Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

1011

Monte di pietà - Montefiore

bei Nördlingen, 17. Juli 1635 an dem Sturm auf Kaiserslautern, zeichnete sich 1636 bei Wolmirstädt und Wittstock aus, kämpfte 1637 in Pommern und wurde 1639 von Banér bei Melnik in Böhmen geschlagen, verwundet und beim Rückzug abermals gefangen. 1642 trat er wieder bei der kaiserl. Armee in Schlesien ein, schlug bei Troppau ein feindliches Korps und nahm Brieg. 1643 trat er an die Spitze der Truppen des Herzogs von Modena, der ihm den Titel eines Feldmarschalls verlieh. 1644 vom Kaiser zum Feldmarschalllieutenant und Hofkriegsrat ernannt, kämpfte er in Franken, Sachsen und Bayern, unterstützte 1645 den Erzherzog Leopold gegen den Fürsten Rákóczi von Siebenbürgen, operierte dann gegen den Marschall Turenne und kämpfte 1646 gegen die Schweden in Schlesien und Böhmen. 1647 hatte M. den Hauptanteil an dem Siege über Wrangel bei Triebel in Schlesien und wurde dafür zum General der Kavallerie ernannt; in der Schlacht bei Zusmarshausen (1648) deckte er den Rückzug. Nach dem Frieden nahm M. wieder teil an den Verhandlungen des Hofkriegsrats und fand Verwendung zu diplomat. Sendungen, so nach Schweden an den Hof der Königin Christine und nach London zu Cromwell; 1657 erhielt M. den Befehl über das vom Kaiser dem poln. Könige Johann Kasimir gegen Rákóczi und die Schweden zu Hilfe gesandte Korps, vertrieb die Schweden aus Deutschland und eroberte unter dem Oberbefehl des Großen Kurfürsten Holstein, Schleswig, Jütland und Pommern, wofür er 1658 zum Feldmarschall ernannt wurde.

Nach dem Frieden zu Oliva 1660 wurde M. Geheimrat und Gouverneur von Raab und erhielt den Befehl über das Heer, das der Kaiser nach Siebenbürgen gegen die Türken entsandte. Drei Jahre lang waren die Erfolge gering; am 1. Aug. 1664 erfocht er endlich bei der Abtei St. Gotthard den ersten entscheidenden Sieg, dessen Folge ein Waffenstillstand anf 20 Jahre war. Nach dem Frieden übernahm M. 1668 die Leitung des Hofkriegsrats und der Artillerie. beim Ausbruch des Krieges zwischen Frankreich und Holland erhielt er 1672 den Oberbefehl der kaiserl. Hilfstruppen. Er eroberte Bonn, bewirkte die Vereinigung seines Heers mit dem des Prinzen von Oranien und hemmte auf diese Weise Ludwigs XlV. Fortschritte. Zwar legte er 1674 sein Kommando nieder; doch schon 1675 wurde er wieder zu demselben berufen, um am Rhein Turenne die Spitze zu bieten. Beide manövrierten hier vier Monate lang gegeneinander um den Besitz Straßburgs, bis Turenne 27. Juli 1675 bei Saßbach den Tod fand. M. verfolgte die Franzosen bis nach dem Elsaß und belagerte Hagenau und Zabern; doch durch Condés Erscheinen sah er sich genötigt, das Elsaß wieder zu verlassen, und belagerte nun Philippsburg, bis an seiner Stelle Herzog Karl von Lothringen den Befehl über die kaiserl. und Reichstruppen erhielt. Kaiser Ferdinand III. erhob M. 1651 zum deutschen Reichsfürsten, und der König von Neapel verlieh ihm das Herzogtum Melfi. Er starb 16. Okt. 1680 zu Linz. Seine zahlreichen militär. Schriften befinden sich im k. k. Kriegsarchiv zu Wien. Die "Opere di M." erschienen in zwei Bänden (Mail. 1807-8), ferner "Opere militari", hg. von Grassi (Tur. 1821). Eine franz. Ausgabe von M.s "Memorie della guerra ed istrzioni d' un generale" (Vened. 1703, lateinisch, Wien 1718) ist mit den "Commentaires sur les Mémoires de M. par Turpin de Crissé" (Par. 1769; deutsch Lpz. 1778) erschienen. Mit dem Tode seines Sohnes, des Fürsten Leopold Philipp M., erlosch 1698 die fürstl. Linie des Hauses; dagegen blühen noch zwei gräfl. Linien in Osterreich und Italien. - Vgl. Campori, Raimono M., la sua famiglia e i suoi tempi (Flor. 1877); Pezzl, Lebensbeschreibung M.s (Wien 1792); Großmann, Raimund M. (ebd. 1878).

