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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Mus; Musa; Musaceen; Musafaser; Musaffaruagar; Musagetes; Musartpaß; Musäus; Musca

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Mus - Musca

Landeskrankenhaus, Kaltwasserheilanstalt, ein Denkmal B. von Scheffels (Felspyramide mit bronzenem Porträtmedaillon von Jos. Einspinner, 1895); Gußstahlwerk, Eisenhämmer, Holzwolle-, Klärspäne-, Faßdauben-, Holzstoff- und Weißblechfabriken, Sensen- und Sichelschmieden und Sägewerke. - Vgl. Kupferschmid, M. als Terrainkurort (Wien 1887).

Mus (lat.), die Maus.

Mus, dickbreiig zubereitete vegetabilische Substanzen, welche teils als Nahrungsmittel, teils, namentlich früher, in der Medizin Verwendung fanden.

Musa L., Pisang, Pflanzengattung aus der Familie der Scitamineen (s. d.) mit gegen 20 Arten in den Tropengegenden der Alten Welt, Stauden von palmenähnlichem Wuchs, deren von den Scheiden der abgestorbenen Blätter umhüllter Stengel oder Schaft eine Krone von riesengroßen, kurzgestielten, meist länglichen und immer ganzrandigen Blättern trägt, zwischen denen lange, überhängende oder aufrechte Blütenkolben hervortreten.

Bei den beiden, in allen Tropenländern, am meisten auf dem Malaiischen Archipel sowie in Centralamerika und Mexiko, häufig angebauten Arten M. paradisica L. (s. Tafel: Scitamineen, Fig. 4) und M. sapientum L., die von vielen nur als Abarten derselben Art gehalten werden, haben die bis 26 cm Länge erreichenden, gurkenähnlichen Früchte (Bananen, s. d.) in der Regel keine Samen. M. paradisica, der gemeine Pisang, Adamsapfel oder Paradiesfeige, erreicht einen bis 5 m hohen Schaft, welcher 3-4 m lange und bis gegen 60 cm breite Blätter trägt, und 1-1,5 m lange Kolben treibt. Die Blütenscheiden sind gelblichweiß mit rosigen Spitzen. M. sapientum, Bananenpisang, unterscheidet sich durch einen purpurrot gestreiften oder gefleckten Schaft, durch violette Blütenscheiden und kürzere gekrümmte Früchte. Bei beiden Arten stirbt der Schaft nach der Reife der Früchte ab, nachdem er zuvor am Grunde Nebenschosse getrieben hat, die schon nach wenigen Monaten neue Früchte spenden. Die Kultur des Pisang ist daher sehr leicht und sehr ergiebig, übrigens uralt. Bei guter Ernte erhält man vom Hektar 600 Centner Früchte im Jahr. Im Laufe der Zeit sind eine große Anzahl Kulturformen entstanden; auf den Philippinen allein unterscheidet man deren gegen 70. Außer den Früchten spielen auch die riesigen Blätter in den Tropenländern eine große Rolle, indem sie den Eingeborenen als Servietten, Tischtücher, Teller, Sonnenschirme, Insektenwedel u. s. w. dienen. Die Bastfasern der Blätter und des Stengels geben einen vortrefflichen, hanfähnlichen Gewebstoff und werden auch zur Papierfabrikation verwendet. Die in Warmhäusern als Ziergewächs kultivierte Zwergmusa, die M. Canvendishii Paxt. aus China, deren eßbare Früchte im Gewächshause vollkommen reif werden, zeichnet sich durch die prächtig grüne Farbe ihrer Blätter aus. Sie liefert wie die auf den Molukken und Philippinen einheimische Abacapflanze, M.textilis N. v. Es., den Manilahanf (s.d.).

Die Enzeth (Enseth) Abessiniens, M. Ensete Gmel. (s. Tafel: Blattpflanzen, Fig. 4), die schon den alten Ägyptern bekannt war, erreicht bis 10 m Höhe, und ihre zweizeilig angeordneten, einen riesigen Fächer bildenden Blätter werden bis 6 m lang und 1 m breit. Von ihr ist nur das Mark des Stengels genießbar. Ihr Stengel stirbt nach der Blüte ab, ohne Seitensprossen zu treiben, weshalb sie nur durch importierte Samen vermehrt werden kann.

