Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

948

Mittweida - Mizilu

die einen Laubbüschel festhält. Die hauptsächlichsten Waffen sind Pfeile mit massenhaften Widerhaken, daneben auch Lanzen; Schilde kommen nicht vor. Eigentümlich sind eiserne Armringe mit scharfschneidigem oder gezacktem Rand, offenbar Schlagringe im Faustkampf. Die Grashütten sind bienenkorbförmig und niedrig. Als Haustiere werden nur Ziegen, Hühner und Hunde gehalten. Die M. essen mit Vorliebe Hundefleisch. Die Toten werden in einer Grube mit Nische begraben, das Grab mit einem Steinhügel und Holzpfählen geschmückt. Die M. sind Ackerbauer; sie bearbeiten das Eisen, aber schlecht und plump. - Vgl. Schweinfurth, Im Herzen von Afrika (2 Bde., Lpz. 1874; neue Ausg. 1878).

Mittweida, Stadt in der Amtshauptmannschaft Rochlitz der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, an der Zschopau und der Linie Riesa-Chemnitz der Sächs. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Chemnitz), hat (1890) 11 298, (1895) 13 451 (7062 männl., 6389 weibl.) E., darunter 1110 Katholiken und 43 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, neue Zschopaubrücke (1895), Real-, Bürger-, Höhere-Mädchenschule, Technikum (für Maschinenbau und Elektrotechnik); Maschinenfabriken, Baumwollwebereien und -Spinnereien, Färbereien, Cigarren-, Thonwaren-, Kratzen-, Stuhl- und Möbelfabriken. In der Nähe befindet sich die Silber- und Bleierzgrube Alte Hoffnung.

Mittwoch, nach der Tagzählung der german. und roman. Völker, welche die Woche mit dem Sonntag beginnen, der mittlere, d. h. der vierte Wochentag. Obgleich dieser Tagesname schon bei Notker (Mittawecha) vorkommt und in der mittelhochdeutschen Zeit (Mittewoche) ganz allein gebräuchlich ist (als Femininum), so ist doch die ältere Bezeichnung des vierten Wochentags, entsprechend dem lat. dies Mercurii, Wuotans Tag. In den übrigen german. Sprachen findet sich noch dieser Name, so z. B. angelsächs. Wôdenes däg, woraus das engl. Wednesday entstand; holländ. Woensdag; altnord. Odhinsdagr, die Grundform des schwed. und dän. Onsdag. Noch gegenwärtig heißt M. in Westfalen Godensdag.

Mittwochsgesellschaft, s. Hitzig, Jul. Eduard.

Mitu, s. Hokkovögel.

Mitversicherung, s. Überversicherung.

Mitvormund, derjenige, welcher mit einem andern zur gemeinschaftlichen Führung der Vormundschaft bestellt ist. Das Bedürfnis zur Aufstellung mehrerer Vormünder besteht bei größern und schwierigern Verwaltungen. Der M. unterscheidet sich dadurch vom Ehrenvormund (s. d.), daß er in Gemeinschaft mit einem andern die Vormundschaft führt. Nach älterm deutschen Recht führt stets nur eine Person die Vormundschaft. Der Code civil hat hieran festgehalten (Art. 403, 404, 454, vgl. jedoch 396) vorbehaltlich der Bestellung eines Gegenvormunds (s. d.), der die Kontrolle über den Vormund hält. Nach römischem und Gemeinem Recht kann aber die Vormundschaft sowohl einer als auch mehrern Personen übertragen werden. Dem Gemeinen Recht folgen das Preuß. Allg. Landr. II, 18, §§. 112 fg. und das Österr. Bürgerl. Gesetzb. §. 210. Einige Rechte schreiben sogar als Regel die Bestellung mehrerer Personen als Vormünder vor. Noch andere, z. B. Sächs. Bürgerl. Gesetzb. §§. 1884, 1957, Preuß. Vormundschaftsordn. von 1875, §§. 19, Weimar. Gesetz von 1872, §. 28, schließen die Bestellung mehrerer Personen als Vormünder bei der Bestellung eines Vormundes seitens der Obrigkeit (im Gegensatze zu der Anordnung durch einen Erblasser) aus, der Deutsche Entwurf §. 1754, sofern nicht der Berufene einwilligt. (S. auch Gegenvormund.) - Vgl. Roth, Deutsches Privatrecht (3 Tle., Tüb. 1880-86), §. 187, S. 435; §. 189, II; Denkschrift zum Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuchs (1890), 4. Buch, Tit. XV.

