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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nathusius (Philipp Engelhard von) - Nationalbanken
Tochter des dortigen Superintendenten Scheele eine
einfache Erziehung, vermählte sich 1841, starb 22. T ez.
1857 zu Neinstedt. Ihren litterar. Ruf begründete
sie mit einer Reihe von Novellen, die ein christlick-
frommes Gemüt bekunden und einen großen Leser'
kreis gefunden haben. Dahin gehört vor allem
"Elisabeth" (13. Aufl., 2 Bde., Halle 1887), ferner
"Tagebuch eines armen Fräuleins" (16. Aufl., ebd.
1888), "Langenstein und Boblingen" (11. Aufl., ebd.
1892) u. s. w. In ihren "Gesammelten Schriften"
(15 Bde., ebd. 1858-68 u. ö.) findet sich auch ihr
"Lebensbild" (3 Bde., ebd. 1867-68 u. d.). Außer
lyrischen Poesien hat man von Marie N. auch ge-
lungene Liederkompositionen, die Erk in Gemein-
schaft mit ihrem Gatten (Halle 1865) herausgab.
Nathusius, Philipp Engelhard von, Bruder von
Heinr. und Wilb. von N., geb. 5. Nov. 1815 in Alt-
haldensleben, übernahm die Verwaltung der väter-
lichen Güter, gab dieselbe aber 1849 auf und lebte
seit 1350 zu Neinstedt am Harz. Nachdem er sich
seit 1848 lebhaft an der "Kreuzzeitung" beteiligt
hatte, übernahm er das "Volksblatt für Stadt und
Land". Wegen eines Artikels über die Union zog
er sich Ende 1858 eine gerichtliche Verfolgung zu,
über die er in einer "Äktenmäßigen Darstellung"
(Halle 1860) berichtete. Zu Neinstedt hat N. ein
größeres Knabenrettungs- und Brüderhaus (Linden-
Hof) nach dem Muster des Rauhen Hauses begründet.
Er starb 16. Aug. 1872 zu Luzern. - Vgl. Eleonore
Fürstin Reuß, Pbilipp N.' Iugendjahre (Berl. 1896).
Nathusius, Wilhelm von, Bruder des vorigen,
geb. 27. Juni 1829 zu Hundisburg, widmete sich
besonders zu Paris und Berlin chem. Studien und
übernahm dann das Gut Königsborn bei Magde-
burg, das er 1888 verkaufte, worauf er nach Halle a. S.
übersiedelte. Er beteiligte sich lebhaft an den polit.
Bewegungen und saß 1856 im preuß. Abgeordneten-
bause, in dem er der Fraktion Gerlach angehörte.
Von 1852 bis 1878 war er Mitglied des Landes-
ökonomie-Kollegiums, seit 1869 Direktor des land-
wirtschaftlichen Centralvereins der Provinz Sachsen.
Er schrieb "Praktische Bedenken zur Grundsteuer-
frage in Preußen" (Berl. 1859) und "Das Wollhaar
des Schafs" (ebd. 1866). In den "Untersuchungen
über nichtcelluläre Organismen" (Berl. 1877) tritt
er der modernen Zellentheorie entgegen.
Nathusius-Ludom, Philipp von, konservativer
Publizist und Politiker, Sohn von Philipp Engel-
hard von Nathusius, geb. 4. Mai 1842 in Alt-
haldensleben, studierte in Heidelberg und Halle erst
die Rechte und Geschichte, dann Geologie und Chemie,
lernte inzwischen in Hundisburg die Landwirtschaft
praktisch und trat 1865 den Besitz der Herrschaft
Ludom im Kreise Obornik (Provinz Posen) an. Von
1872 bis 1876 leitete er die Redaktion der "Kreuz-
zeitung" in Berlin und führte die konservative Oppo-
sition auf dem Gebiete der innern Politik gegen Bis-
marck. Auch begründete er den "Reichsboten" und
gab mehrere Brofchürcn im konservativen Interesse
heraus. Nachdem er 1876 bei der Begründung der
deutschkonservativen Partei hervorragend beteiligt
gewesen war, gehörte er seit 1877 auch dem Deutschen
Reichstage an, aber nur für kurze Zeit, da feine
Wahl für ungültig erklärt wurde und die Neuwahl
gegen ihn entschied. Seit 1885 lebte N. in Rudol-
stadt, wo er die Herausgabe der "Deutschen Encyklo-
pädie" (Bd. 1-3, Lpz. und Verl. 1885-90) begann,
siedelte er 1892 nach Potsdam über.
