Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

18
Moscatello - Moschin
darunter 52565 Evangelische und 3079 Israeliten.
in 31974 Haushaltungen, 1895: 150 896 (73960
männl., 76936 weibl.) E., und zerfällt in 6 Amts-
bezirke:
Amtsbezirk
Adelsheim . .
Buchen . . . .
Eberbach . . .
Mosbach . . .
Tauberbischofs-
heim . . . .
Wertheim . . .
<ikm
217,76
499,0'"
204,00
354,89
652,68 46 657
238,00
13 886
27 103
14578
30179
tz>>^
^K
7 959
1384
10107
15 217
5 247
25 248
4 293
14267
13 762
26 773
14 716
30 283
19 356
2)AmtsbezirkimKreisM.(s.vorstehendeTabelle).
- 3) Hauptstadt des Kreises und Amtsbezirks M.,
3 kni von der württemb. Grenze und 2 km vom Neckar,
an der Elz und der Linie Heidelberg-Würzburg der
Bad. Staatsbahnen, Sitz des Kreis- und Bezirks-
amtes, eines Landgerichts (Obcrlandesgericht Karls-
ruhe) mit 9 Amtsgerichten (Adelsheim, Boxberg,
Buchen, Eberbach, M., Neckarbischofsheim, Tauber-
bischofsheim, Walldürn, Wertheim), Amtsgerichts,
Bezirkskommandos, einer Wasser- und Straßenbau-
inspektion, hatte 1890:3459,1895:3617 E., darunter
1445Katholiken und 179 Israeliten, Postamt zweiter
Klasse, Telegraph, Reste der alten Befestigungen,
Stadtkirche mit Grabdenkmälern, Schloß, angeblich
röm. Ursprungs, Rathaus (1557) mit wertvollem
Archiv, Franziskanerkloster, jetzt Gerichtsgebäude,
alte Saline, jetzt unbenutzt, mit Solquelle, Realpro-
gymnasium, höhere Mädchen-, Gewerbe- und Han-
delsschule, Hospital, Bezirkskrankenhaus, Landesan-
stalt für schwachsinnigeKinder,Vorschußverein,Spar-
kasse; Thonofen-, Bronze- und Brokatfabriken, Ger-
bereien, Brauereien, Kunstmühlen, bedeutenden Han-
del in Landesprodukten, Getreide, Obst und Wein.-
Vgl. Wirth, Geschichte der Stadt M. (Heidelb. 1864).
Moscatello, s. Muskatellerweine.
Moschee (durch Vermittelung des ital. mo8oli63.
aus dem arab. ni63ä8c1iil1, d. h. Anbetungsort),
der Name für die Mohammed. Bethäuser. Der mo-
hammed. Sprachgebrauch unterscheidet mit der be-
sondern Bezeichnung Dschami jene M., in welchen
der feierliche Freitagsgottesdienst (halat al-dschuma)
und die dazugehörige Chutba gehalten wird. Von
Landesfürsten errichtete Dschamis nennt man
Dschami sultäni, und dieselben sind in der Regel
durch specielle Benennungen als solche kenntlich
gemacht. Jede M. ist auf Mekka orientiert; die
Nische, welche diese Orientierung anzeigt, ist das
Mihrab, vor derselben verrichtet der Vorbeter
(Imam) seine Funktion, rechts vom Mihrab befindet
sich die Kanzel (Minbar) für den Chatib. Die M.
entbehren aller bildlichen Ausschmückung, dafür
wird an den von der Decke herabhängenden Lam-
pen, an den Thoren, Kanzeln, an den vielfach an-
qebrachten Inschriften viel Kunstsinn entwickelt.
Sitzplätze giebt es in den M. nicht, der Fußboden
ist gewöhnlich mit Matten oder Teppichen belegt.
Der Baustil der M. ist je nach den verschiedenen
Ländern verschieden. (S.Tafel: ArabischeKunstI
und II und Tafel: Kunst des Islam II, Fig. 1.)
Eine große Anzahl der berühmten Dichämis ist nach
der Eroberung aus christl. Kathedralen für den Islam
umgeändert worden, z. B. die Omajjadenmoschce
in Damaskus, die Agia Sofia (s. Sophienkirche) in
Stambul. Ein Kennzeichen der M. ist das Minaret
(s. d.). Viele besitzen einen Vorhof mit Brunnen für
die religiösen Waschungen; mit größern M. sind oft
Medrefe (s.d.), Imaret (s.d.), Türbeh (Mausoleen)
und Kutubchane (Bibliotheken) verbunden.
