Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

123

Mykerinos – Myographion

freiungskriege gegen die Perser aus; aber bald darauf (468 v. Chr.) wurde sie von den Argivern erobert und zerstört, jedoch später, vom 3. Jahrh. v. Chr. ab, von einer kleinen Dorfschaft wieder besiedelt. Noch jetzt steht auf der Burg der größte Teil der uralten kyklopischen Ringmauer mit dem sog. Löwenthore da, und auch außerhalb derselben haben sich deutliche Spuren der zu dem Herrschersitz gehörigen Ansiedelung erhalten. Eine nur in geringen Resten erhaltene Mauer schließt die Unterstadt ein, aber auch über diesen Raum hinaus sind noch Haus und Terrassenmauern sichtbar. Von den sog. Kuppelgräbern (früher Schatzhäuser genannt) sind vier außerhalb des Stadtringes gelegen, während sich zwei innerhalb desselben befinden, unter denen sich das als Schatzhaus des Atreus bekannte durch seine gute Erhaltung auszeichnet. Auf der Burg selbst hat Schliemann innerhalb der Ringmauern in der Nähe des Löwenthors eine Anzahl alter, in den Fels gehauener Schachtgräber entdeckt mit einem erstaunlichen Reichtum an Goldschmuck, Waffen, Gerätschaften, Vasen. Hier wurden auch die kunstgeschichtlich wichtigen, roh ausgeführten Reliefstelen gefunden. Schliemann glaubte an dieser Stelle die Gräber des Agamemnon und seiner Getreuen gefunden zu haben.

Nach den Schliemannschen Ausgrabungen von 1876 und 1877 hat die griech. Archäologische Gesellschaft 1886 neue Grabungen in M. vorgenommen und namentlich den alten Königspalast auf der Spitze der Burg aufgedeckt. Seine Fundamente sind unterhalb eines im 7. oder 6. Jahrh. v. Chr. erbauten dor. Tempels zu Tage gekommen. Bei diesen letzten Ausgrabungen sind auch eine große Anzahl von Gräbern in der Unterstadt entdeckt und in ihnen eine reiche Menge von Schmucksachen und sog. Inselsteine (s. d.) gefunden worden. In ihrer Anlage unterscheiden sie sich von den mykenischen Kuppel- und Schachtgräbern dadurch, daß sie in Form von Kammern in den Felsen gehauen sind. (S. auch Griechische Kunst, Bd. 8, S. 349 b.) Seit 1895 sind die Ausgrabungen auf der Burg wieder aufgenommen. Die sämtlichen in M. gemachten Funde befinden sich im Nationalmuseum in Athen. – Vgl. Schliemann, Mykenä (Lpz. 1878); Furtwängler und Löschcke, Mykenische Thongefäße (Berl. 1879); Steffen, Karten von M. (ebd. 1884); Furtwängler und Löschcke, Mykenische Vasen (ebd. 1886); Schuchhardt, Schliemanns Ausgrabungen (2. Aufl., Lpz. 1891); Perrot und Chipiez, Histoire de l’art dans l’antiquité (Bd. 6: L’art mycénien, Par. 1894).

Mykerīnos, ägypt. Menkeuré, König von Ägypten, der 4. Dynastie angehörig, berühmt als Erbauer der dritten (kleinen) Pyramide von Giseh, in der Vyse 1837 noch den Sarg und Teile der Mumie des M. aufgefunden hat.

Mykolŏgie (grch.), die Pilzkunde (s. Pilze).

Mykŏnos, jetzt gewöhnlich Mykoni genannt, eine griech. Insel der Cykladen, 8 km südöstlich von Tenos und ebensoviel östlich von Delos, mit einem Flächenraum von 90 qkm und (1889) 4525 E., bildet einen Demos der Eparchie Syros des Nomos der Cykladen. Sie besteht vorwiegend aus Granit, und die Gipfel der Berge (unter denen der 364 m hohe Dimastos, jetzt Hagios Ilias, im Nordwesten der Insel der höchste ist) sind mit mächtigen Granitblöcken überstreut, was zu der Sage Veranlassung gegeben hat, daß hier der Kampf der Giganten gegen die Götter stattgefunden habe. Die Insel ist wenig fruchtbar; die Hauptbeschäftigung der Bewohner bildet auch jetzt noch, wie im Altertum, die Schiffahrt. Die gleichnamige Stadt mit (1889) 3382, als Gemeinde 4525 E., liegt an einer Bucht, welche den Haupthafen der Insel bildet.

