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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mutterplage - Muzaffarnagar

wicht Olivenöl angeriebenem Kampfer. Es bildet den Hauptbestandteil einer großen Zahl als Geheimmittel vertriebener Pflaster. Das M. heißt gelegentlich auch Bleipflaster (s. d.).

Mutterplage, soviel wie Hysterie (s. d.).

Mutterrecht, Matriarchat, ein bei vielen wilden Völkern bestehender Rechtszustand, wonach das Kind nicht dem Stamme des Vaters, sondern dem der Mutter angehört. Bei Kriegen zwischen beiden Stämmen ist dann der Sohn gezwungen, gegen den Vater zu kämpfen. Der Sohn beerbt nicht den Vater, sondern den Bruder der Mutter. Als ein Übergang von dem M. zu dem Vaterrecht ist zu betrachten, wenn der Vater bei der Geburt eines Kindes dem Stamme oder den Verwandten seiner Ehefrau eine Kaufsumme zu zahlen hat. - Vgl. Dargun, M. und Vaterrecht (Tl. 1, Lpz. 1892).

Mutterrolle, das zum Grundsteuerkataster (s. Grundkataster) gehörende Verzeichnis der Grundstücke einer Gemeinde, das nicht nach der Lage derselben, sondern nach den Eigentümern geordnet ist und daher eine leichte Übersicht der jedem Einzelnen in der Gemarkung gehörenden Parzellen und der Größe, der Bonitätsklasse und des steuerpflichtigen Reinertrags derselben gewährt.

Mutterscheide, s. Geschlechtsorgane.

Mutterschraube, s. Schrauben.

Mutterspiegel, s. Gebärmutterkrankheiten.

Mutterstaupe, soviel wie Hysterie (s. d.).

Muttertrompeten, s. Gebärmutter und Geschlechtsorgane.

Mutterwitz, s. Witz.

Mutterwut, soviel wie Nymphomanie (s. d.).

Muttra, indobrit. Stadt, s. Mathura.

Mutual (neulat.), gegenseitig, wechselseitig; Mutualität, Gegenseitigkeit, Wechselseitigkeit.

Mutualismus, das Princip einer gemäßigt socialistischen Schule, welche eine billige Gegenseitigkeit anstatt des rücksichtslosen Konkurrenzkampfes und der Ausbeutung des Schwachen durch den Starken einführen will. Es sollen freie Produktions-, Kredit- und Konsumtionsgenossenschaften geschaffen werden, die sich gegenseitig in die Hände arbeiten. Außerdem verlangt der M. eine möglichst ausgedehnte Anwendung der Versicherung auf Gegenseitigkeit für den Fall der Krankheit, der Invalidität, der Arbeitslosigkeit u. s. w. Der Ausdruck kommt zuerst vor als Name einer gewerkvereinsartigen Verbindung in Lyon (le Mutuellisme), deren Arbeitseinstellung 1831 blutige Ereignisse veranlaßte. Aber erst Proudhon (s. d.) hat den M. zu einem wissenschaftlichen System erhoben (s. Socialismus); die Grundgedanken des Proudhonschen M. beruhen darauf, daß die Arbeiter auf den Weg der Selbsthilfe und der Gegenseitigkeit verwiesen werden.

