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Mossamedes – Most
Mossamēdes, Hauptstadt des Distrikts M. der portug. Kolonie Angola in Westafrika, mit 4500 E., liegt an
einem vortrefflichen Hafen der Kleinen Fischbai, von Sanddünen und lichten Palmenhainen umgeben. Es besitzt außer einem stattlichen
Gouvernementsgebäude hübsche von Backsteinen erbaute Häuser in geradlinigen Straßen. Die Einfuhr betrug 1891: 1700000 M.; die Ausfuhr
(Baumwolle, Vieh, etwas Kautschuk und Elfenbein): 540000 M. Der Distrikt M. zeichnet sich, trotz des empfindlichen
Mangels an Trinkwasser während der Trockenzeit, doch durch leidliches Klima und durch Fruchtbarkeit des Bodens aus, wenigstens an den Uferrändern
der Flußläufe, die eine reiche Kultur von Baumwolle, Zuckerrohr, Bananen und Orangen ermöglicht, so daß er die stärkste weiße Bevölkerung in Angola
besitzt. Die Pflanzenwelt macht hier eine Wende durch: nördlich erstreckt sich mit zunehmendem Reichtum das Gebiet der Ölpalme, Weinpalme,
Pandanus und tropischer Kultur im Savannenlande; südlich beginnt das regenarme Gebiet und hört der Baobab auf im offenen Graslande zu wachsen.
Das Reich der Kalahariregion mit der für sie charakteristischen Pflanze Welwitschia beginnt hier.
Mossamēdesbahn, s. Angola (Verkehrswesen).
Mosse, Rudolf, Annoncen-Expedition, Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei in Berlin, gegründet und im Besitz von
Rudolf Mosse, geb. 9. Mai 1843 in Graetz. Teilhaber seit 1884 ist dessen Bruder
Emil Mosse, geb. 1. Febr. 1854. – Die Annoncen-Expedition, 1867 begründet, nahm einen raschen Aufschwung und
hat selbständige Zweigniederlassungen in Breslau, Köln, Dresden, Frankfurt a.M., Hamburg, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg, Prag,
Stuttgart, Wien, Zürich, sowie Vertretungen an allen größern Plätzen in Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz. Der Umsatz dieses
Geschäftszweiges allein erreichte in den letzten Jahren jährlich 7 ½ Mill. M., wovon 700000 M. auf Handlungsunkosten (darunter 115000 M. allein auf
Ausgaben für Porto) kommen. – Im Verlag steht obenan das «Berliner Tageblatt» (s. d.). Dann folgen
das «Deutsche Montagsblatt» (1877–88), das «Deutsche Reichsblatt» (1881–94), die «Berliner Morgen-Zeitung» (1889 fg.), der «Bäder-Almanach»
(1882 fg.) u.a. – Die Buchdruckerei, 1872 begründet, hat 1 Dampfmaschine (120 Pferdestärken), 8 Rotations- (davon 2 Zwillings-) Maschinen, 12
Schnellpressen, Stereotypie, Galvanoplastik, Buchbinderei und 250 beschäftigte Personen. Dieselbe Personenzahl ist in den andern Zweigen thätig.
1892 wurde für die Angestellten eine Unterstützungskasse mit 100000 M. Kapital errichtet. Rudolf Mosse errichtete in seiner Vaterstadt ein Krankenhaus,
spendete zu einem Kinderkrankenhaus in Berlin 75000 M. und stiftete eine Waisen-, Pflege- und Erziehungsanstalt für 100 Kinder.
Mosselbai, Division in der Westprovinz der Kapkolonie, am Indischen Ocean, westlich begrenzt vom Gouritzfluß, hat 1831 qkm
und (1891) 7291 E., darunter 3452 Weiße. Hauptstadt ist Aliwal South mit (1891) 2061 E., einem guten Ankerplatz und lebhaftem Handel (Warenumsatz
über 3 Mill. M.).
