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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mobilität - Mochnacki

die Klasse der Großgrundbesitzer vielfach die Gebundenheit im Interesse der Familie durch Stiftung von Familienfideïkommissen (s. d.) zu sichern gewußt. Überhaupt macht sich in der neuesten Zeit eine Gegenströmung gegen die Mobilisierung bemerkbar, indem man einerseits, namentlich im Interesse der Erhaltung des Bauernstandes, das Veräußerungsrecht des Eigentümers zu beschränken und erbpachtartige Verhältnisse wiederherzustellen sucht, und andererseits die Beschränkung des Hypothekenkredits auf eine mäßige Quote des Wertes des Grundstückes und die Einführung unkündbarer Renten befürwortet. (S. Erbpacht und Rentengut.)

Mobilität (lat.), Beweglichkeit, Rührigkeit.

Mobilmachung oder Mobilisierung, die Überführung militär. Streitkräfte vom Friedens- auf den Kriegsfuß. Diese Thätigkeit umfaßt-. 1) die Aufstellung des Großen Hauptquartiers, der Armee-Oberkommandos und aller Stäbe und Verwaltungsbehörden, die im Frieden nicht vorhanden sind; 2) die Vermehrung der Kopfstärke und Pferde der im Frieden vorhandenen Stäbe, Truppen und Verwaltungsbehörden; 3) die Aufstellung neuer Truppen für die Feldarmee und das Besatzungsheer sowie von Ersatztruppen für beide Heere; 4) die Bewaffnung und Ausrüstung aller vorgenannten Aufstellungen; 5) die Bereitstellung von allem Kriegsmaterial für Landheer und Festungen; 6) die Fürsorge für die Verpflegung, Krankenpflege, Seelsorge und Justizpflege im Heere; 7) die Kriegsbereitschaft der Festungen; 8) die Kriegsbereitschaft der Marine; 9) die Änderungen in der Verwaltung des Landes, soweit solche, namentlich in den bedrohten Landesteilen, erforderlich sind. Vorarbeiten und Mobilmachungsplan werden von den meisten Staaten geheimgehalten. Die Aufstellung des letztern erfolgt in Deutschland durch das Kriegsministerium und den Generalstab. Auf Grund dieses Planes werden die Anweisungen von den General- oder Divisionskommandos für den betreffenden Bereich erlassen. Die M. erfolgt auf Befehl des Kaisers, in Bayern auf Veranlassung des Kaisers durch den König von Bayern. Das Gegenteil ist Demobilmachung (s. d.).

Mobilzucht der Bienen, s. Biene (Bd. 2, S. 986 a).

Möbius, Aug. Ferd., Mathematiker und Astronom, geb. 17. Nov. 1790 zu Schulpforta, studierte zu Leipzig, Göttingen und Halle anfangs die Rechte, dann Mathematik, habilitierte sich 1815 in Leipzig und wurde 1816 außerord. Professor der Astronomie. Nach einem von ihm entworfenen Plan wurde 1818-21 die Leipziger Sternwarte umgestaltet. M. wurde 1844 zum ord. Professor der höhern Mechanik und Astronomie ernannt und starb 26. Sept. 1868 zu Leipzig. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben "Der barycentrische Calcül, ein neues Hilfsmittel znr analytischen Behandlung der Geometrie" (Lpz. 1827), "Lehrbuch der Statik" (2 Bde., ebd. 1837) und "Die Elemente der Mechanik des Himmels" (ebd. 1843), ein Versuch, die Theorie der Störungsrechnungen, ohne Anwendung höherer Lehren der mathem. Analysis zu entwickeln; ferner "Hauptsätze der Astronomie zum Gebrauche bei seinen Vorlesungen für Gebildete" (7. Aufl., Stuttg. 1890). Nach seinem Tode erschienen seine "Gesammelten Werke" (hg. von Baltzer, Klein und Scheibner, 4 Bde., Lpz. 1885-87).

