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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mitra (Gottheit) - Mittel (in der Mathematik)

mütze (s. Inful); die päpstliche M. heißt Tiara (s. d.). Man unterscheidet 1) die M. simplex für den gewöhnlichen Gebrauch, wie sie nicht exemte Äbte tragen; 2) die M. in circulo, mit ornamentiertem Stirnreif (aus dem sich die päpstl. Krone entwickelte); 4) die M. in circulo et in titulo der höchsten Kirchenfürsten in vollem liturgischen Prunke, wo ein ornamentierter Streif (titulus) den circulus mit der Spitze verbindet. Zur M. gehören die gestickten Bänder, Fanonen (s. Tafel: Kronen Ⅱ, Fig. 46).

Mitra, Mithra (lat. mithras), eine altiranische, schon aus arischer Vorzeit stammende Gottheit, die aus dem Volksglauben mit andern Gottheiten in das nachzoroastrische Religionssystem eintrat. M. ist hier nicht eine Personifikation der Sonne selbst, sondern des vor und mit der Sonne am Himmel aufziehenden Lichts. Im Avesta (Jasht 10) wird er geschildert als mit 1000 Ohren, 10000 Augen begabt, stets wachsam, nie schlafend, allwissend und verträglich. Als Lichtgott ist er ein Feind der finstern Dämonen; seinem Namen nach, der Freund und Vertrag bedeutet, ist er der Wächter über die Vertragstreue. In Persien wird der Mitrakult durch die Inschriften des Artaxerxes Mnemon und Ochus bezeugt, in Armenien blühte er noch unter den Sassaniden. Ins Abendland drang er in ganz veränderter Gestalt, mit Mysterien und fremdländischen Gebräuchen verbunden, schon etwa 70 v. Chr., verbreitete sich in der spätern röm. Kaiserzeit im ganzen Reiche, wie zahlreiche Denkmäler und Inschriften («Deo Soli invicto Mithrae») bezeugen. – Vgl. Windischmann, Mithra, ein Beitrag zur Mythengeschichte des Orients (Lpz. 1857); Cumont, Textes et monuments figurés relat. aux mystères de Mithra (Brüss. 1894 fg.).

Mitra Hippocrătis, ein chirurg. Verband des Kopfes.

Mitraille (frz., spr. -tráj), Kartätschenladung; Mitraillade (spr. -trăjahd), Kartätschenfeuer, Niederschießen mit Kartätschen.

Mitrailleuse (frz., spr. -trăjöhs’, von mitraille), gleichbedeutend mit Kartätschgeschütze (s. d.).

Mitrailleusenbrenner (spr. -trăjöhsen-), s. Petroleumlampen.

Mitrālklappe, s. Herz (Bd. 9, S. 98 b) und Tafel: Das Herz des Menschen, Fig. 2, 8 und Fig. 3, 7; Mitralklappenfehler, s. Herzfehler.

Mitrovica (spr. -witza), Stadt im türk. Wilajet Kosovo, am Ibar, Endpunkt der Eisenbahn Üsküp-M., hat ungefähr 4000 E.

Mitrovicza, Mitrovitz, selbständige Stadt im Komitat Syrmien (Szerém) in Kroatien und Slawonien, in der ehemaligen kroat.-slawon. Militärgrenze (Peterwardeiner Regiment), links an der Save und der Linie Indjija-M-Vinkovce (116 km) der Ungar. Staatsbahnen, Sitz eines königl.Gerichtshofs und Bezirksgerichts, hat (1890) 9541 meist serb. E., in Garnison die 3. Eskadron des 12. Ulanenregiments «Franz Ⅱ., König beider Sicilien», ein Staats-Untergymnasium; bedeutenden Getreidehandel und Weinbau. Von der Römerstadt Sirmium sind noch Ruinen vorhanden.

