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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Neher - Neidbau
die Mauern und Thore Jerusalems wieder auf-
bauen und ermöglichte so die Ausschließung der zu
der Gemeinde der Deportierten nicht gehörenden
umwohnenden Bevölkerung und die Verpflichtung
der Gemeinde auf das Gesetzbuch Esras. Das nach
ihm benannte Buch des alttestamentlichen Kanons
beruht teilweise auf des N. eigenen Aufzeichnungen.
In der gegenwärtigen Gestalt rührt es aber, wie
auch das Buch Esra, von dem Verfasser der Bücher
der Chronik her. Das Buch Esra ist direkte Fort-
setzung des Buches der Chronik, das Buch N. Fort-
setzung des Buches Esra. Hieraus erklärt es sich,
daß die Bücher Esra und N. in der griech. Bibel-
überlieferung auch als ein Buch Esra vorkommen,
und das Buch N. dort auch als zweites Buch Esra
überliefert wird. (S. Esra.)
Neher, Bernhard von, Historienmaler, geb.
16. Jan. 1806 zu Biberach, bildete sich in Stutt-
gart und München unter Cornelius aus. Einige
Ölbilder (darunter die Schlacht von Döfsingen) ver-
anlaßten den König von Württemberg, ihm ein
Neisestipendium zu gewähren, so daß er sich vier
Jahre in Rom aufhalten konnte, wo seine Erweckung
des Jünglings von Nain (1831; Museum in Stutt-
gart) entstand. Nach seiner Rückkehr nach München
schmückte N. 1834 die äußere Seite des Isarthors
über dem Haupteingange mit dem Einzüge des
Kaisers Ludwig des Bayern, über den beiden Seiten-
eingängen mit den Gestalten der Heiligen Jungfrau
und des heil. Venno. 1836 wurde er nach Weimar
berufen, um an der Ausstattung der zwei Goethe
und Schiller gewidmeten Räume im großherzogl.
Schlosse (34 Darstellungen nach Schiller, 28 nach
Goethe) teilzunehmen. N. widmete sich diesen Ar-
beiten größtenteils im Sommer, während er sonst
an der Malerakademie in Leipzig wirkte, an welche
er seit 1841 als Direktor berufen war. Auch als er
1846 als Professor an die Kunstschule nach Stuttgart
ging, arbeitete er von dort aus an der Vollendung der
weimar. Aufgaben, die er 1847 abschloß. Daneben
malte er eine Kreuzigung (1850; kath. Pfarrkirche in
Ravensburg), eine Kreuzabnahme Christi (1855;
Stuttgarter Galerie), den Frühling (1858; königl.
Schloß in Stuttgart), Noahs Dankopfer (1861), den
Göttlichen Kinderfreund (1863) und Abrahams Für-
bitte für Sodom (1872). Auch fertigte er die Kar-
tons für die von Scheerer ausgeführten Glasgemälde
des Chors der Stiftskirche und in der Johannes-
kirche in Stuttgart. Seit 1852 wirkte N. als Vor-
stand der Kunstschule, deren Direktor er von 1867
bis 1879 war. N. starb 17. Jan. 1886 in Stuttgart.
Neher, Michael, Architekturmaler, Bruder des
vorigen, geb. 31. März 1798 zu München, besuchte
seit 1813 die Münchener Akademie, wurde später
Schüler von Matth. Klotz und Aug. Quaglio und
lebte 1823-26 in Rom. Nach München zurück-
gekehrt, malte er Genrescenen und Kostümstücke,
meist aber Landschaften und Architekturen. Von
seinen Gemälden besitzt die Neue Pinakothek in
München 12, darunter: Dom zu Magdeburg, Mar-
tinskirche in Vraunschweig, Veitstirche auf dem
Hradschin in Prag, Klosterkirche zu Bebenhausen;
das Museum in Leipzig: Marktplatz von Olevano
(1829), Klosterhof zu Kaufbeuren (1852). In Hohen-
schwangaumalteerdieVilderimSaaldesSchwanen-
ritters nach Rubens' und die im Heldensaal nach
Schwinds Entwürfen. N. starb 4. Dez. 1876 in
München. Masgießerei (s. d.).
