Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

15
Mortellthal - Mortier
zunächst an den Steinstächen durch Adhäsion, wor- ^
auf sie nach und nach durch Physik, oder chem. !
Vorgänge erhärten. Der M. wird angewendet für !
Mauern, welche stets von Luft umgeben sind, oder
für Konstruktionen unter Wasser oder in feuchtem
Erdboden, wonach man sog. Luftmörtel und
hydraulischen M. oder Wassermörtel unter-
scheidet. Der Luftmörtel ist je nach Verwendung des
Materials 1) Lehmmörtel, bestehend aus nassem
Lehm und mit Häcksel, Hede, Spreu, kleingehacktem
Stroh oder Schilf gemengt. Es ist das älteste Ver-
dindungsmaterial, hat wenig Haltbarkeit, wenn er
nicht durch weit übergreifende Dächer gegen Negen
geschützt ist, weshalb er auch uur bei ländlichen Ge-
bäuden als Bindemittel (Lehm putz und Lehm-
estrich), und ohne genannte Beimengungen bei
Feuerungsanlagen, in welchen keine zu starke Hitze
entwickelt wird, Verwendung findet. Fetter Thon
wird durch Beimengung von Sand gemagert.
2)Kalkmörtel,richtigerKalksandmörtel, eine
Mischung aus gelöschtem Kalk, Sand und Wasser,
die als Bindemittel (Speise) beim Mauern und
als Überzug der Wandstächen (Putz, Bewurf) Ver-
wendung findet. Der gebrannte Kalk, dem durch
das Brennen die Kohlensäure und Hydratwasser
entzogen wurde, verbindet sich beim Löschen unter
Hitzeentwicklung zunächst wieder mit Wasser zu
Kalkhydrat (Catciumhydroryd) und bildet, je nach-
dem er mehr oder weniger Wasser zur Bindung be-
darf (nasses und trocknes Löschen), entweder eine
Kalkmilch, die sich in der Grube durch weiteres Auf-
fchließen zu Brei verdickt, oder er zerfällt zu Pulver
und Mehl. Fette, d. h. reine Kalke müssen naß,
magere unreine Kalke trocken gelöscht werden. Der
mit einer angemessenen Menge Wassers dem Kalk-
brei oder Kalkmehl zuzumischende Sand muß rein,
frei von erdigen und salzigen Teilen, scharfkantig
und von gleichmäßigem Korn sein <s. Bausand). Die
Mischung, deren Verhältnis bei fettem oder Weih-
talk etwa 1 zu 3 Teilen Sand, bei magerm oder Grau-
kalk 1 zu 2-2,5 Teilen Sand beträgt, muß möglichst
innig erfolgen, damit alle Sandkörner mit Kalkbrei
in Berührung kommen. Seine Erhärtung beruht
nächst der Erstarrung des halbflüssigen M. durch
Verdunstung des mechanisch beigemengten Wassers,
wobei zugleich der beigemischte Sand das zu starke
Schwinden verhütet, auf der durch Zutritt der koh-
lensäurehaltigen Luft allmählich vor sich gehenden
Bildung von Calciumcarbonat, das in Form mi-
kroskopisch kleiner Krystalle nicht nur die einzelnen
Sandkörner unter sich, sondern mittelbar auch die
Steinflächen verbindet, zwischen denen es sich be-
findet, und endlich auch in einer teilweisen Verbin-
dung aufgeschlossener Kieselsäure mit Kalk und
dessen Beimischungen, die jedoch erst imLaufe langen
Zeitraums vor sich geht. Hierauf beruht auch die
mit dem Alter des Mauerwerks zunehmende Festig-
keit des M., die oft diejenige der damit verbun-
denen Steine übertrifft. 3) Gipsmörtel, welcher
aus Gipspulver, gebranntem Gips oder Gips-
kalk mit Wasser angerührt besteht. Derselbe hat
sehr verschiedene Härte, wird im Bauwesen selten
angewendet, in Deutschland nur in der Harzgegend,
öfter in Frankreich. Er trocknet mit und ohne Zu-
satz von Fettkalk rasch, weshalb mit ihm erbaute
Mauern frühzeitig geputzt werden können. In Nord-
deutschland verwendet man ihn häufig als Stuck-
Mörtel zum Wand- und Deckenputz, sowie beim
Verlegen von Marmorfliesen u. s. w. Reiner Gips-
mörtel wird unmittelbar nach der Bereitung ver-
braucht, weil er sofort abbindet. Den Abbindeverlauf
kann man aber verlangsamen durch Beimengung
von 2 bis 2^ Proz. Alkohol oder 8^ bis 12V2 Proz.
