Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Morea; Moreatragant; Moreau; Morecambebai; Moreen; Morel

1

Morea - Morel

M.

Morea, der seit Anfang des 13. Jahrh. n. Chr. im Volksmunde gebräuchliche Name für die von den Alten Peloponnesos genannte Halbinsel. Der Name ist eine durch Metathesis (Buchstabenversetzung) entstandene Korruption von Rhomäa, d. i. Römerland (von Rhomäi, Römer, wie die Griechen seit den byzant. Zeiten sich nennen), nach andern kommt er vom griech. Worte moréa, ("Maulbeerbaum"). Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (1204) zerfiel M. in mehrere kleine lat. Herrschaften (s. Griechenland, Bd. 8, S. 330 b fg.), jedoch schon dem Paläologen Michael VIII. gelang es 1262 wieder in M. festen Fuß zu fassen, indem er dem Fürsten von Achaia das Gebiet um Sparta entriß, das dann das Despotat von M. oder Misthra (Lakedämon) bildete, bis es 1453 den Osmanen tributpflichtig und 1460 gänzlich von ihnen erobert wurde.

Morea, eine der Gesellschaftsinseln, s. Eimeo.

Moreatragant, s. Tragant.

Moreau (spr. -roh), Jean Victor, franz. General, geb. 11. Aug. 1761 zu Morlaix (Bretagne), studierte Rechtswissenschaft in Rennes und stellte sich 1790 an die Spitze eines Freiwilligenbataillons, mit dem er zur Nordarmee stieß. 1793 wurde er Brigadegeneral, 1794 Divisionsgeneral, befehligte den rechten Flügel der Nordarmee unter Pichegru, unterwarf Holland, erhielt Ende 1795 den Oberbefehl über die Nordarmee in den Niederlanden und wurde nach Pichegrus Entfernung Oberbefehlshaber der Rhein- und Moselarmee. Anfänglich hatte er einige Erfolge (s. Französische Revolutionskriege, Bd. 7, S. 190 fg.), wurde dann aber vom Erzherzog Karl bei Emmendingen und Schliengen geschlagen und Sept. 1797 seiner Stellung entsetzt. Ende 1798 befehligte er unter Scherer in der ital. Armee einige Divisionen, wurde aber, nachdem er 25. April 1799 selbst den Oberbefehl übernommen hatte, bei Cassano 27. April von Suworow geschlagen und mußte sich nach Genua zurückziehen. Nachdem Joubert, der seit dem 4. Aug. den Oberbefehl geführt hatte, in der Schlacht von Novi (15. Aug. 1799) gefallen war, übernahm M. wieder das Kommando, wurde aber bald abberufen, begab sich nach Paris und unterstützte Bonaparte bei dem Staatsstreich des 18. Brumaire (9. Nov. 1799). Dafür übertrug ihm dieser 1800 den Oberbefehl über die Rheinarmee, und M. warf nun die Österreicher in einer Reihe von siegreichen Gefechten zurück, besiegte 3. Dez. 1800 den Erzherzog Johann bei Hohenlinden, rückte bis auf 3 Tagemärsche an Wien heran und schloß den Waffenstillstand von Steyer (25. Dez.), dem der Frieden von Luneville folgte. Nach dem Friedensschluß wurde M. Gegner Bonapartes; er wurde 15. Febr. 1804 verhaftet, des Hochverrats angeklagt und 10. Juli zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Bonaparte verwandelte diese Strafe in Verbannung, worauf sich M. nach Nordamerika begab. Auf die Aufforderung des Kaisers Alexander von Rußland begab sich M. 1813 in dessen Hauptquartier nach Prag und nahm an der Schlacht bei Dresden teil, wo ihm durch eine Kanonenkugel beide Beine zerschmettert wurden. M. erlag seiner Verwundung 2. Sept. 1813 zu Laun in Böhmen. An der Stelle, wo er gefallen war, und in Paris wurden ihm Denkmäler errichtet. - Vgl. Beauchamp, Vie politique, militaire et privée du général M. (Par. 1814); Chateauneuf, Histoire du général M. (ebd. 1814).

Moreau (spr. -roh), Mathurin, franz. Bildhauer, geb. 18. Nov. 1822 in Dijon, war in Paris Schüler von Ramey dem Jüngern und Dumont. Er schuf reizende ideale und allegorische Gestalten, so: Die Blumenfee (1853, Bronzegruppe), Der Sommer (1855, Marmorstatue), Schlafende Kinder (1857), Die Spinnerin (1861, in Marmor; im Luxembourg zu Paris; s. Tafel: Französische Kunst IV, Fig. 9), Studiosa (1865, Marmor), die Statuen Gregors d. Gr. und des Hieronymus für die Kirche La Trinite' zu Paris (1865), die Gruppe Saltarella (1868), Primavera (1872, Bronzegruppe), Eine Badende (1876), Phryne (1878), die Marmorstatuetten: Winzerin (1884), Zukunft (1886), Heckenrose (1888), die Bronzegruppe Schutz der Kindheit (1892).

Morecambebai (spr. mohrkämmbai), Meerbusen an der Westküste der engl. Grafschaft Lancashire, scheidet den kleinern nördl. Teil Furneß vom südl. Hauptteile. Der Ort Morecambe mit (1891) 6476 E. bei Lancaster ist ein stark besuchtes Seebad.

Moreen (engl., spr. -rihn), ein zu Unterröcken verwendeter Stoff mit Kette und Einschlag aus starkem engl. Kammgarn, für billige Sorten mit Einschlag aus Jute, wobei die kräftige Moirierung in der Presse unter starkem Druck erzeugt wird.

Morel, Auguste Benedicte, franz. Irrenarzt, geb. 1809 in Wien als Sohn eines franz. Offiziers, gest. 30. März 1873 als Direktor der Irrenanstalt St. Jon bei Rouen, der er feit 1856 vorstand, nachdem er vorher (seit 1848) Direktor der Irrenanstalt Mareville bei Nancy gewesen war. M.s Hauptverdienst besteht in dem auf einer breitern wissenschaftlichen Grundlage durchgeführten Studium der Entstehunasweise der Geisteskrankheiten, insbesondere in der Würdigung erblicher Einflüsse, in der Darstellung der am Menschengeschlecht zu beobachtenden geistigen und physischen Degenerationszustände. (S. Geisteskrankheiten, Bd. 7, S. 707d.) Er schrieb: "Traité des dégénérescenses physiques, intellectuelles et morales de l'espèce humaine et des causes qui produisent ces variétés maladives" (1857), "Traité des maladies mentales" (1860), "Traité de médecine légale" (1866, unvollendet).