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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Miracle - Mirbel (Charles François)

breiten. Die Wurzeln der erstern dienen häufig an Stelle der echten Jalape (s. d.) als Abführmittel.

Miracle (frz. und engl.), s. Mirakel.

Miraflores, Kartause bei Burgos (s. d.).

Mirage (frz., spr. -rahsch'), soviel wie Luftspiegelung.

Mirakel (lat. miraculum), Wunder (s. d.). In der mittelalterlichen Litteratur (speciell der französischen und englischen) heißen M. (frz. miracles; engl. miracles, miracle-plays) die dramatisierten Heiligenlegenden (s. Englische Litteratur, Französische Litteratur und Mysterien).

Mirakulo-Präparate von Dr. J. Müller, Geheimmittel.

Miramare (Miramar), Lustschloß im österr. Küstenland, 6 km nordwestlich von Triest, mit dem es durch Pferdebahn und Dampfschiffahrt verbunden ist, auf einem in das Adriatische Meer vorspringenden Felsen, ehemals Eigentum des österr. Erzherzogs Maximilian, der hier 10. April 1864 die Kaiserkrone von Mexiko annahm, jetzt im Besitz des Kaisers von Österreich. M. wurde 1854-56 durch den Architekten Karl Junker in normann. Stil aus Kalkstein erbaut. - Vgl. Weller, Die kaiserl. Burgen und Schlösser (Wien 1880).

Miramon, Miguel, mexik. General, geb. 29. Sept. 1832 in der Stadt Mexiko, diente schon 1847 mit Auszeichnung im amerik.-mexik. Kriege, wurde 1858 General und bewirkte den Sturz des Präsidenten Comonfort. Mit Hilfe der klerikalen Partei wurde M. 2. Jan. 1859 zum Präsidenten gewählt, wurde aber 22. Dez. 1860 bei Calpulalpam von den Liberalen unter Ortega geschlagen und mußte Juarez weichen und ins Ausland fliehen. 1862 suchte er mit den Franzosen wieder zu landen, wurde von diesen aber schon in Veracruz zurückgewiesen und lebte bis Ende 1866 in Europa. Als er Maximilians Rücktritt für nahe bevorstehend hielt, kehrte er nach Mexiko zurück, stellte sich dem Kaiser zur Verfügung und unternahm einen Zug gegen Zacatecas, das er überrumpelte, aber bald wieder räumen mußte. Er entkam nach Queretaro und erhielt im Febr. 1867 das Kommando über die gesamte Infanterie der 9000 Mann starken kleinen Armee. Anfang März begann die Belagerung der Stadt durch General Escobedo, dem es durch den Verrat des Obersten Lopez 15. Mai gelang, Queretaro zu nehmen. M. wurde zugleich mit dem Kaiser Maximilian und dem General Mejia der Prozeß gemacht und alle drei am 19. Juni erschossen.

Miranda, portug. Dichter, s. Sá de Miranda.

Mirandola, Hauptstadt des Kreises M. in der ital. Provinz Modena, im NNO. von Modena, an der Burana, an der Nebenbahn Sassuolo-M. (48 km) des Adriatischen Netzes, Sitz eines Bischofs, hat (1881) 3029, als Gemeinde 12 713 E., eine Citadelle, Dom, Jesuitenkirche, altes Residenzschloß; Reis- und Seidenbau. M. war früher Hauptstadt der Grafschaft M. (Familie Pico), welche 1619 zum Herzogtum erhoben wurde und 1711 an Modena verkauft wurde. - Vgl. Memorie storiche delle città e dell' antico ducato della M. (Mirandöla 1888).

Mirandöla, Giovanni Francesco Pico von, Mystiker, Neffe von Giovanni Pico (s. d.).

Miranha (spr. -rannja), großer Indianerstamm am rechten Ufer des Yapura in Brasilien. Die M. sind Menschenfresser und sehr gefürchtet.