einer gesättigten Boraxlösung. - Sowohl Kalk-
als Gipsmörtel wird, mit Kuh- oder Kälberhaaren
gemischt, als Haarmörtel oder Haarkalk zum
Verstreichen der Fugen zwischen Fensterrahmen und
Gewänden, zwischen den Dachsteinen, sowie zum
Deckenputz (s. 0.) verwendet. - 4) Chamotte-
mörtel besteht aus sog. Chamottemehl (Thonerde)
vermischt mit trocknem, pulverisiertem Thon, wird
mit Wasser angerührt und beim Bau der Feuerungs-
anlagen da verwendet, wo das Mauerwerk in un-
mittelbare Berührung mit dem Feuer kommt. Er
muß vor Nässe geschützt werden, da ein eigentliches
Abbinden nicht stattfindet, sondern er nur beim
Trocknen erhärtet; auch darf er erst nach vollstän-
digem Austrocknen der Glut ausgesetzt werden, da
er sonst reißt. Unter Wassermörtel versteht man
solchen, welcher, unter Wasser verwendet, seine
Bindekraft nicht verliert. Der Wasserkalk kommt
in der Natur fertig vor als Traß, Porzellan-
und San torin erde, während andere hydraulische
Kalke erst gebrannt werden müssen, welche man
Cemente nennt. (S. Cement, Kalk.) - über
Preise und Materialbedarf s. Maurerarbeiten. -
Vgl. Feichtinger, Chem. Technologie der Mörtel-
materialien (Braunschw. 1885).
Mortellthal, s. Martellthal.
Mörtelmischmaschine, Mörtelmaschine
oder Mörtelmühle, eine maschinelle Einrichtung
zum Mengen der zur Mörtelbereitung erforderlichen
Rohmaterialien (Kalk, Sand, Wasser), deren Bau-
art entweder derjenigen eines Kollerganges (s. d.)
gleicht oder die aus einem stehend oder liegend an-
geordneten, im Innern mit vorspringenden Spitzen
und Messern ausgerüsteten Metallcylinder besteht,
in welchem eine mit Rühr- oder Knetmessern aus-
gestattete und in der Richtung der Cylinderachse
liegende Welle in langsame Umdrehung versetzt
wird. Die Knetmesser sind in Schraubenlinien auf
der Welle angeordnet und bewirken daher neben der
Mischung auch das Fortschreiten des Mischgutes
in der Längenrichtung des Mischcylinders, so daß
bei steter Zuführung von Rohmaterial ein stetiger
Betrieb eintritt.
Morten-Müller, Maler, s. Müller, Morten.
Morter, Insel in Dalmatien, zu der österr. Be-
zirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Sebe-
nico gehörig, ist durch einen Kanal (Stretto di M.)
vom Festlande getrennt. Die Insel ist bis 140 in
hoch, 11,2 km lang und 2 km breit und hat (1890)
5504 E. Hauptorte sind Stretto (Tiesno, 1663
E.), Betina (1139 E.) und M. (1430 E.).
Morteratfchgletscher, der zweitgrößte Glet-
scher der Bernina-Alpen, umsaht 18 ykm, besitzt
eine Eiszunge von 6 kni, eine Gesamtlänge von
9 km. Sein Ende liegt in 1908 m Höhe.
Mortier (spr. -tley), Edouard Adolphe Casimir
Joseph, Herzog von Treviso, franz. Marschall, geb.
13. Febr. 1768 zu Cäteau - Cambrchs (Depart.
Nord), trat 1791 in die Armee, zeichnete sich bei
Hondschoote, bei Mons und Fleurus aus, wurde
1799 Brigadegeneral und Divisionsgeneral. 1803
besetzte M. Hannover, wurde Commandeur der
Artillerie der Konsulargarde und 1804 Marschall
von Frankreich. 1806 besetzte er Hessen, Olden-
burg und die Hansestädte. 1808 wurde M. zum