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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Mussomeli; Mußteil; Mussumba; Mussumeli; Mustafa; Mus-tag; Mustahfiz; Mustair; Mustang; Mustapha; Mustapha (Kara)

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Mussomeli – Mustapha

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Musset'

1833 begleitete M. George Sand als «Sekretär» nach Italien; doch kam es bald zum Bruch zwischen beiden und M. beginnt, nach den trüben Erfahrungen, die ihm die geliebte Frau bereitet hatte, als Dichter sich zu läutern und wird seit 1835 immer mehr in seinen Werken zur Darstellung geistiger Schöne und sittlicher Reinheit hingezogen, besonders seitdem er in dem Roman «La confession d’un enfant du siècle» (2 Bde., 1836) mit seinen Jugendverirrungen gleichsam Abrechnung gehalten hat. In Gedichten, die wie «Les nuits» (1835–37), «Lettre à Lamartine» (1836), «Espoir en Dieu» (1838) in der «Revue des Deux Mondes» zuerst erschienen, steht er auf der Höhe seiner Begabung. An Wärme und edler Einfalt der poet. Sprache wird M. von keinem Zeitgenossen erreicht, nur Gleichgültigkeit und unmännliche Schwäche ließen M. auch als Dichter nicht eine führende Größe werden. 1840 schrieb er auch als Antwort auf Beckers Rheinlied das selbstbewußte «Nous l’avons eu, votre Rhin allemand. Il a tenu dans notre verre». Als dramat. Dichter versuchte sich M. ohne Erfolg im histor. Schauspiel («Lorenzaccio», 1834), aber mit großem Glück im Proverbe und Salonstück («On ne badine pas avec l’amour», 1834, «Il ne faut jurer de rien», 1836, «Un caprice», 1837, «Il faut qu’une porte soir ouverte ou fermée», 1845). Unter seinen anmutigen Novellen nehmen einige, wie «Emmeline» (1837), «Frédéric et Bernerette» (1838) und «Le fils de Titien» (1838), ihren Platz unter den besten Erzeugnissen der franz. Erzählungslitteratur ein. M. wurde erst 1852 Mitglied der Akademie, zu einer Zeit, als er sich schon geistig und körperlich erschöpft hatte. Er starb 2. Mai 1857 in Paris. Eine Gesamtausgabe von M.s Schriften erschien 1876 (10 Bde., Paris), eine illustrierte besorgte sein Bruder Paul de M. (11 Bde., neue Aufl., ebd. 1883). L. Lemaitre veröffentlichte «Théâtre de A. de M.» (4 Bde., ebd. 1891). Viele von M.s Gedichten wurden ins Deutsche übersetzt, so von Freiligrath, Geibel, O. Baisch (Brem. 1880; 2. Aufl., Norden 1885), M. Hahn (Bresl. 1888) u. a. Auch seine Theaterstücke wurden teilweise übersetzt. – Vgl. Ujfalvy, Alfred de M. (Lpz. 1870); P. Lindau, A. de M. (Berl. 1877); Oliphant, A. de M. (Lond. 1890): A. Barine, A. de M. (Par. 1893); Södermann, A. de M. (Stockh. 1894).

Sein Bruder Paul de M., geb. 7. Nov. 1804 zu Paris, schrieb eine Reihe von Romanen; außerdem veröffentlichte er als Entgegnung auf G. Sands «Elle et Lui» nach Aufzeichnungen seines Bruders «Lui et Elle» (1860) und «Biographie d’Alfred de M., sa vie et ses œuvres, avec fragments inédits» (3. Aufl., Par. 1877), eine den Erwartungen nicht entsprechende Biographie. Er starb 17. Mai 1880.

Mussomeli (Mussumeli), Stadt in der ital. Provinz und dem Kreis Caltanissetta auf Sicilien, hat (1881) 9770 E., Kastell, Schwefelgruben.

Mußteil, eine vorzugsweise im Gebiete des sächs. Rechts bekannte Rechtsbildung, welche im neuern Rechte auf ein Vorrecht der adligen Witwe beschränkt, im Königreich Sachsen seit 1829 beseitigt ist. Verstanden wurde darunter ein Anspruch der hinterbliebenen Ehefrau auf die Hälfte der Speisevorräte, einschließlich des Mastviehs, welche sich auf den Gütern des Ehemanns bei dessen Tode vorfinden und am dreißigsten Tage noch vorhanden sind.

