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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mittelfreie - Mittelländisches Meer

Der Regierungsbezirk wird eingeteilt in sechs Reichstagswahlkreise: Nürnberg (Grillenberger, Socialdemokrat), Erlangen-Fürth (Weiß, freisinnige Volkspartei), Ansbach-Schwabach (Conrad, Deutsche Volkspartei), Eichstätt (Dr. Schädler, Centrum), Dinkelsbühl (Lutz, deutschkonservativ), Rothenburg a. d. T. (Hilpert, Bauernverein).

Mittelfreie nennt der Schwabenspiegel die zweite Klasse der Freien, indem er 1) Semperfreie, 2) Mittelfreie, 3) freie Landsassen unterscheidet. Die M. sind die Besitzer von Gütern, an denen das Schöffenamt haftet oder die zur Leistung des Ritterdienstes befähigen.

Mittelfußknochen, s. Fuß.

Mittelgans, s. Bläßgans.

Mittelgebirge, s. Gebirge

Mittelgebirge, Böhmisches, eruptive Gebirgsgruppe zu beiden Seiten der obern Elbe, auf einer breiten Basaltplatte, durch die Biela vom sächs. Erzgebirge und durch den Polzen vom Lausitzer Berglande getrennt, ist durch zahlreiche Kuppen charakterisiert, deren höchste der 835 m hohe Phonolithkegel Mileschauer (Milleschauer, Donnersberg) und der Kletschenberg (704 m) sind. Auf dem rechten Ufer der Elbe hat das M. den Namen Kegelgebirge, mit dem Geltschberg (725 m). Das Gebirge enthält den Polierschiefer von Bilin. Der Boden ist von großer Fruchtbarkeit und enthält die berühmten Heilquellen von Püllna, Bilin und Teplitz.

Mittelhand, s. Hand. Bei den Haustieren, besonders bei Pferden, ist M. oder Mittelteil der mittlere Teil des Körpers: Rücken, Lenden, Rippen, Bauch, Flanken.

Mittelhirn, s. Gehirn (Bd. 7, S. 676 b).

Mittelhochdeutsch, abgekürzt Mhd., dient zur Bezeichnung eines nicht genauer abgrenzbaren Zeitraums der Entwicklung des Hochdeutschen in Bezug auf Sprache und Litteratur. Im allgemeinen rechnet man hierher die Zeit vom 12. bis 14. (oder 15.) Jahrh. Im besondern nennt man M. die sprachlichen und litterar. Zustände während der Blütezeit der mittelalterlichen deutschen Litteratur in der zweiten Hälfte des 12. und der ersten Hälfte des 13. Jahrh. (S. Deutsche Sprache, Bd. 5, S. 75, und Deutsche Litteratur, Bd. 5, S. 3 b.)

Mitteljagd oder Mittlere Jagd, s. Hohe Jagd.

Mittelkrebse, s. Einsiedlerkrebs.

Mittelkurs, s. Kurs (Bd. 10, S. 835 b).

Mittelland, Bezirk im schweiz. Kanton Appenzell-Außerrhoden, hat 58 qkm und (1888) 11 248 E., darunter 1036 Katholiken, in 5 Gemeinden. Hauptort ist Teufen (s. d.).

Mittelländische Rasse, s. Kaukasische Rasse.

Mittelländisches Meer oder Mittelmeer (bei den Römern Mare internum, später Mare mediterraneum), so genannt von seiner Lage zwischen Europa, Asien und Afrika, ein mit dem Adriatischen, Agäischen, Marmara- und Schwarzen Meere 2 885 522 qkm großes Becken, 3860 km lang, an der breitesten Stelle 1800, im Mittel 600 km breit, hängt im W. mit dem Atlantischen Ocean durch die Meerenge von Gibraltar, im O. jetzt durch den Kanal von Sues mit dem Roten Meer zusammen. Man teilt das M. M. in ein westl. und ein östl. Becken ein, die beide durch die nur ungefähr 450 m tiefe und größtenteils durch viel seichtere Bänke (Scherti- uud Adventurebänke) ausgefüllte Sicilische Straße sowie durch die schmale Straße von Messina miteinander in Verbindung stehen. In jedem der beiden erkennt man zwei sich durch große Tiefe auszeichnende Teile, welche im westl. Hauptbecken durch Sardinien und Corsica, im östlichen durch Kreta, das Plateau von Barka und die diese beiden verbindenden unterseeischen Erhöhungen getrennt sind. Von W. nach O. sind die Maße dieser vier tiefsten Stellen 3148, 3731, 4067 und 3317 m, während die mittlere Tiefe des ganzen M. M. nur 1300 m beträgt.

