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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Moles Hadriani - Molière

(Gieß. 1883), "Franciscus Corn. Donders" (ebd. 1888), "Für meine Frau. Lebenserinnerungen" (ebd. 1895). Gesammelt erschienen von ihm "Kleine Schriften" (2 Bde., Gieß. 1880-87).

Moles Hadriani, s. Engelsburg.

Moleskin (engl., spr. mohlskinn), soviel wie Englisches Leder (s. d.). Beim halbwollenen M. besteht die Kette aus Baumwolle, der Einschlag aus Streichgarn.

Moléson (spr. -sóng), Berg bei der Stadt Bulle (s. d.).

Molestieren (lat.), belästigen.

Motette (frz.), soviel wie Krausrad; auch eine dem gleichen Zweck dienende Walze, welche namentlich zur Herstellung der Kattun- und ähnlicher Druckwalzen benutzt wird.

Molettieren (frz.), Rändeln, Verfahren der Metallarbeiter zur Herstellung von Inschriften u. s. w. (S. Krausräder und Motette.) - Molettiermaschine (Rändelmaschine), eine zur Übertragung des Musters von der Motette (s. d.) auf die Druckwalze dienende Maschine. (Vgl. auch Münze und Münzwesen.)

Molfetta, Stadt und Bischofssitz in der ital. Provinz Bari, Kreis Barletta, am Adriatischen Meere und an der Linie Foggia-Otranto des Adriatischen Netzes, mit Kathedrale, Schloß, Leinwand-Weberei, Seilerei, Seifenfabrikarion, lebhaftem Handel, Fischerei, Werften und (1881) 30 056 E.