Mirat (engl. Meerut). 1) Provinz, Division der indobrit. Nordwestpvovinzen, welche in die sechs Distrikte M., Dehra-Dun, Saharanpur, Musaffarnagar, Bulandschar und Aligarh zerfällt, hat auf 29 318 qkm (1881) 5 141 204 E. - 2) Hauptstadt der Provinz und des fruchtbaren Distrikts M., zwischen Ganges und Dschamna an einem Arme der Kali-Naddi und an der von Dehli nach Saharanpur führenden Bahn gelegen, hat mit dem Kantonnement (1891) 119 390 E., darunter 54 Proz. Hindu, 43 Proz. Mohammedaner und 4494 Christen. Das schönste Gebäude ist die engl. Kirche, eine der größten in Indien. Sehr lebhaft ist der Handel mit Weizen, Reis, Indigo, Zucker und andern Erzeugnissen der Provinz. - M., einst die Hauptstadt eines bedeutenden Hindureichs, wurde 1017 vom Sultan Mahmud von Ghasni gebrandschatzt. Timur zerstörte es 1398 völlig. Auch von Nadir Schah 1738 und später von den Mahratten wurde es arg mitgenommen. Am 8. Nov. 1804 besetzten es die Briten unter Lake. In M. brach 1857 der Aufstand der Sipahi zuerst offen aus (10. Mai).

Mirb., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Charles François Brisseau-Mirbel (s. Mirbel).

Mirbach, Julius Ulrich Gottlob Emmerich, Graf von, konservativer Politiker, geb. 27. Juni 1839 zu Sorquitten in Ostpreußen, studierte in Königsberg, Bonn und Berlin die Rechte, bestand 1862 das Auskultatorexamen, trat aber dann in die Armee und wurde Offizier im 1. Gardedragonerregiment. Nach vier Jahren schied er wieder aus, um die Bewirtschaftung seiner Güter in Ostpreußen zu übernehmen. Er trat 1874 ins preuß. Herrenhaus und war 1878-81 und wieder seit 1886 Reichstagsabgeordneter und zwar als Mitglied der deutschkonservativen Partei. Er ist auch Kreisdeputierter und Mitglied des Provinziallandtags. Kaiser Friedrich verlieh ihm 1888 den Grafentitel. M. hat eine sehr eifrige Thätigkeit auf wirtschaftspolit. Gebiete in agrarischer Richtung entwickelt, im Reichstage sowohl wie als Referent in den Vereinigungen der "Steuer- und Wirtschaftsreformer", dessen erster Vorsitzender er seit 1879 ist, und des "Kongresses deutscher Landwirte". Er ist ein scharfer Gegner der Goldwährung, gegen die er eine Anzahl von Broschüren verfaßte, und gab durch sein Auftreten 1880 den ersten Anstoß zu der bimetallistischen Bewegung in Deutschland. Auch auf genossenschaftlichem Gebiete war M. thätig und trat schon 1880 im Reichstag für den später angenommenen Grundsatz der beschränkten Haftpflicht ein.

Mirbanessenz, Mirbanöl, s. Nitrobenzol.

Mirbel (spr. -béll), Charles François, genannt Brisseau-Mirbel, Botaniker, geb. 27. März 1776 zu Paris, widmete sich in seiner Jugend der Malerei und beschäftigte sich erst später mit botan. Studien. 1808 wurde er Mitglied der Französischen Akademie und bald darauf Professor an der Pariser Universität. 1816-25 war er in der Verwaltung thätig. 1829 wurde er Professor am Muséum d'histoire naturelle. Er starb 12. Sept. 1854 zu Champerret bei Paris. Durch seine wissenschaftliche Thätigkeit hat er für den Fortschritt der Botanik in Frankreich epochemachend gewirkt, indem er die Aufmerksamkeit seiner Schüler und Fachgenossen auf anatom. und physiol. Fragen lenkte und die damalige Richtung der Botanik, die rein klassifizierende Systematik, nur als einen untergeordneten Teil der Naturwissenschaften betrachtet wissen wollte. Er schrieb: "Traité d'anatomie et de physiologie végétale" (2 Bde., Par. 1802),