Mossley (spr. -le), Municipalborough in der engl. Grafschaft Lancashire, im NO. von
Ashton-under-Lyne (5 km), hat (1891) 14162 E., Baumwollfabrikation, Färberei, Bleichen, Eisen- und Messinggießerei. ↔
Mosso, Angelo, Physiolog, geb. 31. Mai 1846 zu Turin, studierte zuerst unter Jakob Moleschott Medizin in seiner Vaterstadt,
wurde Militärarzt in Süditalien, studierte dann weiter unter M. Schiff in Florenz, unter Ludwig in Leipzig und unter Ranvier und Marey in Paris. 1875 wurde
er außerordentlicher, 1876 ord. Professor der Pharmakologie, 1879 der Physiologie in Turin. Er schrieb «Über den Kreislauf des Blutes im menschlichen
Gehirn» (Lpz. 1881; mit einer Fortsetzung «Die Temperatur des Gehirns», ebd. 1894), «Die Furcht» (ebd. 1889), «Die Ermüdung» (ebd. 1892), «Die
körperliche Erziehung der Jugend» (Hamb. 1894). Auch veröffentlichte er zahlreiche Abhandlungen in den von ihm herausgegebenen
«Archives italiennes de biologie» (Bd. 1–22).
Moss Side (spr. seid), Fabrikstadt in der engl. Grafschaft Lancashire, im S. von Manchester, mit
(1881) 18131, (1891) 23833 E. und großartigen Baumwollspinnereien.
Mossul, Stadt in Türkisch-Asien, s. Mosul.
Most, der unter der Kelter abfließende Saft der Weintrauben. Man unterscheidet: Vorwein,
erstabfließenden Saft der reifsten Trauben; Preßwein, der unter stärkerm Kelterdruck gewonnen wird, und
Tresterwein, den man aus den Preßrückständen, den Kämmen und Hülsen, erhält. Übergießt man den Keltersatz
mit Wasser, so heißt der unter abermaliger Pressung erhaltene M. Lauer oder
Leirer, auch Nachwein. 100 Teile Trauben geben 60–70 Teile M. Die chem.
Bestandteile des M. sind: Wasser, Zucker, Gummi, Pektin, Extraktivstoffe, Proteïnsubstanzen, organische Säuren und Mineralstoffe. Je nach der Reife der
Trauben wechselt der Zuckergehalt von 30 bis 12 Proz. Bei guten Mostsorten ist das Verhältnis von Säure zu Zucker 1:29, bei mittlern 1:18, bei schlechten
Sorten 1:10. Saurer M. läßt sich durch Chaptalisieren (s.d.) oder durch Gallisieren (s.d.) in trinkbaren Wein
verwandeln. Im allgemeinen wächst das specifische Gewicht, das man mit der Mostwage (s. d.) bestimmt, mit dem Gehalt an Zucker.
Vermehrten Luftzutritt behufs Begünstigung der Gärung vermittelt dem frischen M.die Mostpeitschmaschine. Durch
die Gärung verwandelt sich der M. in Wein (s. d.). Dieselbe ist Selbstgärung, ohne Zusatz von Ferment; neuerdings versucht man
jedoch durch Zusatz rein gezüchteter Varietäten des Hefepilzes zum sterilisierten M. dem Wein einen bestimmten Charakter zu verleihen: die Gärung
erfolgt in offenen oder geschlossenen Gefäßen und zerfällt in zwei Perioden, eine stürmische und eine ruhige. Durch die erste mit starker
Kohlensäureentwicklung wird der M. zum Rauscher, Krätzer,
Stürmer, Sauser, Suser; durch die
zweite wird er milchig-trüb und heißt dann Federweiß (s. d.). In Süddeutschland und der
Schweiz versteht man unter dem Namen M. vorzugsweise den Obstwein oder Cider (s.d.).
Bitzler (Bixler, Böckser) ist ein
fehlerhafter M. aus solchen Trauben, die zur Vertreibung des Oidiums mit Schwefel bestäubt waren. Der Weinmost wird in ungegorenem Zustande
verwendet zur Darstellung der Mostsenfe, ebenso durch Einkochen und Sättigung seiner Samen zu
Mostsirup oder Traubensirup verarbeitet. Im Orient wird aus dem M. unreifer Trauben der saure
Schiré (Vert-jus) gewonnen, der als Zusatz zu Scherbets u.s.w. dient.
Most, Joh. Joseph, Anarchist, geb. 5. Febr. 1846 zu Augsburg, erlernte das Buchbindergeschäft
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 29.