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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mogiphonie - Mohammed (Prophet)

darunter 903 Evangelische und 205 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, höhere Mädchenschule; Seifen-, Öl- und Stärkefabrik, Landwirtschaft.

Mogiphŏnie (grch.), rasche Ermüdung der Stimme.

Mogĭstan, s. Kerman.

Mogokara, Nebenfluß des Oranjeflusses (s. d.).

Mogontiăcum, Name des ältesten, kelt. Mainz.

Moguér (spr. -gehr), Bezirkshauptstadt in der span. Provinz Huelva, mit schlechtem Hafen, am Ostufer der Ria de Palos, dem Ästuarium des Rio Tinto nordöstlich von Palos, hat Weinbau und Cognacbrennerei. Sie zählt (1887) 8750 E.

Mogul, die engl. Schreibung für Mughál, Name des großen centralasiat. Eroberervolks der Mongolen. Ein Zweig der M. eroberte unter Babar Indien und gründete daselbst das Reich des Großmoguls (s. d.) 1526-1857.

Moguntĭa oder Moguntiăcum, der lat. Name der Stadt Mainz.

Moha, Guineagras, s. Hirse.

Mohács (spr. móhahtsch), Groß-Gemeinde und Hauptort eines Stuhlbezirks (46784 E.) im ungar. Komitat Baránya, am rechten Donauufer und an der Linie M.-Villány (25 km) der Fünfkirchener Eisenbahn, hat (1890) 14403 meist magyar.-kath. E. (2173 Deutsche, 1330 Ruthenen, 2775 Kroaten), darunter 1609 Evangelische, 774 Griechisch-Orientalische und 900 Israeliten, in Garnison eine Eskadron des 10. Husarenregiments "Friedrich Wilhelm III., König von Preußen", ein Bezirksgericht, eine Gewerbevorstehung, Kreissparkasse, fünf Kirchen; lebhafte Schiffahrt (Kohlenverladung) und bedeutende Viehmärkte. - M. ist bekannt durch die große Schlacht, welche der jugendliche Ludwig II., der letzte ungar. König, daselbst 29. Aug. 1526 gegen Suleiman II. verlor, infolgedessen ein großer Teil Ungarns unter die Gewalt der Türken kam. Am 12. Aug. 1687 besiegte Karl von Lothringen die Türken bei M. am Fuße des Berges Harsán und machte der Herrschaft derselben in Ungarn ein Ende. Bei M. dehnt sich die große, an 40 km lange Mohacser- oder Margita-Insel aus, welche von der Donau und dem alten Donauarm gebildet wird, und seit 1894 eine 1 km lange Mauer gegen Überschwemmungen.

Mohair (engl., spr. móhähr), eigentlich ein aus Angoragarn (s. d.) gewebter, im allgemeinen jedoch ein aus Ziegenhaar, Wolle und Leinen bestehender, ziemlich harter und glänzender Kleiderstoff.

Mohamera, Ort in der pers. Provinz Chusistan, an dem den Karun mit dem Schatt el-Arab verbindenden Kanal, in ungesunder Gegend, die vorzügliche Datteln liefert. Der Hafen ist Schiffen von 30 Fuß Tiefgang zugänglich und wird zur Zeit der Dattelernte viel besucht. Durch Freigabe der Schiffahrt auf dem Karun sieht M. einer bedeutenden Zukunft entgegen.