Molière (spr. -liähr), Jean Baptiste Poquelin, genannt M., der größte franz. Lustspieldichter, geb. 15. Jan. 1622 zu Paris, empfing im Collège de Clermont (Collège Louis le Grand) seine Bildung, wurde von dem Philosophen Gassendi unterrichtet und soll nach diesen Studien in Orleans Licentiat der Rechte geworden sein. Nach Paris zurückgekehrt, ist er um 1643 der Bühnengesellschaft "L'illustre Théâtre", die sich damals gerade bildete, als Mitglied beigetreten. Da die Gesellschaft in Paris kein Glück machte, verließ er mit ihr Paris (um 1646) und vereinigte sich mit der unter Dufresne stehenden Truppe des Herzogs von Epernon. Etwa 12 Jahre zog M. mit dieser Gesellschaft von Stadt zu Stadt. In Lyon wurde (1655) das erste Lustspiel M.s, "L'Étourdi", eine Nachbildung des "Inavvertito" von R. Barbieri (1629), aufgeführt; 1656 folgte der "Dépit amoureux" (gedruckt 1663), ebenfalls ein Intriguenstück mit Benutzung ital. Motive. Nachdem M. sich im Sommer 1658 in Rouen aufgehalten hatte, erhielt er im Okt. 1658 die Erlaubnis vom Könige, im Louvre zu spielen, und seiner Gesellschaft wurde die Bühne im Petit-Bourbon angewiesen, die sie bald darauf mit der des Palais-Royal vertauschen mußte (1661). Durch das erste wirkliche Originalstück M.s: ""Les Préieuses ridicules" (1659), eine Verbindung von Farce und Sittenkomödie, befestigte sich seine Stellung in der Hauptstadt. Von den beiden folgenden Stücken ist "Sganarelle" (1660) eine Posse im alten Stil, "Don Garcie de Navarre" (1661) ein mißglückter Versuch im Stil des heroischen Schauspiels. Erst in der "École des maris" (1661), worin der Dichter in freier Weise ein Motiv aus den "Adelphi" des Terenz verwertet, macht M. einen Schritt weiter auf der schon beschrittenen Bahn der Sittenkomödie. Dagegen sind "Les Fàcheux" ein auf Bestellung (des Finanzministers Fouquet) verfaßtes Gelegenheitsstück (1661). Anfang 1662 verheiratete sich M. mit Armande Béjart, der 19jährigen Schwester oder Tochter seiner frühern Freundin Madeleine Béjart. Die Ehe war nicht glücklich, Armande hat ihrem Gatten durch Flatterhaftigkeit und Leichtsinn das Leben verbittert. Ende 1662 erschien "L'école des femmes", worin, ähnlich wie in der Männerschule, Fragen über weibliche Erziehung das Grundmotiv bildeten. Frömmler und Neider nahmen einige angeblich frivole Stellen des Stückes zum Vorwand ihrer Angriffe gegen den Dichter, und seitdem wurde M. die Gegner, die ihn im Namen der Moral und Religion angriffen, nicht wieder los. Diesmal antwortete M. seinen Kritikern mit dem geistvollen Einakter "La critique de l'École des femmes" (1663) und den weitern Gegenschriften mit dem "Impromptu de Versailles", worin er zugleich seine Nebenbuhler, die Hofschauspieler vom Hôtel de Bourgogne, lächerlich machte. Von jetzt an schrieb M. jene Werke, die ihn auf der Höhe seines Könnens zeigen, die ersten Muster der höhern Komödie, die ihre Charaktere und Stoffe aus dem modernen Leben nimmt, den "Tartufe" (1667, gedruckt 1669), den "Misanthrope" (1666), gegen religiöse und gesellschaftliche Heuchelei gerichtete Lustspiele von fast tragischem Anstrich, während es dem Dichter im "Don Juan" (1665) nicht recht gelang, die moderne Darstellung mit der romantischen Grundstimmung des ursprünglich span. Stoffs in Einklang zu bringen. In derselben Epoche seines Schaffens schrieb M. noch für den Hof die Gelegenheitsstücke "Le mariage forcé", "La Princesse d'Elide" (1664), "Le Sicilien" (1666) und die reizenden Possen "L'Amour médecin" (1665) und "Le médecin malgré lui" (1666). Während so M. unausgesetzt thätig war, hatte er auch den Kampf für seinen "Tarftufe" durchzuführen, der ihm ebenso wie "Don Juan" bitterste Vorwürfe und Verleumdungen zuzog. Erst 1669 gelang es ihm, die Erlaubnis zur öffentlichen Aufführug des "Tarftufe" zu erlangen und ihn drei Monate hindurch auf der Bühne zu halten. Inzwischen holte M. sich zweimal seinen Stoff aus Plautus, nämlich für die parodistische Komödie "Amphitryon" (1668) und für den "Avare", das einzige größere Lustspiel, das M. in Prosa geschrieben hat. Den Charakter des über seinen Stand hinaus wollenden Bürgers machte er zur Hauptrolle in der Komödie "George Dandin" (1668) und in der Ballettposse "Le bourgeois-gentilhomme" (1679), worin der echte Ansatz zur Sittenkomödie durch die Bestimmung des Stückes für eine Hoffestlichkeit an der vollen Entfaltung verhindert worden ist. 1671, bald nach Ausführung des mit Corneille verfaßten Stückes "Psyché", söhnte sich M. mit seiner Frau, von der er seit Jahren getrennt lebte, wieder aus, und als Gegenstück zur derben Posse "M. de Pourceaugnac" (1669) verfaßte er sein letztes Stück für den Hof, "La Comtesse d'Escarbagnas" (1671). Aus dem gleichen Jahr stammen anch die ""Fourberies de Scapin", ein Lustspiel im Stil der alten Bedientenkomödie. Die letzten Werke waren das litterarisch-sociale Lustspiel "Les femmes savantes" (1672), vielleicht in Rücksicht auf die Form das vollendetste Stück M.s, und die gegen die mediz. Fakultät gerichtete Satire "Le malade imaginaire" (1673). Bei der vierten Aufführung dieses Stückes spielte er, obgleich sein Lungenleiden schon einen bedenklichen Charakter zeigte, noch die Titelrolle; er wurde auf der Bühne von einem Anfall seiner Krankheit fast überwältigt und verschied, in seine Wohnung gebracht, wenige Stunden später an einem Blutsturz 17. Febr. 1673. M.s Leiche wurde, da er als Schauspieler ohne die, umsonst angerufene, geistliche Absolution gestorben war, ohne kirchliche Feierlichkeit