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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Murghab; Murgthalbahn; Muri; Muriatisch; Murichipalme; Muridismus; Muri (Landschaft); Murillo

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Murghab – Murillo (Bartolomé Estéban)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Murger'

merlichen Verhältnissen und starb 28. Jan. 1861 in Paris. Er schilderte in den «Scènes de la vie de Bohême» (1851; deutsch in Reclams «Universalbibliothek») und in «Le pays latin» (1851) ungemein humorvoll und packend das Leben der Pariser Studenten, der Litteraten und Künstler, die sich durch Talent und Glück noch nicht zu höherer Anerkennung und gesicherter Stellung emporgehoben haben. Beide Werke wurden mit Erfolg dramatisiert. Auch schrieb er «Scènes de la vie de jeunesse» (1851), «Scènes de campagne» (1854), «Le roman de toutes les femmes» (1854) und «Le sabot rouge» (1860). Seine lyrischen Dichtungen, von schwermütiger Stimmung in ansprechender Form, erschienen als «Ballades et fantaisies» (1854) und als «Les nuits d'Hiver» (1861). M. steht hier unter der Einwirkung Mussets. – Vgl. Delvau, M. et la bohême» (Par. 1866).

Murghab, auch Ak-su, Fluß im russ. Transkaspischen Gebiet, entspringt im Gebirge Sefid-Koh in Afghanistan, nimmt bei Pul-i-Kuschti den Kuschkfluß auf und verliert sich nach 320 km in der Wüste. An den Ufern des M. liegt Merw.

Murgthalbahn, Bahn von Rastatt nach Gernsbach (15 km, 1869 eröffnet), Privatunternehmen unter Verwaltung des bad. Staates.

Muri, Hamarua, Landschaft im westl. Sudan in Nordwestafrika, südlich von Sokoto, dem es tributpflichtig ist, am mittlern Binue, bewohnt von den Fulbe. Die Hauptstadt gleichen Namens liegt 20 km vom Binue entfernt auf einer Bergterrasse.

Muri. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Aargau, ein Teil des Freiamtes (s. d.), hat 139,4 qkm und (1890) 13753 E., darunter 329 Evangelische, in 22 Gemeinden. –

2) Dorf und Hauptort des Bezirks M., an der Bünz, in 485 m Höhe auf dem Ostabhange des Lindenbergs, an der Linie Aarau-Rothkreuz der Schweiz. Centralbahn, hat (1888) 1977 E., darunter 210 Evangelische, Post, Telegraph, altes Kloster mit dreitürmiger Kirche, ein Mineral- und Solbad mit erdig-alkalischer Heilquelle; Acker-, Obstbau und Strohflechterei. Die ehemalige, 1889 abgebrannte Benediktinerabtei M., zuletzt kantonale Pfründanstalt, wurde 1027 gestiftet, 1701 von Leopold I. gefürstet und 1841 aufgehoben. –

3) Pfarrdorf im schweiz. Kanton und Bezirk Bern, 4,5 km südöstlich von Bern, in 558 m Höhe, hat (1888) 1220 E., darunter 22 Katholiken, Post, Telegraph, got. Kirche und ein Schloß.

Muriātisch (lat.), salzsäurehaltig; muriatisches Pulver, s. Berthollets Schießpulver; muriatische Wasser sind kochsalzhaltige Quellen, welche zu Heilzwecken dienen.

Murichipalme (spr. -rītschi-), s. Mauritia.

Muridismus (vom arab. murid, «der Strebende», «der Wollende»), bei den Mohammedanern das Verhältnis des Adepten zum Murschid («Leiter», «Führer») als geistigem Oberhaupt, welches Verhältnis eine unbedingte, zum Fanatismus gesteigerte Hingabe an die Autorität und den Willen des Obern ist. Der M. ist besonders aus der Geschichte der Kämpfe der kaukas. Bergvölker unter Kasi-Mulla, Hannot-Bei und Schamyl gegen die russ. Herrschaft bekannt. (S. Kaukasische Kriege.)