Monte di pietá, s. Mons pietatis.

Monte di Viterbo, s. Cimino.

Montefalco, Stadt in der ital. Provinz Perugia, Kreis Spoleto, hat eine Kirche mit schönen Fresken der umbrischen Schule, ein Gymnasium und (1881) 3088, als Gemeinde 5102 E.

Montefalco, franz. Altertumsforscher, s. Montfaucon.

Montefiascone, Stadt im Kreis Viterbo der ital. Provinz Rom, an der Linie Attigliano-Viterbo des Adriatischen Netzes, unweit des Sees von Bolsena auf einem Hügel, Sitz eines Bischofs, mit (1881) 5821, als Gemeinde 7461 E. und schöner Kathedrale. Der hier gebaute Muskatellerwein ist unter dem Namen Est, est, est bekannt. Es knüpft sich dieser Name an folgende von Wilh. Müller poetisch behandelte Sage. Ein deutscher Prälat, Joh. Fugger, ließ seinen Diener vorausreisen und an jedes Wirtshaus, wo er guten Wein fand, das Wort Est anschreiben. Um die Güte des Weins in M. bemerklich zu machen, schrieb dieser das Wort dreimal an das Thor. Sein Herr trank sich im Muskatellerwein zu Tode und wurde in der St. Flavianskirche begraben, wo ihm sein Diener ein Denkmal mit der Anschrift errichten ließ: "Est, est, est, propter nimium est dominus meus mortuus est."

Montefiore, Sir Moses, jüd. Philanthrop, geb. 24. Okt. 1784 zu London, trat durch seine Verheiratung in verwandtschaftliche Beziehungen zu der Familie Rothschild. 1837 erfolgte M.s Wahl zum Sheriff der City von London, worauf die Königin ihn bei Gelegenheit ihres ersten Besuchs in der City in den Ritterstand erhob. Auf die Kunde von den Verwüstungen, die ein Erdbeben um diese Zeit in Safed und Tiberias angerichtet hatte, reiste M. nach Palästina und gewährte dort reiche Unterstützungen. Als einige Jahre später die Juden, der Ermordung eines Franziskaners in Damaskus beschuldigt, von den türk. Behörden Verfolgungen erlitten, reiste M. 1840 in Begleitung von Crémieux und S. Munk aus Paris nach Damaskus, Alexandria und Konstantinopel, um bei Mehemed Ali, dem Eroberer von Syrien, und bei dem Sultan, dem diese Provinz kurz darauf wieder unterworfen wurde, die Verteidigung der Juden zu führen. Ein in Konstantinopel erlangter Ferman untersagte für die Zukunft derartige Anklagen. Aus Anlaß der strengen Ukase, die in Rußland 1845 in betreff der Juden erlassen waren, begab sich M. im Winter 1846 nach Petersburg und wußte hier den Kaiser Nikolaus zur Aufhebung der Ukase zu bewegen. Nach seiner Rückkehr ernannte die Königin ihn zum Baronet. Als 1854 die in Palästina ausgebrochene Hungersnot reiche Hilfsspenden in England veranlaßte, begab M. sich zur zweckmäßigen Verwendung der Gelder abermals dorthin. Nachdem er sich bei dem Sultan die Ermächtigung zu Grunderwerbungen in Palästina ausgewirkt hatte, baute er daselbst Armenhäuser und leitete gewerbliche Unternehmungen ein. Auch 1866 ging M. nach Palästina, 1867 nach Bukarest und 1875 wieder nach Palästina. Er starb 28. Juli 1885 in London, 101 J. alt. - Vgl. Lucien Wolf, Sir Moses M A centennial biography (Lond. 1884).