Nöhou (spr. neüh), Louis Lucas de, Erfinder der
Nehring, Alfred, Zoolog und Paläontolog,
geb. 29. Jan. 1845 zu Gandersheim (Braunschweig),
studierte zu Göttingen und Halle Philologie und
Naturwissenschaften, war feit 1867 Gymnasiallehrer
in Wesel a. Rh., seit 1871 zu Wolfenbüttel und
wurde 1881 als Professor an die königl. Landwirt-
schaftliche Hochschule in Berlin berufen. Außer zahl-
reichen in Fachblättern stehenden Aufsätzen, beson-
ders über Wirbeltierreste aus dem Diluvium und
über Haustiere, veröffentlichte er: "Die geolog.
Anschauungen des Philosophen Seneca" (2 Tle.,
Wolfenb. 1873 u. 1876), "Vorgeschichtliche Stein-
instrumente Norddeutschlands" (ebd. 1874), "Fossile
Pferde aus deutschen Diluvialablagerungen und
ihre Beziehungen zu den lebenden Pferden" (Berl.
1884), "Die quaternären Faunen von Thiede und
Westeregeln" (Braunschw. 1878), "über Tundren
und Steppen der Jetzt- und Vorzeit, mit besonderer
Berücksichtigung ihrer Fauna" (Berl. 1890). Für
Nohdes "Schweinezucht" (4. Aufl., ebd. 1892) be-
arbeitete N. den zoolog. Teil.
Nehring (Nering), Johann Arnold, Bau-
meister, stammte vermutlich aus Holland und war
seit 1675 in Berlin thätig. Er wurde 1691 kurfürstl.
Oberbaudirektor und starb Okt. 1695. Er baute das
Köllnische Rathaus, die Lange Brücke, die später
veränderte Parochialkirche und legte die Friedrich-
stadt an. Über seinen künstlerischen Anteil an dem
von ihm begonnenen Bau des Zeughauses und an
dem 1886 abgebrochenen Fürstenhaus in Berlin vgl.
Gurlitt, A. Schlüter (Berl. 1891).
Nehring, Wladislaw, Slawist, geb. 23. Okt.
1830 M Kletzko bei Gnesen, studierte in Vreslau
Philologie und Geschichte und promovierte dort
1855 mit der Schrift "v6 reruui ?0i0nic3.ruin
8criptoridu8 83.6c. XVI". 1868 wurde er zum ord.
Professor der slaw. Sprachen und Litteraturen in
Breslau ernannt. N. veröffentlichte: "Iter Gloria-
Q6N86" (Pos. 1871), "Xur8 litsratni-^ poisici^'"
(ebd. 1866 u. ö.), "?8Hit6rii ^1oriHii6u8i8 pai-8 po-
lonica" (ebd. 1883), "3wä79. liwrackiL" (ebd. 1884),
"Altpoln. Sprachdenkmäler" (Berl. 1887), "über
Mickiewicz' Vorlesungen über slaw. Litteratur"
(1892), "Joseph Dobrowsky" (1893) und eine Neu-
bearbeitung vonI.Poplinskis "Grammatik der poln.
Sprache" (7. Aufl., Thorn 1881).
Nehrungen, die schmalen und langgestreckten
Landstreifen mit oder ohne Dünen, die die Lagunen
(s. d.) vom Meere trennen. Sie entstehen in den
meisten Fällen dadurch, daß vor Fluhmündungen
gelegene Sandbarren höher werden, weil an der be-
treffenden Stelle die Flußströmung und die Meeres-
brandung gegenseitig ihre Weiterbewegung hemmen.
Die Sedimente werden daher zum Niedersinken ge-
bracht und steigen mit der Zeit über den Meeres-
spiegel auf. Strömungen und Winde beeinflussen die
Ausgestaltung sehr stark, besonders auch die Zahl
der Öffnungen der N., die ab und zu auch gänzlich
fehlen. Reich an N. sind die Deltas. Typisch sind die
N. des Frischen und des Kurischen Haffs. Den N.
entsprechen die ital. Lidi und die russ.Peressips.
Neid, Unlustaffekt, der aus der unbefriedigten
Begierde nach einem im Besitz anderer befindlichen
Gut entspringt. (S. Eifersucht und Mißgunst.)
Neidalzen, Volksstamm, s. Negda.
Neidbau, ein Bau, welcher nicht den eigenen
Nutzen, sondern die Beschädigung oder Kränkung
eines andern (aus Schikane) zum Zweck hat. In
einigen Gesetzgebungen finden sich Neidbauverbote.