Murillo (spr. -rilljo), Bartolomé Estéban, span. Maler, geb. 31. Dez. 1617 zu Sevilla, gest. daselbst 3. April 1682, erhielt hier seinen ersten künstlerischen Unterricht bei seinem Oheim Juan del Castillo, seit 1643 in Madrid bei dem Hofmaler Velazquez. ↔ Tizian, Correggio, Rubens, van Dyck waren M.s Lieblingsmeister. Nach zwei Jahren gründlichen Studiums kehrte er 1645 nach Sevilla zurück, wo er Stifter einer Schule wurde und mit Bestellungen für Kirchen, Klöster und große Herren überhäuft war. Er brachte eine große Anzahl von Werken hervor, die ihm einen weit verbreiteten Ruhm, ein großes Vermögen und den ersten Rang unter den Malern seines Jahrhunderts erwarben. Von einer seltenen Fülle und Leichtigkeit in der Erfindung, von einem Zauber der Farbe und einem in der Feinheit des Helldunkels wie in der sinnlich-poet. Empfindungsweise dem Correggio verwandten Naturell, von der erstaunlichsten Meisterschaft in der Pinselführung versuchte sich M. mit gleicher Überlegenheit auf den verschiedensten Gebieten der Malerei.

Bezüglich der technischen Behandlung unterscheiden die span. Kunsthistoriker in den Werken des M. drei Manieren: die «kühle» (frio), mit einem weichern Vortrag und einer zarten Stimmung und Harmonie der Farben in hellen Silbertönen; die «warme» (calido), die, in einem hellen Goldtone durchgeführt, Kraft mit Wärme und Klarheit der Farbe vereinigt, und die «duftige» (vaporoso), in welcher ein blasses, silbergraues Kolorit vorherrscht, das oft von schöner harmonischer Wirkung, bisweilen aber zu matt und verschwommen ist. In seinen Werken herrschen, zuweilen nebeneinander, zwei Auffassungsweisen. Die eine, derb, kräftig und naturwahr, ist vertreten durch Bilder aus dem gewöhnlichen Leben; die andere Weise behält das realistische Element zur Grundlage, verbindet aber damit das Bestreben nach größerer Zartheit und Milde und charakterisiert sich in heiligen Familien, Madonnenbildern u.s.w.

Seine erste Arbeit (um 1645), die ihn berühmt machte, war die Ausmalung des Kreuzgangs des Franziskanerklosters in Sevilla mit elf Bettelmönchsgeschichten; erhalten sind davon: Die Armenspeisung (Ferdinand-Akademie zu Madrid), Tod der heil. Klara (seit 1894 in der Dresdener Galerie) und Die Engelsküche oder Wunder des heil. Diego (im Louvre zu Paris). Letzteres Bild insbesondere giebt eine Vorstellung von seiner, trotz der abenteuerlich-wunderbaren Geschichte ganz naiven Erzählungsweise. 1655 wurden ihm Arbeiten für die Kathedrale anvertraut; Die Vision des heil. Antonius in der Taufkapelle, sein größtes Leinwandgemälde (1656), zeigt ihn auf der Höhe seines Könnens; später folgten die Gemälde des Kapitelsaals. Den Reichtum der ihm zu Gebote stehenden Darstellungsmittel offenbaren einige große, ebenfalls für Sevilla ausgeführte Cyklen; so 9 auf die Pflichten der Barmherzigkeit bezügliche Bilder für die Kirche de la Caridad (1670 fg.), darunter: Speisung der Fünftausend, Moses schlägt Wasser aus dem Felsen; ferner 4 für Sta. Maria la Blanca, 17 für die Kirche der Kapuziner (1676 vollendet), diese sind bis auf 3 im Museum zu Sevilla vereinigt. Am meisten bevorzugte M. in seinen Darstellungen die Erscheinung der Maria, des Jesuskindes, Christi, welche Heiligen wie Antonius, Bernhard, Franz zu teil wird; die heroischen Handlungen der letztern mit Bevorzugung der Menschenliebe, Madonnenbilder, besonders die Conceptio, die Kinder Jesus und Johannes. Hierher gehören: Geburt Mariä (Paris, Louvre), Heilige Anna die Maria unterrichtend (Madrid, Pradomuseum), Unbefleckte Empfängnis (mehrere im Pradomuseum zu Madrid, unter denen das auf beigefügter Tafel: Madonna. Von

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 95.