Moscheles, Ignaz, Pianist und Komponist,
geb. 30. Mai 1794 zu Prag, war Schüler von Friedr.
Dionys Weber und seit 1808 von Albrechtsberger in
Wien. Nach mehrern Kunstreisen begab er sich 1820
über Holland und Frankreich nach England, wo er
sich seit 1825 dauernd niederließ und in Konzerten
wie als Lehrer eine hervorragende Stellung ein-
nahm. Hier war Thalberg einige Zeit sein Schüler,
wie früher in Berlin Mendelssohn. Auf Veranlas-
sung Mendelssohns gab M. 1846 seine Stellung
in London auf und siedelte nach Leipzig über, um
vereint mit Mendelssohn dem Konservatorium da-
selbst vorzustehen. Er starb 10. März 1870 zu Leip-
zig. M.'Kompositionen, gleich trefflich durch Erfin-
dung wie durch solide und kunstreiche Ausführung,
gehören mit denen von Hummel zu den gediegensten
Virtuosenwerken, welche die Wiener Schule hervor-
gebracht hat. Seine Etüden sind noch gegenwärtig
dem Musikstudierenden unentbehrlich. - Vgl. Aus
M.' Leben. Nach Briefen und Tagebüchern (2 Bde.,
Lpz. 1872-73); Briefe von F. Mendelssohn-Bar-
tholdy an Ignaz und Charlotte M., hg. von F.
Moscheles (ebd. 1888).
Moscherosch, Joh. Mich., eigentlich Mosen-
rosh, Satiriker, geb. 5. März 1601 zu W'llstett bei
Offenburg, stammte aus einer aragonesischen, unter
Karl V. nach Deutschland gekommenen Adelsfamilie,
studierte in Strahburg die Rechte und wurde, nach-
dem er einige Jahre Hauslehrer bei den Grafen von
Leiningen-Dachsburg gewesen war, Amtmann zu
Criechingen und Finstingen, dann schwed. Kriegs-
rat und Sekretär in Bennfelden, darauf Fiskal der
Stadt Straßburg; 1656 trat er als Geheimrat in die
Dienste des Grafen Friedrich Kasimir von Hanau,
dann in die des Kurfürsten von Mainz und 1664 in
die der Landgräfin von Hessen. Er starb auf einer
Reise zu Worms 4. April 1669. M. war seit 1645
unter dem Namen "Der Träumende" Mitglied der
Fruchtbringenden Gesellschaft; als Schriftsteller
nannte er sich Philander von Sittewald. Sein
Hauptwerk, "Wunderliche und warhafftige Gesichte
Philanders von Sittewalt" (2 Bde., Straßb. 1643
u. ö.), ist den "3u6ii03" des Spaniers Queveoo nach-
gebildet; es besteht aus 14 allegorisch-satirischen,
zuerst einzeln gedruckten Traumbildern, welche die
verschiedensten Gebrechen der Zeit mit großer Leben-
digkeit und Anschaulichkeit, wenn auch ohne die
volkstümliche Kraft Grimmelshausens, schildern;
so behandelt das "Soldatenleben" die grauenhafte
Verwilderung des Soldatenstandes im Dreißig-
jährigen Kriege, "^. 1a. uioäs Kehraus" die albernen
Verirrungen der Fremdländerei. Die Leidener Aus-
gabe (7 Bde., 1646-48) enthält viele unechte Zusätze.
Eine neue Ausgabe, in Auswahl, besorgte Vobertag
in Kürschners "Deutscher Nationattitteratur". M.'
wohlgemeintes pädagogisches Schriftchen "In30Niii8
cura. pai-Liiwin" (1643), Ratschläge e'mes guten, be-
sorgten Hausvaters in bedrängten Zeitlauften, gab
Pariser in den "Neudrucken deutscher Litteraturwerke
des 16. und 17. Jahrh." (Halle 1893) heraus. - Vgl.
Wirth, M.' Gesichte (Erlangen 1887); Pariser, Bei-
träge m einer Biographie M.' (Münch. 1891).
Moschin, Stadt im Kreis Schrimm des preuß.
Neg.-Bez. Posen, an der Moschinka und unweit der
Warthe, an der Linie Breslau-Posen der Preuß.