In der Zoologie nennt man M. die nicht seltene Erscheinung, daß Tiere und Tiere oder Tiere und Pflanzen in gewisse Beziehungen treten, von denen beide Teile Nutzen haben. Der M. kann in sehr verschiedenen Graden ausgebildet sein, indem beide Teile körperlich weiter nicht durch ihn beeinflußt werden, oder die Körpergestalt erleidet, obwohl beide Teile nicht vollkommen aneinander gebunden sind, entsprechende Umbildungen, oder endlich, und diese Stufe führt zum Schmarotzertum, beide sind so aufeinander angewiesen, daß der eine der Beteiligten sogar völlig im Körper des andern haust. Aber auch abgesehen davon, sind die gegenseitigen Beziehungen sehr verschieden; so sucht ein Schwacher Schutz in der Nähe des Starken, dem er seinerseits, durch bessere Sinnesorgane ausgestattet, das Nahen eines Feindes verrät; dies ist der Fall zwischen Pfau und Tiger in Indien und zwischen Hokko und Puma in Südamerika. Andere Schwache bieten Starken in Gestalt von besondern Sekreten ihres Körpers Leckerbissen, so die Blattläuse den Ameisen. Wieder andere mit kräftigen Waffen (Nesselorganen) ausgestattete, aber sehr langsame Geschöpfe siedeln sich auf weniger wehrhafte, aber hurtige an, diese profitieren von den Waffen jener, jene von der schnellern Ortsveränderung dieser; ein Verhältnis, das zwischen Seeanemonen (Aktinien) und Krebsen vorkommt. Häufig vermitteln Tiere die Vermehrung von Pflanzen, die jenen Genußmittel (Honig) oder Nahrung dafür bieten; Blumen und Insekten, auch einige Vögel (Kolibris, kleine Papageien) sind in dieser Hinsicht oft wundervoll einander angepaßt. Gewisse Vögel suchen andern Tieren lästige Schmarotzer als geschätzte Nahrung ab; so ist unser Star bei den Schafen, ein ägypt. Kiebitz bei den Krokodilen ein stets willkommener Gast. Am weitesten geht aber das Verhältnis zwischen einzelligen Algen (Zoochlorella, Zooxanthella) und einigen Wassertieren, gelegentlich z. B. dem Süßwasserschwamm (Spongilla), einigen Würmern, Infusorien und Wurzelfüßern. Die Algen sind im stande, organische Substanz zu assimilieren und Sauerstoff abzuscheiden, die betreffenden Tiere leben aber wie alle Tiere von organischer Substanz und atmen Sauerstoff, beide werden ihnen von den in ihren Körpern hausenden Algen zugeführt. Man hat diese Art des M. besonders als Symbiose bezeichnet. - Über M. schrieben namentlich F. Müller, Geza Entz, Brandt und O. Hertwig (über das ganze Gebiet).

Mutuell, soviel wie Mutual (s. d.).

Mutulus (lat.), s. Dielenkopf.

Mutung, im Bergrecht, s. Muten.

Mutung (Crax carunculata Tem.), einer der am häufigsten in zoolog. Gärten vertretenen Hokkovögel (s. d.) aus Südbrasilien.

Mutuum (lat.), Darlehn.

Mützen, polit. Partei in Schweden, s. Hüte.

Mützenklappe, s. Herz (Bd. 9, S. 98 b).

Mützenrobbe, s. Seehunde.

Mützenschnecken, s. Calytraeidae

Mutzig, Stadt im Kreis und Kanton Molsheim des Bezirks Unterelsaß, an der Linie Straßburg-Saales der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, hatte 1890: 2518, 1895: 2800 E., darunter 40 Evangelische und 250 Israeliten, Post, Telegraph, gotische kath. Pfarrkirche (1879), ein 1674 erbautes Schloß, das von 1789 bis 1870 als Waffenfabrik diente; bedeutende Eisen- und Stahlwarenfabrikation, Messinggießereien, Gerberei, Brauerei und Weinbau.

Mutzschen, Stadt in der Amtshauptmannschaft Grimma der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, an der Nebenlinie Nerchau-Trebsen-Mügeln der Sächs. Staatsbahnen, hatte 1890: 1559, 1895: 1626 meist evang. E., Post, Telegraph, zwei Kirchen, ein Schloß mit Rittergut; Töpferei, Tabak-, Cigarren-, Wagenfabrikation, Landwirtschaft. In der Nähe des Schlosses wurden früher die sog. Mutzschener Diamanten (Achatkugeln mit Quarz) gefunden.

Muxadabad, s. Murschidabad.

Muysca, Sprache der Chibcha (s.d.).

Muzaffarnagar (auch Musaffarnagar), Hauptstadt des Distrikts M. in der Division Mirat der indobrit. Nordwestprovinzen, am rechten Ufer