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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Myokardium – Myricylalkohol

Myokardĭum (grch.), Herzfleisch; Myokardītis, Entzündung des Herzfleisches (s. Herzentzündung).

Myolŏgie (grch.), Muskellehre.

Myōm (grch.), Fibroid, Muskelgeschwulst, eine gutartige, bis Kindskopf große, aus glatten Muskelfasern bestehende Geschwulst, findet sich am häufigsten an der Gebärmutter (s. Gebärmutterkrankheiten, Bd. 7, S. 612 b), seltener im Magen, Darm und in der äußern Haut, kann durch Druck auf die benachbarten Organe große Beschwerden verursachen und nur operativ beseitigt werden; Myosarkōm, bösartige Muskelgeschwulst.

Myonnēsos, Vorgebirge mit einem kleinen Ort gleichen Namens an der Küste von Ionien, westlich von Lebedos, bekannt durch den Sieg, den hier die röm. Flotte 190 v. Chr. über Antiochus Ⅲ. erfocht.

Myoparalȳse (grch.), Muskellähmung.

Myopăthie (grch.), Muskelkrankheit.

Myophorĭa, ein auf die Trias beschränktes und darin in sehr zahlreichen, als Leitfossilien wichtigen Arten (M. pes anseris Br., s. Tafel: Petrefakten der Mesozoischen Formationsgruppe Ⅰ, Fig. 8, beim Artikel Mesozoische Formationsgruppe), verbreitetes Muschelgeschlecht, Abkömmling des permischen Schizodus (s. Tafel: Petrefakten der Paläozoischen Formationsgruppe Ⅳ, Fig. 12. beim Artikel Paläozoische Formationsgruppe) und Vorläufer der ebenfalls dreieckig geformten, vom Jura bis in die Gegenwart vorkommenden Trigonien oder Dreiecksmuscheln, von welchen M. in der Schalenverzierung und fehlenden Kerbung der Schloßzähne abweicht.

Myŏpie (grch.), Kurzsichtigkeit (s. d.); myōpisch, kurzsichtig.

Myopotămus, s. Sumpfbiber und Affenfelle.

Myorrhēxis (grch.), Muskelzerreißung.

Myosīn oder Muskelfibrin, der eiweißartige Hauptbestandteil des Muskelfaserplasmas. Der ruhende Muskel enthält es in flüssigem Zustande, es gerinnt aber partiell und vorübergehend bei jeder Zusammenziehung eines Muskels, ständig nach dem Tode. In manchen Pflanzensamen findet sich ein ähnlicher, ebenfalls als M. bezeichneter, eiweißartiger Körper. Beide sind den Globulinen (s. d.) nahe verwandt.

Myōsis (grch.), s. Pupille.

Myosītis (grch.), Muskelentzündung.

Myosōtis L., Pflanzengattung aus der Familie der Boragineen (s. d.) mit gegen 40 Arten in der gemäßigten Zone der Alten Welt. Es sind einjährige oder ausdauernde krautartige Gewächse, meist mit starker Behaarung; die Blätter stehen abwechselnd, die blauen, roten oder weißen Blüten wickelartig. Sie besitzen einen fünfteiligen Kelch, eine tellerförmige fünflappige Blumenkrone, fünf Staubgefäße und einen vierteiligen Fruchtknoten, dem ein fadenförmiger Griffel aufsitzt. Die Frucht besteht aus vier harten Nüßchen. Die deutschen Arten heißen sämtlich Vergißmeinnicht oder Mäuseöhrchen. Die bekannteste und häufigste ist das überall an nassen Orten wachsende Sumpfvergißmeinnicht, M. palustris L., eine wegen ihrer Blüten und symbolischen Bedeutung allgemein beliebte Pflanze. Die Blüten dieser Art, wie der meisten andern, verändern während des Aufblühens ihre Farbe, im Knospenzustand ist die Blumenkrone rötlich und nimmt erst nach erfolgtem Aufblühen himmelblaue Färbung an. Sonst sind am häufigsten die auf trocknen Äckern wachsende M. intermedia Lk. und das buntblumige Vergißmeinnicht, M. versicolor Pers., auf nassen Rainen, an Flußufern u. dgl. Ebenso wie M. palustris wird auch das Waldvergißmeinnicht, M. sylvatica Ehrh., wegen seiner großen, schön gefärbten Blüten in Gärten gezogen.