Mohammed (arab., d. i. der Gepriesene), Stifter der nach seinem Namen benannten Religion (s. Islam), wurde um 570 zu Mekka geboren und war der Sohn des Abdallâh ibn Abd al-Muttalib und der Amina. Er gehörte dem in ganz Mittelarabien wegen seiner hervorragenden Stellung bei dem Heiligtum der Kaaba hoch angesehenen arab. Stamme der Koreisch an; allerdings gehörte die Linie, welcher M. entstammte (die Hâschimiten), zu den weniger beachteten und minder einflußreichen des Stammes. Abdallâh starb kurz vor oder nach der Geburt seines Sohnes, welcher in seinem sechsten Lebensjahre auch seine Mutter durch den Tod verlor, dann zwei Jahre von seinem Großvater Abd al-Muttalib und nach dessen Tode von seinem Oheim Abû Tâlib erzogen wurde. Als junger Knabe schon mußte er, da seine Pflegeeltern selbst unbemittelt waren, zur Erwerbung seines Lebensunterhalts beitragen, indem er reichen Mekkanern die Schafe hütete und zu andern untergeordneten Dienstleistungen verwendet wurde. Später soll er den Oheim auf Kriegszügen und Handelsreisen begleitet haben. Auf einer solchen Handlungsreise läßt ihn die Legende in Syrien mit dem christl. Mönch Bahîra oder Dscherdschis (Georgius) zusammentreffen, der dem Oheim und seinen Begleitern den Prophetenberuf des Knaben und die Verfolgungen, die ihm darob bevorstehen, vorhersagte. Die beschränkten Verhältnisse des M. nahmen erst eine günstigere Wendung, als er in seinem 24. Lebensjahre in die Dienste der reichen Kaufmannswitwe Chadidscha (s. d.) trat, die ihn bald so lieb gewann, daß sie, obwohl schon 40 J. alt, ihn gegen den Willen des Vaters, der die Verbindung mit dem armen jungen Menschen als Mesalliance betrachtete, heiratete. M. hatte aus dieser Ehe, neben welcher er bis zum Tode dieser Frau keine zweite einging, zwei Söhne und vier Töchter, die aber alle ohne Nachkommen starben, mit Ausnahme der Fâtima, die, an seinen Vetter Alî, Sohn des Abû Tâlib, verheiratet, die Stammmutter der Abkömmlinge M.s ist. (S. Fâtimiden.)

Nach seiner Verheiratung lebte M. in ziemlichem Wohlstand seinem kaufmännischen Berufe; er gab sich aber auch tiefern Betrachtungen über die religiösen Zustände seines Vaterlandes hin. Häufig zog er sich für mehrere Tage in eine der zahlreichen, die Stadt Mekka umgebenden Felsenhöhlen zurück und hing den Gedanken nach, welche der Zwiespalt zwischen seinem innern Leben und den sittlich-religiösen Verhältnissen der ihn umgebenden Welt in ihm erzeugte. Er fühlte sich nicht nur im Widerspruch mit dem von tiefern religiösen Momenten unbeeinflußten Götzen- und Fetischdienst der Araber, wie er in den Städten, namentlich in Mekka, geübt wurde, mit der fast völlig religionslosen Lebensanschauung der Wüstenbewohner, auch mit den sittlichen Principien seiner Landsleute, die aus dem Kultus des exklusiven Stammesgefühls hervorgingen und manchen barbarischen Gebrauch im Gefolge hatten, war er innerlich entzweit. Die Idee des einen allmächtigen Gottes und des durch ihn zu führenden Gerichts beherrschte die Seele M.s. Es läßt sich nicht bestimmen, ob die Berührung mit jüd. und christl. Ideen, zu welcher ihm seine Handlungsreisen Gelegenheit bieten konnten, diesen Einfluß auf seine Gedankenwelt übten, ob die Bekanntschaft mit dem im nördl. und südl. Arabien vorhandenen Christentum in ihm die Keime einer neuen Religion erweckten. In Mekka selbst war durch den großen Verkehr dieser Stadt Gelegenheit genug, mit Bekennern der jüd. und christl. Religion in Berührung zu treten. Und auch mit seinem Widerspruch gegen das Heidentum war M. nicht vereinzelt. In seiner nächsten Umgebung fand er Leute (auch Waraka, ein Vetter der Chadîdscha gehörte zu ihnen), die infolge solcher Einflüsse sich vom Heidentum abwendeten und sich zu monotheïstischen Ideen bekannten. Aber in niemand von ihnen arbeiteten diese Gedanken mit solcher Macht als in M. Nervöse Anfälle waren die Folge der innern Unruhe, die ihn unaufhaltsam beherrschte. Nach jahrelangen