Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

1016

Monte-Rotondo - Montesquieu

sind im S. der Lysgletscher, im O. der Sesia- und der Macugnagagletscher, im N. der Schwarzberg- und der Findelen- und im W. der Gornergletscher. Die Gewässer fließen der Rhône durch die Gorner- und Saaservisp, dem Po durch die Dora-Baltea, die Sesia und die Toce (Tessin) zu.

Wie am Montblanc, liegen auch hier die leichter gangbaren Pfade am äußersten Rande, so im W. das Matterjoch, zwischen Zermatt und Val Tournanche, im S. der Col des Cimes-blanches (3021 m), die Furca di Betta (2688 m) und der Col d'Ollen; im O. der Turlopaß (2770 m) zwischen Alagna und Macugnaga (Anzasca) und der Monte-Moro. Die über die Kette selbst führenden Joche gehören zu den höchsten und schwierigsten Alpenübergängen, so das Schwarzthor (3741 m) zwischen Zermatt und Val Challant, der Lyspaß, das Sesiajoch und die Weißthore. Das Gestein der Kette ist Gneis, welcher oben in Glimmerschiefer übergeht und von einer Zone grauer und grüner Schiefer, Serpentine und Hornblendegesteine umsäumt wird. Die Dufourspitze wurde zuerst 31. Juli von den Gebrüdern Smith und 14. Aug. 1855 von J. T. Weilenmann aus St. Gallen bestiegen. 1858 gelangte John Tyndall ganz allein auf den höchsten Gipfel.

Monte-Rotondo, Flecken in der ital. Provinz und dem Kreis Rom, an der Bahnlinie Rom-Florenz und unweit des Tiber, mit (1881) 3967 E. und Palast der Orsini, ist bekannt durch das Gefecht, in dem Garibaldi 25. Okt. 1867 die päpstl. Truppen besiegte.

Montes (lat., Mehrzahl von mons, Berg; "Geldansammlungen"), in Italien im Mittelalter Staatsanleihen, die ursprünglich des Zinsverbotes wegen die äußerliche Form von Zwangsanleihen erhielten. Die Gläubiger wurden als Korporation konstituiert und aus solchen Körperschaften entstanden seit dem 12. Jahrh. häufig große Banken (s. d.), wie die in Venedig, Florenz, Genua u. s. w. Die veräußerlichen Anteile an den M., die sog. Loca montium, waren die Vorläufer der modernen Aktien. Die Rente, die sie abwarfen, wurde ursprünglich dadurch erzielt, daß der Staat der Gläubigergenossenschaft gewisse Einnahmequellen übertrug. Diese Renten waren meist dauernd bis zur Rückzahlung des Kapitals zugesichert; doch kamen auch solche vor, die den Charakter von Leibrenten besaßen und mit dem Tode des Gläubigers erloschen (M. vacabiles).

Monte-San Felice (spr. -tsche), s. Circeo Monte-).

Monte-San Giuliano (spr. dschu-), Stadt in der ital. Provinz und dem Kreis Trapani, auf Sicilien, mit (1881) 4903, als Gemeinde 21 388 E., einem Kastell, Ölbau und Marmorbrüchen, liegt auf dem Berge Eryx (s. d.) der Alten.

Monte-San Nicola, Berg auf Ischia, s. Epomeo.

Monte-San Silvestro, s. Soracte.

Monte-Sant' Angelo (spr. andsch-), Berge, s. Ecnomus und Gargano.

Monte-Sant' Angelo (spr. andsch-), Stadt in der ital. Provinz Foggia, auf einem Berge der Garganogruppe, hat (1881) 16 534, als Gemeinde 19 234 E., ist Bischofssitz und alter nach dem Erzengel Michael benannter Wallfahrtsort (großes Fest am 8. Mai).

Monte-Santo, der ital. Name des Athos (s. d.).

Monte-Sant' Oreste, s. Soracte.