Mitwissenschaft von einem Verbrechen verpflichtet in gewissen Fällen zur Anzeige (s. Anzeigepflicht). Auch in den Fällen der Begünstigung und der Hehlerei ist die M. von Bedeutung.

Mitylene, Stadt auf Lesbos, s. Mytilene.

Mius, Fluß im Kreis Taganrog des russ. Gebietes der Donischen Kosaken, entspringt an der Grenze des Gouvernements Jekaterinoslaw, fließt südöstlich, dann südlich und mündet nach 235 km durch den Miusschen Liman (32 km lang, 1-3 km breit und schiffbar) ins Asowsche Meer. Sein Flußgebiet beträgt 7731 qkm. Nebenflüsse sind: Nagolnaja und Krinka. Am M. finden sich große Steinkohlenlager.

Miv., nach lat. Tiernamen Abkürzung für Mivart, St. George, einen engl. Zoologen.

Mixed Pickels (engl., spr. mix'd pickls), appetitreizendes Beigericht aus allerlei jungen Gemüsen (kleinen Maiskolben, jungen Bohnen, Blumenkohl, Gurken, span. Pfefferschoten u. s. w.), die in scharfgewürzten Essig eingelegt sind. Indische Pickles sind durch Zusatz von Cayennepfeffer besonders scharf.

Mixolydische Tonart, s. Kirchentöne.

Mixstadt, Stadt im Kreis Schildberg des preu0. Reg.-Bez. Posen, hat (1895) 1425 (1890: 1405) E., darunter 45 Evangelische und 113 Israeliten, Post, Fernsprechverbindung und Schlachthaus.

Mixteca (spr. mischteka), Mixteken, eine den Zapoteken verwandte Nation, die westlich von den letztern einen breiten Streifen Landes bewohnte, der zwischen dem Gebiet der Zapoteken und dem der mexikanisch redenden Tlalhuica und Cohuixca vom Gebirge bis zur Küste des pacifischen Oceans zieht. Nach der Konfiguration des Landes unterscheidet man eine M. alta und eine M. baja. Die erstere ist ein Gebirgsland mit ragenden Ketten und tief eingeschnittenen Thälern und fruchtbaren Thalerweiterungen, die letztere eine Tierra caliente-Landschaft. Die heilige Stadt der M. war Achiutla, wie die Mexikaner sie nannten, oder Nun-ndecu auf mixtekisch. Dort stand ein berühmter Höhlentempel. Der Name M. ist mexikanisch und bedeutet "Bewohner des Wolkenlandes".

Mixtum (lat.), etwas Gemischtes; M. compositum, soviel wie Mischmasch, Allerlei.

Mixtur (lat.), Arzneiform, welche aus flüssigen und festen, in der Flüssigkeit sich entweder lösenden oder nicht auflösenden Bestandteilen zusammengesetzt ist. Sind die Flüssigkeiten nicht konsistent genug, um die festen Teile schwebend zu erhalten, so muß die M. vor dem Einnehmen umgeschüttelt werden. Eine solche M. nennt man eine Schüttelmixtur.

Mixtura (lat.), soviel wie Mixtur (s. d.): M. sulfurica acĭda, soviel wie Hallersches Sauer (s. d.).

Mizar, s. Alcor.

Mizilu (spr. mis-), Mizil, Stadt von (1890) 5198 E. im rumän. Kreis Buzau, Station der Rumän. Bahn Roman-Bukarest, Sitz einer Unterpräfektur, hat lebhaften Handel und Jahrmarkt.