani, von dem Genter Gerhard Horebout ausgemalt (in der Markusbibliothek zu Venedig), das Meßbuch des Kardinals Farnese, ein Meisterwerk des Giulio Clovio (s. d.) in der Bibliothek des Museo Nazionale zu Neapel u. s. w. beweisen, wie Treffliches die Miniaturmalerei in den Niederlanden, in Frankreich und Italien während des 15. und 16. Jahrh. leisten konnte. Klassische Motive finden sich in den Handschriften mit religiösen Vorstellungen vereinigt (s. Fig. 6).

Die Erfindung der Buchdruckerkunst that freilich der Miniaturmalerei empfindlichen Abbruch, insofern jetzt Holzschnitte, die sich zugleich mit dem Letternsatz auf der Buchdruckerpresse verwenden ließen, zur Illustrierung der Bücher an die Stelle der M. traten; doch gab es von den ersten xylogr. Bilderbüchern, von der "Biblia pauperum" (s. d.), dem "Heilsspiegel", der "Ars moriendi" u. s. w. außer den gewöhnlichen Exemplaren auch solche, wo die Holzschnitte von Illuministen ausgemalt waren, und in noch kostbarern Drucken auf Pergament geschah dies Ausmalen mit Deckfarben, aufgehöhten Lichtern und Gold, wie in den Miniaturhandschriften. Indes auf die Dauer vermochten die Miniaturmaler nicht, sich des vereinigten Andrangs der Buchdrucker-, Holzschneide- und Kupferstechkunst zu erwehren.

Dafür entstand im 17. Jahrh. eine neue Gattung der Miniaturmalerei; es waren kleine Malereien, besonders Bildnisse, die in dieser Art im 18. Jahrh. sehr beliebt waren. Man gebraucht dazu sehr feine, mit Gummiwasser angemachte Farben, punktiert oder strichelt nur das Nackte und behandelt das übrige, Gewänder und Hintergründe, in Gouachemanier; bisweilen wird aber auch die ganze Arbeit punktiert oder gestrichelt. Man malt solche M. auf feinkörnigem, stark geleimtem Papier, auf Holz, auf Email, auf Porzellan, am häufigsten aber auf Elfenbein und Pergament. Bedeutende Maler dieser Art waren van Blaerenberghe, zur Zeit Ludwigs XV., Rosalba Carriera (s. d.) und J. B.Isabey (s. d.). Namentlich überall an den Fürstenhöfen waren Miniaturmaler thätig. Eine wertvolle Sammlung (etwa 200 Stück) von M. besitzt die Dresdener Galerie. Eine besondere Pflege genoß die Miniaturmalerei noch in diesem Jahrhundert in England. Zur Zeit betreiben sie nur noch wenige Künstler.

Vgl. Comte de Bastard, Peintures et ornements de manuscrits (Par. 1832-48); H. N. Humphreys und Owen Jones, The iööuminates books of the midle ages (Lond. 1847-50); Denis, Histoire de l'ornamentation des manuscrits (ebd. 1858); Sammlung der schönsten M. des Mittelalters (70 Blätter, Wien 1863 fg.); Shaw, The art of illuminating as practised during the middle ahes (2. Aufl., Lond. 186!)); Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter (2. Aufl., Lpz. 1875); Salazaro, L'arte della miniatura nel secolo XIV (Neap. 1877); Das Psaltarum aureum von St. Gallen (17 Tafeln, mit Text von Rahn, St. Gallen 1878); Springer, Die Psalter-Illustrationen im frühen Mittelalter (Lpz. 1880); H. Brodier, Description des peintures et autres ornements contenues dans les manuscrits grecs del la Bibliothèque Nationale (Par. 1883); Kondakoff, Histoire de l'art byzantin considéré principalement dans les miniatures (2 Bde., ebd. 1886-81); J. W. Bradley, A dictionary of miniaturists, illuminators, calligraphers and copyists (3 Bde., Lond. 1887-89); Propert, History of miniature-art (ebd. 1887); Luise von Kobell, Kunstvolle M. und Initialen aus Handschriften des 4. bis 16. Jahrh. (2. Aufl., Münch. 18s)2); Beissel, Vatikanische M. (30 Tafeln in Lichtdruck, mit Erläuterung, Freib. i. Br. 1893).

Miniaturmalerei, die Herstellung von Miniaturen (s. d.).

Miniégewehr, ein von Minié (1849 Hauptmann und Instruktor an der Normalschule zu Vincennes) angegebenes gezogenes Vorderladungsgewehr, kennzeichnet sich dadurch, daß die Arbeit der umständlichen Forcierung der Geschosse durch den Ladestock (mittels der Kammer oder des Dorns, s. Dorngewehr) der Pulverkraft überlassen wird (s. Expansion). Das Kaliber betrug 17,2 mm, das Gewicht des Expansionsgeschosses (s. Geschoß, Fig. 11) etwa 40 g. Das M. oder verwandte Konstruktionen wurden in den meisten Armeen angenommen, bis sie nach 1866 den Hinterladern weichen mußten. Noch heute nennt man oft gezogene Vorderlader kurz M.

Minieh, ägypt. Stadt, s. Minjeh.

Minieren (frz.), Minen, unterirdische Gänge graben.

Minierschlangen, s. Blödaugen.

Minimal... (vom lat. minimus), in Zusammensetzungen das Kleinste, Geringste.

Minimalflächen sind Flächen, die bei gegebener Umgrenzung den kleinstmöglichen Flächeninhalt einschließen.Sie haben die Eigenschaft, daß für jeden ihrer Punkte die Hauptkrümmungsradien gleich, aber entgegengesetzt gerichtet sind. Die einfachsten M. sind die gewöhnliche Schraubenfläche (s. d. und Tafel: Flächen II, Fig. 5) und die Rotationsfläche der Kettenlinie (s. d.). Plateau hat theoretisch und