Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

95
Murillo (Juan Bravo) - Murner
Murillo, dargestellte, im "63tii0 vai)0l080" gehal-
tene Gemälde hervorragt; eine von 1678 im Louvre),
die sog. Madonna mit'dem Spiegel (im Besitz von
Th. Baring), Verkündigung (Madrid, Prado-
museum), Anbetung der Hirten (ebenda), Ruhe auf
der Flucht (Petersburg, Eremitage), Himmelfahrt
Maria (ebenda), Heilige Familie (Madrid und Lon-
don), Jesus als guter Hirte (Sammlung Rothschild
in London), Johannes mit dem Lamm (Madrid
und Wien), Martyrium des heil. Andreas (Madrid,
Pradomuseum), Heiliger Antonius von Padua das
Christkind herzend (Berlin, Museum), Heiliger Franz
von Padua (Madrid), Johannes de Deo einen
Lahmen heilend (München), Heiliger Rodriguez von
einem Engel bekränzt (Dresden). Sodann sind von
religiösen Stoffen noch zu nennen: Abrahams Un-
terredung mit den drei Engeln (London, Suther-
land-House), Petri Befreiung aus dem Gefängnis
(Petersburg, Eremitage), Die Parabel vom ver-
lorenen Sohn (Madrid, Pradomuseum). Neben
diesen Darstellungen aus der biblischen und der
Heiligengeschichte wußte M. die Typen des span.
Volkslebens, Gassenbuben, Betteljungen (s. Tafel:
Spanische Kunst III, Fig. 4), Bauern u. s. w.
in unbefangenster Weise, aber voll natürlicher An-
mut und sanften Wesens zu schildern. Eine Anzahl
dieser reizenden Genrebilder bewahrt die Alte Pina-
kothek zu München, andere das Louvre zu Paris.
Auch hat M. eine Reihe von Porträten geschaffen.
- Vgl. Tubino, Nuriiio (1864); Stromer, Murillo.
Eingeführt von MaxIordan (Berl. 1879); L. Alfonso,
HI., 6l koinIii-6, ei artista, I3.8 odras (Barcelona
1886); Iusti, Murillo (Lpz. 1892).
Murillo, Juan Bravo, span. Staatsmann,
s. Bravo-Murillo.
Murinfel, das fruchtbare Land zwischen Dräu
und Mur im ungar. Komitat Zala. Es wird meist
von Slowenen bewohnt. Hauptort ist Csakathurn.
Müritzfee, See auf dem mecklenb. Höhenrücken,
138 hkm groß, 28 km lang und bis 13 km breit.
In den schmalen südl. Zweig geht die obere Elde
(s. d.), welche bei Waren den See wieder verläßt.
Müritzsee-Elde-Wafserstraße, Müritzsee-
Havel-Wasserstraße, s. die Tabelle zum Artikel
Echiffahrtskanäle.
Murmansche Halbinsel, s. Kolahalbinsel.
Murmanfches Meer, der an das Murmansche
Ufer (s.d.)angrenZendeTeil des Nördlichen Eismeers.
Murmanfches Ufer, russ. Nui-m^Zic^ dei-e^
(d. i. Normannisches Ufer), die nordöstl. Küste der
Murmansch en oderKolahalbinsel(s. d.), vomKap
Ewjatoj Noß im O. bis zur norweg. Grenze, 430 km
lang, von den Ausläufern des Golfstroms bespült,
hat günstige klimatische Verhältnisse sowie bedeuten-
den Walfisch- und Kabeljaufang, der früher von
Norwegern, jetzt von Russen betrieben wird.
Murmeltier (^rcwm^), eine zu den Nage-
tieren gehörende Säugetiergattung. Ihr Körper ist
schwerfällig, ihre Krallen sind zusammengedrückt,
groß, zum Graben geschickt, und ihre Ohren kurz;