Das westl. Hauptbecken, von der Form eines stumpfwinkligen Dreiecks, entbehrt der Glieder und hat nur rundliche Buchten, wie die zwischen Marokko und Spanien im Balearischen oder Iberischen Meer gelegenen, den Golf von Valencia, den Golf du Lion und den von Genua. Der zwischen Sicilien, Italien, Corsica und Sardinien gelegene Meeresteil wird unter dem Namen des Tyrrhenischen Meers zusammengefaßt. Da5 östl., größere Hauptbecken, das ungefähr die Form eines Rechtecks hat, ist viel mehr gegliedert und im N. durch zwei Binnenmeere, das Adriatische Meer (s. d.) und das Ägäische Meer (s. d.) mit dem Marmarameer (s. d.) erweitert. Der westl. Teil ist das Ionische Meer, der östliche das Levantische; ersteres hat im S. die flachen Ausbuchtungen der Kleinen und Großen Syrte, letzteres im N. die rundlichen Buchten von Adalia und Iskanderun.

Geolog. und biolog. Gründe machen es gewiß, daß noch in sehr junger Vergangenheit ein Zusammenhang zwischen Afrika und Europa bei Gibraltar und bei Malta stattfand, wie überhaupt der jetzige Umriß des Mittelmeers dadurch zu stande kam, daß eine größere Anzahl selbständiger Einsturzbecken sich über niedere Bodenschwellen hinüber zu einem Ganzen verband. Vermöge seiner im W. gelegenen, nur schmalen und seichten Verbindung mit dem Ocean sowie seiner Kleinheit bat das M. M. nur schwache Ebbe und Flut. Im Meerbusen von Venedig steigt die Flut bei Neu- und Vollmond 1 m und in der Großen Syrte 1,62 m, in der Kleinen Syrte 2,1 m (hier auch starke Gezeitenströme, wie im Friesischen Wattenmeer), aber an den meisten andern Orten sind die Gezeiten kaum bemerkbar (im W. etwa 60, im O. nur 10 cm). Wegen seiner starken Verdunstung, des verhältnismäßig geringen Zuflusses von Süßwasser hat das M. M. einen stärkern nach O. wachsenden Salzgehalt als der Ocean (durchweg über 37, bei Kreta 39 Promille). Im M. M. herrscht unterhalb der Tiefenlage der Schwelle von Gibraltar eine gleichmäßige Temperatur von nicht ganz 13° C., also soviel wie die mittlere Wintertemperatur der Mittelmeerländer beträgt, während die Temperatur der Oberfläche im Sommer bis auf etwa 22° C. steigt. Der Grund davon liegt darin, daß das tiefere kalte Wasser des Atlantischen Meers, welches außerhalb in einer Tiefe von 3000 m eine Temperatur von nur etwa 3° C. hat, durch die submarine nur 500 m tief gelegene Schwelle am westl. Eingange der Straße von Gibraltar abgesperrt ist. In dieser, an der scbmalsten Stelle 12,3 km breiten Straße selbst liegt der Grund erheblich tiefer, im Maximum etwas östlich von der Verbindungslinie zwischen Gibraltar und Ceuta in 1007 m Tiefe. In der Mitte fließt nach O. beständig eine Strömung salzärmern, also leichtern Wassers ein, und zwar 5,5 km von beiden Küsten entfernt und ungestört durch die an den Küsten laufenden, 3,7 km breiten Seitenströme, welche während des Steigens des Oceane westwärts, während seines Falles ostwärts fließen. Zum Teil wird dieser beständige Zufluß durch die vorherrschenden Westwinde bewirkt,