Myospasmus (grch.), Muskelkrampf.

Myotĭka (grch.), s. Pupille.

Myotŏmie (grch.), Durchschneidung eines Muskels.

Myotonĭa congenĭta, s. Thomsensche Krankheit.

Myotŏnie (grch.), Muskelspannung, tonischer Muskelkrampf.

Myoxus, s. Siebenschläfer; M. dryas, s. Baumschläfer; M. quercīnus, s. Gartenschläfer.

Myra, eine der wichtigsten alten Städte Lyciens (s. d.), an der Südküste über einer kleinen Ebene, durch welche der Myros (jetzt Dembretschai) zum Meere geht, mit zahlreichen antiken Resten, besonders Felsengräbern.

Myrceīn, s. Cerotinsäure.

Myrĭa… oder Myrĭo… (vom grch. myrios), Anzahl von Zehntausend; Myriagrámm, 10000 g; Myrialīter, 10000 l oder 100 hl; Myriamēter, 10000 m oder 10 km; Myriār, 10000 a oder 1 qkm.

Myriāde (grch.), eine Zahl von Zehntausend, dann überhaupt eine sehr große Menge.

Myriapōden, Myriopoden, s. Tausendfüßer.

Myrīca L., Gagel- oder Wachsbeere, einzige Pflanzengattung aus der Familie der Myricaceen (s. d.) mit gegen 35 in der warmen und gemäßigten Zone weit verbreiteten Arten, Bäume oder strauchartige Gewächse mit abwechselnden Blättern und unscheinbaren eingeschlechtigen Blüten. Sie besitzen meist an den Blättern, Zweigen, Kätzchenschuppen oder Früchten einen dichten Überzug von drüsigen Haaren, die ein harzartiges, aromatisch riechendes Sekret absondern, und entwickeln ihre Blütenkätzchen vor dem Laubausbruche. In den männlichen Kätzchen befinden sich unter jeder Schuppe zwei bis acht oder mehr freie oder verwachsene Staubgefäße, in den weiblichen ein Stempel, der auf einem von Perigonschüppchen gekrönten unterständigen Fruchtknoten steht und in zwei fadenförmige Narben gespalten ist. Die Frucht ist eine kleine kugelige Steinfrucht. In Deutschland kommt nur eine Art, der Gagelstrauch, Gagel oder die Gerbermyrte (M. gale L.), vor, ein Kleinstrauch mit lanzettförmigen, oberseits grünen und harzig punktierten, unterseits braunfilzigen Blättern, in Torfmooren Norddeutschlands, der Niederlande und des nördl. Europas sowie in Nordamerika. Seine braune Rinde liefert ein vortreffliches Gerbmaterial, seine Blätter waren als adstringierendes Mittel offizinell, jetzt werden sie manchmal als Hopfensurrogat dem Bier zugesetzt. In Gärten wird nicht selten der Wachsbaum (M. cerifěra.) aus Nordamerika kultiviert, dessen kugelrunde Nüßchen mit weißer Wachskruste bedeckt sind. Von dieser Art sowohl als von einigen andern, wie M. caroliniensis Willd., dient das die Früchte bedeckende Wachs durch Schmelzen in kochendem Wasser gesammelt und zur Herstellung von Kerzen, Salben u. dgl. als Myrica- oder Myrtenwachs; es ist graugelb bis dunkelgrün, spröder als Bienenwachs, schmilzt bei 47‒48° C. und besteht aus Palmitinsäure und Palmitin.

Myricacēen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Amentaceen (s. d.), umfaßt nur die Gattung Myrica (s. d.)

Myricawachs, s. Myrica.

Myricīn, Bestandteil des Wachses (s. d.).

Myricȳlalkohol, s. Melissylalkohol.