Möbius, Karl Aug., Zoolog, geb. 7. Febr. 1825 zu Eilenburg, studierte in Berlin Naturwissenschaften, war 1853-68 Lehrer am Johanneum in Hamburg und folgte 1868 einem Rufe als Professor der Zoologie an die Universität Kiel. Er bereiste 1868 und 1869 die deutschen, franz. und engl. Küsten, um im Auftrage der preuß. Regierung Untersuchungen über die künstliche Austernzucht anzustellen, nahm 1871 und 1872 als Mitglied der Ministerialkommission für wissenschaftliche Untersuchung der deutschen Meere teil an den Expeditionen des deutschen Marinedampfers Pommerania durch die Ost- und Nordsee und reiste 1874-75 nach Mauritius und den Seychellen, um die Fauna der dortigen Korallenriffe zu studieren und zoolog. Sammlungen anzulegen. Seine wichtigsten Schriften sind: "Die Nester der geselligen Wespen" (im "Archiv für Naturgeschichte", Hamb. 1856), "Die echten Perlen" (ebd. 1858), "Bau, Mechanismus und Entwicklung der Nesselkapseln" (ebd. 1866), "Fauna der Kieler Bucht" (mit H. A. Meyer bearbeitet, 2 Bde., Lpz. 1865 u. 1872), "Die wirbellosen Tiere der Ostsee" (mit andern, im "Jahresbericht der Commission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere", Berl. 1873), "Die Auster und die Austernwirtschaft" (ebd. 1877), "Der Bau des Eozoon canadense" (Cass. 1878), "Beiträge zur Meeresfauna der Insel Mauritius und der Seychellen" (mit Richters und Mariens, Berl. 1880), "Die Fische der Ostsee" (mit Fr. Heincke bearbeitet, ebd. 1883). Nach seinem Plane wurde das neue zoolog. Museum in Kiel erbaut und eingerichtet. 1887 übernahm er die Direktion der zoolog. Sammlung der Universität Berlin und zerlegte diese bei dem Einzug in das neue Museum für Naturkunde in eine für das Publikum bestimmte Schausammlung und eine nur wissenschaftlichen Zwecken dienende Hauptsammlung.

Möbius, Theodor, Germanist, Sohn von Aug. Ferd. M., geb. 22. Juni 1821 zu Leipzig, studierte zu Leipzig und Berlin, wurde 1845 Beamter der Universitätsbibliothek zu Leipzig, habilitierte sich daselbst 1852 für skandinav. Sprache und Litteratur, wurde 1859 außerord. Professor zu Leipzig, 1865 in Kiel. 1889 zog er sich nach Leipzig zurück, wo er 25. April 1890 starb. Von seinen Werken sind hervorzuheben: die Ausgaben der "Sämundar-Edda" (Lpz. 1860) und in Verbindung mit Gudbr. Bigsusson der "Fornsögur" (ebd. 1860); ferner der "Catalogus librorum islandicorum et norvegicorum" (ebd. 1856) und das "Verzeichnis der auf dem Gebiete der altnord. Sprache und Litteratur 1855-79 erschienenen Schriften" (ebd. 1880), die "Analecta norroena" (ebd. 1859; 2.Ausg. 1877), das "Altnord. Glossar" (ebd. 1866), eine "Dän. Formenlehre" (Kiel 1871), die Ausgabe des "Málsháttakvædi" (Halle 1873) und der "Islendingadrápa" (Kiel 1874), eine Ausgabe von Snorre Sturlusons "Háttatal", Bd. 1 u. 2 (Halle 1879-81), eine Ausgabe der "Kormaks Saga" (ebd. 1886).

Moçambique, s. Mozambique.

Mocha, s. Mokka.

Mochnacki (spr. -nazki), Maurycy, poln. Publizist und Kritiker, geb. 13. Sept. 1803 zu Bojaniec in Galizien, studierte in Warschau die Rechte, redigierte 1827-30 polit. Zeitungen, ward einer der Vorbereiter des poln. Aufstandes und kämpfte bei Grochow und Ostrolenka, wo er schwer verwundet wurde. Er emigrierte nach Frankreich und starb 20. Dez. 1835 zu Auxerre, wo ihm ein Denkmal errichtet wurde. M.s verdienstvollste Arbeit ist ein kritisches Werk "Über die poln. Litteratur des