Montesa-Orden, militär. Ritterorden Unserer Lieben Frau zu Montesa, 1316 in Spanien von Jakob II. von Aragonien und Valencia gestiftet und mit den Gütern der 1311 aufgehobenen Tempelherren ausgestattet, später als Ritterorden eingegangen und jetzt als Zeichen königl. Wohlwollens verliehen. Er wird am dunkelroten Bande im Knopfloch getragen und besteht in einem von Trophäen überhöhten verschobenen goldenen Viereck, auf welchem ein rotes Kreuz ruht.

Montescaglioso (spr. -skaliō-), Stadt in der ital. Provinz Potenza, Kreis Matera, 13 km von Matera auf einem Hügel gelegen, hat Baumwollbau und (1881) 7509 E.

Monte-Solaro, Berg auf Capri (s. d.).

Monte-Soratte, s. Soracte.

Montespan (spr. mongtespáng), Françoise Athenaïs, Marquise von, Geliebte Ludwigs XIV, geb. 1641 als die Tochter Gabriels de Rochechouart, Herzogs von Mortemart, wurde 1663 an den Marquis von M. verheiratet, der sie als Ehrendame an den Hof brachte, wo sie weniger durch ihre Schönheit als durch Heiterkeit und Witz die Aufmerksamkeit Ludwigs XIV. auf sich zog. Er verließ ihretwegen die Lavallière und wendete sich ihr gegen 1667 gänzlich zu. Die siebziger Jahre bezeichnen den Höhepunkt ihrer Herrschaft. Ihre rücksichtslose Leidenschaftlichkeit, ihre Herrschsucht, die sie im Prozesse der Giftmischerin Voysin als Mitbelastete erscheinen ließ, kühlte den König ab; die Erzieherin ihrer Kinder, Madame de Maintenon (s. d.), zog Ludwig von ihr weg; 1691 mußte sie sich von Versailles entfernen. Sie trat schließlich in den Orden der Töchter des heil. Joseph und starb 27. Mai 1707 im Bade Bourbon-l'Archambault. Von ihrem rechtmäßigen Gemahl hinterließ sie den Herzog von Antin; aus dem Umgange mit Ludwig XIV. entsprangen: der Herzog von Maine (s. d.); der Graf von Vexin, gest. 1683; Mademoiselle de Blois, verheiratet an den Herzog von Orléans; Mademoiselle de Nantes, vermählt an den Prinzen von Condé; der Graf von Toulouse. - Vgl. Elément, Madame de M. et Louis XIV (2. Aufl., Par. 1869).

Montesquieu (spr. mongteskiöh), Charles de Secondat, Baron de la Brède et de, französischer philos.-polit. Schriftsteller, geb. 18. Jan. 1689 auf dem väterlichen Schlosse La Brède bei Bordeaux. M. wurde 1714 Rat beim Parlament zu Bordeaux und 1716 Senatspräsident an demselben. Sein erstes Werk waren die "Lettres persanes" (Amsterd. 1721 u. ö.; deutsch von Ad. Strodtmann, Berl. 1866; auch in Reclams "Universalbibliothek", Nr. 2051-54). Mit launigem Spotte beurteilt darin ein Naturmensch unter der Maske eines Persers das politische, gesellschaftliche und litterar. Leben der Franzosen. Obgleich M. die Akademie in seinen "Lettres" keineswegs geschont hatte, wurde er doch 1728 zum Mitglied erwählt. Um die Gesetzgebung und das Verfassungswesen fremder Nationen kennen zu lernen, legte er 1726 seine Stelle nieder, machte später eine Reise durch Deutschland, Ungarn, Italien, die Schweiz, Holland und England, wo er zwei Jahre im vertrauten Umgang mit dem geistreichen Chesterfield verweilte. M.s Notizen über diese Reise gab aus dem Nachlaß Baron Albert de M. u. d. T. "Voyages" (Par. 1894) heraus. Nach Rückkehr auf Schloß La Brède verfaßte er infolge von Anregungen, die er in Rom empfangen, die für die Geschichte pragmatischer histor. Darstellung epochemachende Schrift: "Considérations sur les causes de la grandeur des Romains et de leur décadences" (1734 u. ö.; deutsch von Sporschil, Lpz. 1842). Eine Art Ergänzung dazu bildet der