Musaceen, monokotyledonische Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Scitamineen (s. d.) mit gegen 60 ausschließlich tropischen Arten. Es sind meist ansehnliche krautartige Gewächse von baumartigem Wuchs und palmenähnlichem Habitus; ihre Blätter sind oft von außerordentlicher Größe und nicht zerteilt, aber oft vom Wind zerrissen und erreichen bei manchen Arten eine Länge von 6 m und darüber. Ihre Blüten sind in großen kolbenartigen Blütenständen vereinigt und deutlich schraubenlinig angeordnet. Von den M. sind einige Arten als Stammpflanzen der Bananen wichtige Nahrungspflanzen für die Tropen, andere liefern Fasernmaterial zu Flechtwerken, Gespinsten u. dgl. Einige kleinere Formen werden in Warmhäusern wegen ihrer Blattformen als Zierpflanzen kultiviert.

Musafaser, soviel wie Manilahanf.

Musaffaruagar, Stadt, s. Muzaffarnagar.

Musagetes (grch., d. i. Führer der Musen), Beiname des Apollon (s. d.).

Musartpaß, s. Thian-schan.

Musäus, ein alter griech. Sänger und Dichter der mythischen Zeit, der Sage nach ein Sohn des Eumolpus und der Selene, nach andern des Orpheus. Später führte man eine ganze Litteratur auf ihn zurück: Orakel, Einweihungen und Reinigungen, Heilmittel gegen Krankheiten, ferner eine Titanomachie, Theogonie, Hymnen und verschiedene andere Gedichte. Einzelne noch erhaltene Verse sind von Kinkel in "Epicorum graecorum fragmenta", Bd. 1 (Lpz. 1877), zusammengestellt worden.

Musäus, griech. Dichter, der Ende des 5. oder zu Anfang des 6. Jahrh. n. Chr. lebte, verfaßte ein anmutiges erotisches Epos "Hero und Leander". M. ist ein Nachahmer des Nonnus (s. d.), schloß sich aber in seinem Gedicht wohl enger als dieser an ein Vorbild der alexandrinischen Zeit an. Von Ausgaben sind die von Passow (mit Übersetzung, Lpz. 1810), Möbius (Halle 1814) und Dilthey (Bonn 1874), von deutschen Übersetzungen die von Torney (Mitau 1859), Buchholz ("Meisterwerke hellen. Dichtkunst", 1. Bdchn., Marb. 1858) und Ottmann ("Universalbibliothek", Lpz. 1888) zu nennen. - Vgl. Schwabe, De Musaeo Nonni imitatore (Tüb. 1876).

Musäus, Joh. Karl Aug., Schriftsteller, geb. 29. März 1735 zu Jena, studierte daselbst Theologie, wurde 1763 Pagenhofmeister in Weimar und 1769 Professor am dortigen Gymnasium. Er starb 28. Okt. 1787 zu Weimar. Seine bedeutendsten Schriften gingen aus dem Gegensatze gegen verkehrte Zeitrichtungen hervor und haben deswegen fast alle eine satir. Beimischung. Zuerst arbeitete er in "Grandison der Zweite" (3 Bde., Eisenach 1760-62; ganz umgearbeitet als "Der deutsche Grandison", 2 Bde., ebd. 1781-82) der übertriebenen Verehrung des "Grandison" von Richardson entgegen. Seine "Physiognomischen Reisen" (4 Hefte, Altenb. 1778-79) sind gegen Lavater gerichtet. M.' Hauptwerk sind die vortrefflichen "Volksmärchen der Deutschen" (5 Bde., Gotha 1782-86; neu hg. von Moritz Müller, Lpz. 1868; 3. illustrierte Prachtausgabe, hg. von Klee, 2. Aufl., Hamb. 1870). Eine u. d. T. "Straußfedern" (Bd. 1, Berl. und Stett. 1787) begonnene Reihe von Erzählungen fortzusetzen hinderte M. der Tod. Nach seinem Tode erschienen von Kotzebue, seinem Verwandten, herausgegeben die "Nachgelassenen Schriften" (Lpz. 1791). - Vgl. M. Müller, J. K. A. M. (Jena 1867).

Musca (lat.), die Fliege.