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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mukhtar Pascha - Mulder (Gerardus Johannes)

Mukhtar Pascha, Achmed, türk. Muschir, geb. im Sept. 1832 zu Brussa in Kleinasien, besuchte die Mektebi Harbije (höhere Militärschule) zu Konstantinopel, wurde 1860 daselbst Professor der Kriegswissenschaften und 1865 Lehrer des ältesten Sohnes des Sultans, des Prinzen Jussuf-Izzedin. 1867 wurde M.P. zum Oberstlieutenant und Kommissar an der türk.-montenegrin. Grenze ernannt, blieb in dieser Stellung bis Ende 1870 zu Skutari in Albanien und ging dann mit dem Grade eines Brigadegenerals als zweiter Befehlshaber des Expeditionskorps nach Jemen. 1871 übernahm M. P. dort den Oberbefehl, wurde zum Divisionsgeneral und Pascha erhoben, führte die Expedition glücklich zu Ende und kehrte als Muschir (Marschall) zurück. Er ging hierauf im Aug. 1873 als Kommandant des 2. Armeekorps nach Schumla, im Herbst 1874 als Kommandant des 4. Armeekorps nach Erzerum und wurde im Dez. 1875 zum Oberkommandanten in der Herzegowina ernannt. Durch den Aufstand wurde M. P. allmählich auf die Verteidigung der wichtigsten Städte und Pässe beschränkt, bis Nov. 1876 der Waffenstillstand dem Kampfe ein Ende machte. Im Russisch-Türkischen Kriege von 1877 und 1878 gelang es ihm, das Hauptkorps der russ. Feldarmee 25. Juni 1877 bei Zewin, östlich von Erzerum, zu schlagen und zum Rückzug bis auf russ. Gebiet zu nötigen, wodurch Kars entsetzt wurde. Diese Erfolge trugen ihm den Titel Ghasi, d. h. der Siegreiche, ein. Infolge der Niederlage am Aladscha-Dagh (14. und 15. Okt.) mußte er sich auf Erzerum zurückziehen. Bald darauf wurde er nach Konstantinopel berufen und 1878 nach Kreta gesendet, wo er die Ruhe herstellte; danach übernahm er den Befehl über die in Thessalien und Epirus stehenden türk. Streitkräfte. 1879 wurde M. P. Gouverneur in Monastir, und 1885 zur Wahrnehmung der Interessen der Pforte nach Ägypten geschickt, wo er als türk. Oberkommissar fungiert. Er schrieb ein Buch über die Reform des türk. Kalenders, das 1893 in Leiden in franz. Übersetzung erschien (Moukhtar Pascha Ghazi Ahmed, La réforme du calendrier).

Mukondokwa, Fluß in Deutsch-Ostafrika, s. Wami

Mula, Bezirkshauptstadt in der span. Provinz Murcia und 39 km westlich der Stadt Murcia, mit Eisenquellen, Ölmühlen und (1887) 10766 E.

Mulatten, s. Farbige.

Mulāzim (arab., «Genoß»), die unterste türk. Offizierscharge, Lieutenant; sowie Titel der Richteraspiranten bei den weltlichen Gerichten, Assessor.

Mulchēn (spr. multsch-), Hauptstadt des Departamento M. in der chilen. Provinz Biobio, am Flusse M., durch Zweigbahn mit der großen Nordsüdbahn verbunden, hat (1892) 7958 E. und Handel mit Bauholz aus den nahen Wäldern.

Mulcĭber (lat.), Beiname des Vulcanus (s. d.).

Muldbrett, eine durch Zugtiere gezogene, am Boden gewölbte Schaufel, die mit ihrer stählernen Schneidekante den Boden aufnimmt und ihn auf kurze Entfernungen zu transportieren vermag. Durch Heben der hinten angebrachten Stange entleert sich das M. (S. vorstehende Abbildung.)