Mitscherlich, Eilhard, Chemiker, geb. 7. Jan. 1794 zu Neuende bei Jever, studierte in Heidellberg ^[richtig: Heidelberg], Paris, Göttingen und Berlin. Mit der Entdeckung des Isomorphismus begründete er, erst 25 J. alt, seinen Ruhm. Er ging im Auftrage der preuß. Regierung auf einige Jahre zu Berzelius nach Stockholm, wurde dann Chemiker der Berliner Akademie und später Professor an der Universität. Er starb 28. Aug. 1863 in Schöneberg bei Berlin. Dicht bei der Universität in Berlin wurde ihm ein Denkmal errichtet. Die Entdeckung des Isomorphismus, des Dimorphismus und andere auf dem Zwischengebiete der Physik und Chemie liegenden Arbeiten machen M. zum Mitbegründer der physik. Chemie. Unter vielen Forschungen auf dem Gebiete der anorganischen Chemie sollen hier nur erwähnt werden die Entdeckung der Selensäure, der Übermangansäure, die Untersuchung der Bleikammerkrystalle und die Methode zum Nachweis von Phosphor. Auf dem Gebiete der organischen Chemie sind seine Arbeiten über die Ätherbildung, über die Kontaktwirkungen und über die Gärungserscheinungen hervorragend. Seine Untersuchungen über die Benzoesäure führten ihn zur Entdeckung des Benzols, Nitrobenzols, Azobenzols und der Benzolsulfonsäure und er wurde so der Schöpfer der großartigen Industrie der Teerfarbstoffe und der künstlichen Riechstoffe. Außer zahlreichen Abhandlungen hat M. ein ausgezeichnetes «Lehrbuch der Chemie» (2 Bde., in 4 Abteil., 4. Aufl., Berl. 1842‒47) herausgegeben, in welchem er zuerst den Holzschnitt für wissenschaftliche Lehrzwecke allgemein zur Anwendung brachte. Nach seinem Tode erschien: «Über die vulkanischen Erscheinungen in der Eifel und über die Metamorphie der Gesteine durch erhöhte Temperatur», hg. von Roth (Berl. 1865). Seine Gesammelten Schriften gab sein Sohn heraus (Berl. 1896). – Vgl. Rose, Eilhard M. (Berl. 1864) und Erinnerungen an Eilhard M. (ebd. 1894).

Mitskàl, Gewicht für Perlen und andere Kostbarkeiten, in der Türkei (Métikal oder Muskati). = 4,8, in Ägypten (das Miskâl) = 4,6326 g, in Persien das Miskál = 4,6 g (s. Batman); in Tripolis der Metikal Agdhēsi (M. von Agades) = 4,069 g. Auch eine Geldgröße in Marokko (s. Uckia).

Mittag eines Ortes, der Augenblick, wo der Mittelpunkt der Sonne in den Meridian des Ortes tritt. Je nachdem dies die wahre oder die gedachte mittlere Sonne ist (s. Sonnenzeit), nennt man diese Zeit wahren oder mittlern M. Der mittlere M. ist der Beginn des astron. Tags. M. sagt man auch für Süden (s. Himmelsgegenden).

Mittag-Leffler, Gösta, schwed. Mathematiker, geb. 16. März 1846 zu Stockholm, Schüler von Weierstraß, wurde 1877 Professor der Mathematik zu Helsingfors und 1881 Professor an der neubegründeten Universität zu Stockholm. Seine Arbeiten gehören der Funktionentheorie an, welche er im Anschluß an Weierstraß und Hermite durch wichtige Sätze erweiterte. Eins von diesen Theoremen ist unter dem Namen des Mittag-Lefflerschen Theorems besonders bekannt. Ein großes Verdienst erwarb er sich durch Begründung (1882) der Zeitschrift «Acta mathematica».

Mittagsblume, s. Mesembryanthemum.

Mittagshöhe, s. Meridianhöhe.

Mittagskreis, Mittagslinie, s. Meridian.

Mittagsrohr, Passageninstrument (s. d.).

Mittagsuhr, s. Sonnenuhr.

Mittagswimpel, s. Wimpel.

Mittel, in der Mathematik. Das arithmetische M. zweier oder mehrerer Zahlen wird gefunden, wenn man ihre Summe durch ihre Anzahl dividiert. Das geometrische M. zweier Zahlen findet man, wenn man aus ihrem Produkt die Quadratwurzel zieht. Das harmonische M. zweier Zahlen wird erhalten, wenn man das doppelte Produkt beider