Naticotek, Insel im Lorenzgolf, s. Anticosti.
Brockhaus' KonversationZ-Lexikou. 14. Aufl.. XII.
Nation (lat., von na^eei-s, entstehen), nach dem
deutschen Sprachgebrauch im Gegensatz zu Volk, als
der Gesamtheit der Staatsgenossen, die erbliche
Stammes-, Sprach-, Sitten- und Kulturgemein-
schaft, welche bestimmten Menschenmassen und Fa-
milien ein eigentümliches Rassegepräge aufdrückt
und sie von den andern N. abhebt. Doch ist der
Sprachgebrauch schwankend. Der franz. und engl.
Sprachgebrauch nennt umgekehrt natiou, was wir
Volk nennen, und psupi?, psopis, was wir N.
nennen. In Asien und während des Mittelalters
auch in Europa, heute noch in der Türkei, schied der
Gegensatz der Religion hauptsächlich die N. Aber
heute wirkt der Unterschied der Sprache und Kultur
ein und trennt die Nationalitäten. Außerdem wirkt
auch der Gegensatz der Länder und Klimate und
zuletzt mit besonderer Stärke der Gegensatz des
polit. Lebens bald trennend, bald verbindend ein.
- Vgl. Vagehot, Der Ursprung der N. (Lpz. 1874);
Neumann, Volk und N. (ebd. 1888).
Nation, Die, 1883 in Berlin gegründete polit.
Wochenschrift freisinniger Richtung, bringt auch
Aufsätze über wissenschaftliche Tagesfragen, litte-
rar., philos. und histor. Essays sowie Theaterkritiken.
Herausgeber und Eigentümer ist der Reichstags-
abgeordnete Theod.Barth, Redacteur Paul Nathan;
Kommissionsverlag von H. S. Hermann in Berlin;
Auflage 3600. Mitarbeiter sind unter andern eine
Anzahl deutsch-freifinniger Abgeordneter.
Nationalbank, Privilegierte Österreichi-
sche, s. Österreichisch-Ungarische Bank.
Nationalbanken, Bezeichnung für die zurNoten-
ausgabe bestimmten Monopolbanken, so für die
1816 gegründete Priv. Österreichische Nationalbank
(s. Österreichisch-Ungarische Bank), die Belgische Na-
tionalbank <PanhU6 nationale äs Lei^i^ue) u. s. w.
In denVereinigten Staaten vonAmerikanennt
man N. (National Vankä) die auf der Gefetzgebung
der Union beruhenden Notenbanken, zum Unter-
schiede von den auf der Gesetzgebung der Einzel-
staaten begründeten sog. Staatenbanken. Maß-
gebend für erstere sind die in dem Gesetz vom 25. Febr.
i.863 und mehrern Nachtragsgesetzen gegebenen Be-
stimmungen über Notendeckung (s. Banknoten), über
Veröffentlichung der Ausweise u. s. w. Die Noten
der N. haben dafür, allerdings in etwas beschränkter
Weise, gesetzliche Zahlungskraft und werden von den
N. untereinander in Zahlung genommen, und die
Schatzkammer besorgt auch die Einwechselung der-
selben. Die Aufsicht wird durch den lüoinM-oilei- ol
tne (mi-reno^ geübt und die Noten, in Abschnitten von
1, 2, 5,10, 20, 50,100, 500 und 1000 Doll., von
der Regierung selbst hergestellt. Von dem Jahres-
durchschnitt ihres Notenumlaufs haben die N.
i Proz. Steuer an die Bundesregierung zu entrichten.
Der Notenumlauf ist infolge der Verteuerung der
als Pfand für die Noten zu hinterlegenden Staats-
papiere, der Vermehrung sonstiger Umlaufsmittel
und der Entwicklung des Depositenwesens (1880:
873,5, 1888: 1350,3, 1892: 1764,5, 1893: 1539,4
Mill. Doll.) gegen früher sehr zurückgegangen. Er
betrug 1880:317,4,1884: 289,8,1888:151,7,1892:
142, 1893: 180 Mill. Doll. Ende 1893 bestanden
3787 N. Der Notenumlauf der Staatenbanken ist
von geringer Bedeutung. - Vgl. die Jahresberichte
der öomptroiierZ ol tds curr6nc)l (Washington,
jährlich); Artikel Banken im "Handwörterbuch der
Staatswissenschasten", Bd. 2 und Supplement-
band 1 (Jena 1891 u. 1895).
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