^[Abbildung Muldbrett]

Mulde, im gewöhnlichen Sinne ein aus einem einzigen Stück Holz ausgehöhltes Gefäß von verschiedener Form und Größe (Backmulde, Fleischermulde); in der Spinnerei ein rinnenförmiger, als Ersatz einer Transportwalze dienender Teil am Speiseapparat der Schlagmaschine, des Reißwolfs, der Krempel; in der Metallurgie wird M. zuweilen für Masseln gebraucht.

Mulde (geolog.), s. Becken (Bd. 2, S. 610 b).

Mulde, nächst der Elbe der Hauptfluß des Königreichs Sachsen, entsteht 3,7 km nördlich von Colditz; in 112 m Höhe aus der Vereinigung der Zwickauer M., die bei Schöneck im sächs. Vogtlande in 740 m Höhe entspringt und die Chemnitz aufnimmt, und der Freiberger M., die bei Moldau in 680 m Höhe in Böhmen ihre Quelle hat, und links die Zschopau aufnimmt. Nach der Vereinigung berührt der Fluß die Städte Grimma und Wurzen, geht dann durch einen Teil der preuß. Provinz Sachsen und das Anhaltische und fällt 4 km unterhalb Dessau, bei Wallwitzhafen, links in die Elbe. Sie ist 345,7 km, von der Vereinigung 124 km lang; ihr Stromgebiet bedeckt 8206 qkm.

Mulden oder Synklinalen, die trog- oder rinnenähnlichen Lagerungsformen der geschichteten Gesteine (^[img.] oder ^[img]): letztere sind somit in einer Mulde nach der Mittellinie zu geneigt. (S. Falten.)

Muldenbrücke, s. Thalbrücke.

Muldenhütten, s. Muldner Hütte.

Muldenpresse, s. Appretur.

Muldenthalbahn, Bahn von Glauchau nach Wurzem (82 km, eröffnet 1875‒77), von einer Privatgesellschaft erbaut, vom sächs. Staat 1878 in Verwaltung genommen und 1880 erworben.

Muldenthäler, s. Thal.

Muldenzüge, Züge in Geschützrohren, deren Querschnitt nur durch einen Kreisbogen gebildet wird. Auch die Lancasterkanone kann so angesehen werden, als seien in die cylindrische Seele zwei sehr große M. eingeschnitten und dadurch der elliptische Seelenquerschnitt entstanden.

Mulder (spr. möll-), Gerardus Johannes, Chemiker, geb. 27. Dez. 1802 zu Utrecht, studierte hier, wurde 1825 praktischer Arzt in Amsterdam, 1826 Lektor der Physik bei der Batavischen Gesellschaft in Rotterdam, 1827 Lektor der Botanik und bald nachher auch der Chemie an der mediz. Schule daselbst. Seit 1840 wirkte er als Professor der Chemie in Utrecht, nahm 1868 seine Entlassung, erblindete später und starb 18. April 1880 zu Utrecht. M. machte sich besonders durch seine Untersuchungen über die eiweißartigen Körper, deren von ihm angenommene gemeinsame Grundlage er als Proteïn bezeichnete, bekannt. Diese Annahme führte zu einem heftigen Streit mit Liebig. Er schrieb: «Versuch einer allgemeinen physiol. Chemie» (deutsch, Braunschw. 1844‒51), «De voeding in Nederland in verband tot den volksgeest» (Rotterd. 1847; auch deutsch Düsseld. 1847), «De voeding van den neger in Suriname», (Rotterd. 1847), «Chem. Untersuchungen» (deutsch von Völcker, Frankf. 1848), «Die Chemie des Weins» (deutsch von Arenz, Lpz. 1856), «Die Chemie des Biers» (deutsch von Grimm, ebd. 1858), «Die Silberprobiermethode» (deutsch von Grimm, ebd. 1858), «Die Chemie der Ackerkrume» (deutsch von Chr. Grimm, 2 Bde., ebd. 1861‒62),«De natuurkundige methode en de verspreiding der cholera» (Rotterd. 1866). Mit van Hall und Brolik redigierte er 1826‒32 die «Bijdragen tot de natuurkundige