Mussumba, Residenz in Muata Jamvos Reich (s. d.).

Mussumeli, s. Mussomeli.

Mustafa, s. Mustapha. ↔

Mus-tag, Gebirge in Asien, s. Karakorum.

Mustahfiz (spr. -fis), der türk. Landsturm, der nach dem Gesetz von 1880 sechs Jahrgänge der ausgeschiedenen Redifs umfassen soll. Organisationsgemäß würde der Landsturm 300000 Mann stark sein, wozu noch die gesamte waffenfähige Mannschaft zwischen dem 20. und 40. Lebensjahre, die weder dem Nizam (s. d.) noch dem Redif (s. d.) angehört, mit etwa 40000 Mann kommt.

Mustair, roman. Name von Münster (s. Münsterthal) in Graubünden.

Mustang, verwildertes oder halbwildes, in den südamerik. Prairien herdenweise lebendes Pferd.

Mustapha (Mustafa), Name mehrerer türk. Sultane:

M. I. (1617–18; 1622–23), geb. 1591 in Konstantinopel, war ein Sohn Mohammeds III. und kam 22. Nov. 1617 als der Nachfolger seines Bruders Achmed I. zur Regierung. Da er halb blödsinnig war, wurde er 26. Febr. 1618 abgesetzt, und sein Neffe Osman II. wurde Sultan. Nach dessen Ermordung wurde M. 19. Mai 1622 von neuem auf den Thron erhoben, aber 20. Aug. 1623 wieder gestürzt. Er starb 1639.

M. II. (1695–1703), geb. 2. Juni 1664 zu Konstantinopel als Sohn Mohammeds IV., folgte seinem Oheim Achmed II. 6. Febr. 1695, zu einer Zeit, wo die Pforte sich im Kriege mit den Russen, Polen, Österreichern und Venetianern befand. M. übernahm selbst den Oberbefehl in Ungarn, wurde aber von dem Prinzen Eugen bei Zenta 11. Sept. 1697 entscheidend geschlagen, so daß er sich bald darauf in Unterhandlungen einlassen mußte, die 26. Jan. 1699 zu dem Frieden von Karlowitz führten. Die ungünstigen Bedingungen dieses Friedensschlusses riefen bereits große Unzufriedenheit hervor, und als M. versuchte, das Janitscharenkorps zu reformieren, wurde er von diesem 22. Aug. 1703 gestürzt. Er starb wenige Monate darauf.

M. III. (1757–74), geb. im Juni 1717 zu Konstantinopel als Sohn Achmeds III., folgte 29. Okt. 1757 seinem Vetter Osman III. Er geriet nach dem Tode seines tüchtigen Großwesirs Raghib Pascha (1763) bald in einen unglücklichen Krieg mit Rußland, in dem die türk. Flotte bei Tschesme (5. Juli 1770) vollständig vernichtet wurde. Noch vor Beendigung des Krieges starb M. 21. Jan. 1774.

M. IV. (1807–8), geb. 1779 zu Konstantinopel als Sohn Abd ul-Hamids I., wurde nach dem Sturze des Sultans Selim III. 31. Mai 1807 durch eine Janitscharenrevolution auf den Thron erhoben, jedoch schon 28. Juli 1808 durch den Statthalter von Rustschuk, M. Bairaktar (s. d.), gestürzt. Sein Nachfolger wurde sein jüngerer Bruder Mahmud II. Als sich die Janitscharen zu Gunsten M.s empörten, ließ ihn Bairaktar 15. Nov. 1808 erdrosseln.

Mustapha, Kara, Großwesir Mohammeds IV., der Sohn eines Spahi, wurde von Mehemed Kjöprili erzogen und mit seiner Tochter vermählt; er vertrat Achmed Kjöprili während dessen häufiger Abwesenheit im Kriege in der Nähe des Sultans. Nach Achmeds Tode wurde er 7. Nov. 1676 Großwesir. Als solcher erklärte er 3. März 1677 den Krieg an Rußland, der zu dem für die Pforte nachteiligen Waffenstillstand von Radzin 11. Febr. 1681 führte, durch den die Türkei aus Kleinrußland verdrängt wurde. 1682 begann er einen Krieg mit Österreich. Nachdem er den ungar. Rebellen Tököly mit dem Königreich Ungarn beliehen hatte, drang er

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 116.