BackentMen fehlen. Von den hierher gehörenden
Arten ist das Alpenmurmeltier (^rcwm^smar-
mota I,., s. Tafel: Nagetiere IV, Fig. 5) am be-
kanntesten; es bewohnt die Centralalpen Europas
bis an die Schneegrenze und lebt familienweise in
Höhlen. Es ist ohne den 11 cm langen, in einen
schwarzen Haarbusch endenden Schwanz etwa 50 cm
lang, am Bauche brandgelb, am Nucken gelblich
und schwärzlichgrau und hat eine behaarte, nur auf
der Scheidewand kahle Nase. Es frißt aufrecht sitzend,
indem es mit den Vorderpfoten die Nahrung zum
Maul bringt. Um die Mitte des Oktobers zieht es
sich in seinen Bau zurück, dessen Öffnung es mit Erde
und Heu verstopft, und verfällt bald in einen bis
zum April dauernden Winterschlaf. Da die M. im
Herbst sehr fett sind, so werden sie zu dieser Zeit von
den Alpenbewohnern, denen sie für einen Leckerbissen
gelten, ausgegraben. Im Handel werden sie mit etwa
10 M. das Stück bezahlt. Sie sind leicht abrichtbar.
Im östl. Europa und Sibirien findet sich eine sehr
ähnliche, aber nur in den Ebenen und Steppen
lebende Art, der Bobac (^.retom^s dodac Callas).
Ein in Nordamerika heimisches M. ist der Prairie-
hund (0M0m^8 liuäoviciarius On).), dessen Ruf
dem Bellen eines jungen Hundes ähnlich ist. Die
zuweilen in großer Anzahl nach Europa gebrachten
Exemplare kosten 15-25 M. Eine andere, dem M.
ähnlichere Art ist der Monar (^rctom^ monax
Aesm.). Beide sieht man bäufig in zoolog. Gärten.
Als Futter erhalten alle M. in der Gefangenschaft
Hafer, Wurzeln, Brot, Salat oder Kohl und heu.
Murnau, Markt im Bezirksamt Weilheim des
bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, an den Nebenlinien
Weilheim-M. (21,4 km) der Vayr. Staatsbahnen
und M.-Garmisch-Partenkirchen (25 km) der Lokal-
bahn-Aktiengesellschaft, hat (1890) 1739 E., darunter
27 Evangelische,Postexpedition,Telegraph und Fern-
sprecheinrichtung. Südlich das Murnau er Moos
am Fuße der Alpen, westlich der Staffelfee
(4 km lang, 5 km breit) mit sieben Inseln, deren
größte (Wörth) eine Villa mit alter Kirche, früher
Sommerresidenz der Augsburg er Bischöfe, trägt;
am südöstl.Ufer Stahlbad und Kurhaus Staffelsee.
Seit 1894 besitzt M. ein Denkmal König Ludwigs II.
Murner, Name des Katers in der Tierfabel.
Murner, Thomas, deutscher Satiriker, geb.
wahrscheinlich 24. Dez. 1475 zu Oberehnheim bei
Strahburg, trat 1490 zu Straßburg in den Franzis-
kanerorden, zog seit 1495 erst studierend, dann 00-
cierend und predigend in Freiburg, Paris, Krakau,
Strahburg und an vielen andern Orten umher.
1505 krönte ihn Kaiser Maximilian I. in überlingen
zum Poeten; 1506 wurde er in Freiburg Doktor der
Theologie, 1513 Guardian des Straßburger Fran-
zistanerklosters, aber schon nach einem Jahre aus
schimpflichen Ursachen abgesetzt. 1518 begann er
in Basel jurist. Studien und erwarb sich den jurist.
Doktorhut (1519). Dann nahm er einen durch Reisen
nach Italien und England unterbrochenen Aufent-
halt in Straßburg, von wo ihn die Reformation
1525 verfcheuchte. Auch in Luzern, wo er katb.
Pfarrer war, machten ihm seine antiluth. Pamphlete
den Boden heiß (1529). 1533 war er Pfarrer in
Oberehnheim, wo er 1537 starb.
Unleugbar war M. ein großes Talent, vielfeitig
und fruchtbar, dabei aber maßlos eitel, skandal-
süchtig und gewissenlos; er verließ keinen Ort ohne
Händel. Sein frivoler Spott schonte auch ihn selbst,
seine Kirche und seinen Stand nicht. Scholl 1502
griff er die "Aermania" seines Gönners Wimphe-
ling in der frechen "(^lmania. nova" (Neudruck
Straßb. 1874) an, in der er das Elsaß für altfranz.
Land erklärte. Seinen satir. Dichtungen scheinen
zumeist Predigten zu Grunde zu liegen, in denen er
nachGeilers Beispiel weltliche Stoffe geistlich deutete;
nach dem Muster von Brants "Narrenschiff" bilden
seine Verse den erläuternden Text zu Holzschnitten.
So in der "Schelmenzunfft" (Frankf. 1512; in Photo-