Mykōse, Trehalose, in der Chemie eine Zuckerart von der Zusammensetzung C₁₂H₂₂O₁₁, die sich in einigen Pilzen, im Mutterkorn und in der Trehala manna, den hohlen Cocons eines syr. Käfers, Larinus maculatus Fald., findet. Die M. krystallisiert und unterscheidet sich vom Rohrzucker durch ihre leichte Löslichkeit in Alkohol.

In der Heilkunde nannte man M. zunächst die durch die Einwanderung von Schimmelpilzen entstehenden Krankheiten der äußern Haut, der Luftwege, des äußern Gehörgangs und des Verdauungsapparats, versteht aber jetzt unter M. alle durch Mikroorganismen bewirkten Erkrankungen.

Mylä, im Altertum eine wahrscheinlich im 7. Jahrh. v. Chr. von dem ion. Zankle (dem spätern Messana) aus, westlich davon auf einer schmalen Halbinsel der Nordküste Siciliens in fruchtbarer Gegend angelegte Stadt. Hier wurden 260 v. Chr. die Karthager von dem Konsul Gajus Duilius und 36 v. Chr. Sextus Pompejus durch Agrippa zur See geschlagen; der Ort heißt jetzt Milazzo.

Mylady (engl., spr. milehdi), einer Lady (s. d.) gegenüber gebräuchliche Anrede: gnädige Frau, gnädiges Fräulein.

Mylau, Stadt in der Amtshauptmannschaft Plauen der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, an der Göltzsch und der Nebenlinie M.-Reichenbach (8,9 km) der Sächs. Staatsbahnen, hatte 1890: 6353 E., darunter 123 Katholiken, 1895: 7379 E., Postamt erster Klasse, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, got. Kirche (1888) und eine Burg auf hohem Felsen. Die Stadt hat eine städtische Sparkasse, Hochdruckwasserleitung, elektrische Beleuchtung; 16 mechan. Kammgarnwebereien (über 1400 Arbeiter), Kammgarnspinnerei, Färbereien und Appreturen, Wollwäscherei und ‑Kämmerei, Deckendruckerei. In der Nähe die Göltzschthalbrücke (s. Göltzsch).

Myliobatĭdae, s. Meerdrachen.

Mylitta, babylonische Naturgöttin, die in Wesen und Kultus mit der griech. Aphrodite Ähnlichkeit hat. Herodot überliefert die Legende, daß nach einem in Babylon herrschenden Brauche jedes einheimische Weib genötigt war, sich einmal in ihrem Leben im Tempel der M. irgend einem sie im Namen der Göttin begehrenden Fremden preiszugeben, dessen Geldspende dann dem Heiligtum zu gute kam. Der Name weist klar auf das assyr. mu’allidat («die Gebärerin») hin, bezeichnet also die Göttin als die Vorsteherin der Geburten. Von einer goldenen Venus-Mylittastatue giebt Älian Kunde. Nach Macrobius stellte man sie mit den Füßen auf einem Löwen stehend dar.

Mylius, Otfried, s. Müller, Karl.

Mylŏdon, s. Faultiere.

Mylord (engl.), soviel wie gnädiger Herr, Anrede eines Lords (s. d.).

Mynheer (holl., spr. meinhehr), mein Herr, Bezeichnung vornehmer Holländer, auch Anrede in der Umgangssprache.

Myōdes, der Lemming (s. d.).

Myodynamomēter (grch.), Muskelkraftmesser; My̆odynie, Muskelschmerz.

Myogăle, s. Bisamspitzmaus.

Myographĭon (grch.), physiol. Apparat zur Untersuchung der Muskelzuckungen.