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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Německý Brod – Nemours (Stadt in Frankreich)

Cypressenhain gelegene Tempel des Zeus Nemeios (von dem noch jetzt drei auffallend schlanke dor. Säulen aufrecht stehen), bei welchem die Nemeïschen Spiele (s. d.) abgehalten wurden.

Německý Brod (spr. njémetzki), czech. Name von Deutsch-Brod (s. d.).

Nemēen, s. Nemeïsche Spiele.

Nemēischer Löwe, ein von Typhon und der Echidna oder vom Monde stammendes Ungeheuer, verödete die ganze Gegend und auch das Heiligtum des Zeus bei Nemea. Herakles erwürgte ihn in seiner Höhle, da die Pfeile von seinem undurchdringlichen Fell abprallten, zog ihm das Fell mit der Schärfe der eigenen Klaue des Löwen ab und benutzte es als Schutzwaffe und als Gewand. Vielleicht ist dieser Löwe das Symbol eines das Thal von Nemea verheerenden Gießbachs.

Nemēische Spiele, Nemeen, eins der vier großen Nationalspiele der Hellenen (s. Agon), das im Thal Nemea (s. d.) gefeiert wurde. Die Leitung des Festes hatten ursprünglich die Bewohner der benachbarten Stadt Kleonä, zu deren Gebiet das Thal gehörte; 573 v. Chr. wurde es diesen von den Argivern entrissen, die seitdem mit kurzen Unterbrechungen bis in die späteste Zeit des Altertums sich im Besitze des Heiligtums behaupteten. Der Siegespreis war ein Eppichkranz. – Vgl. Krause, Die Pythien, Nemeen und Isthmien (Lpz. 1841).

Nemertīni, s. Schnurwürmer.

Nemesiānus, Marcus Aurelius Olympius, röm. Dichter aus dem 3. Jahrh. n. Chr., von Geburt ein Karthager, hat sich durch mehrere didaktische Gedichte über den Fischfang, die Jagd und das Seewesen, die unter dem Titel «Halieutica», «Cynegetica» und «Nautica» angeführt werden, Ruhm erworben. Vorhanden ist noch ein größeres Bruchstück der «Cynegetica», aus 425 Versen bestehend, hg. von Haupt («Ovidii Halieutica, Gratii et Nemesiani Cynegetica», Lpz. 1838). Die Echtheit der Bruchstücke aus einem Gedicht «De aucupio» ist verdächtig. Dagegen rühren vier Eklogen, die spätere Handschriften dem Calpurnius (s. d.) zuschreiben, von N. her. Sie erschienen mit deutscher Übersetzung von R. Müller (Zeitz 1834). Eine Sammlung der echten und unechten Überreste des N. ist in Wernsdorfs «Poetae latini minores», Bd. 1 u. 4 (Altenb. 1780‒85) und in Bährens’ «Poeta latini minores», Bd. 3 (Lpz. 1881) versucht.

Nemĕsis, eine von sittlichem Rechtsgefühl eingegebene Personifikation der göttlichen Macht nach seiten der ausgleichenden Gerechtigkeit, die, jedem Übermaß im Menschenleben feind, den Menschen nie zu übergroßem Glück gelangen läßt, sondern ihn in seine Schranken zurückweist und den aus dem Glück erwachsenden Übermut straft. Während die Homerischen Gedichte das Wort nur im allgemeinen Sinne gebrauchen, erscheint N. in dem an neuen Personifikationen überhaupt reichen System des Hesiod als Göttin, und zwar neben Aidos, der Scham. Diese Abstraktion ist aber mehr auf die Kreise der Dichter und Philosophen beschränkt geblieben. Wo N. im Kultus erscheint, berührt sie sich stark mit den Moiren (s. d.). Auch zeigt ihr Kult Anklänge an Aphrodite und Artemis. Dies gilt sowohl von ihren kleinasiat. Stätten, wo sich ihr Charakter, wie ihr Beiname Adrasteia zeigt, aus der phryg. Göttermutter herleitet, als namentlich von der berühmten N. zu Rhamnus in Ostattika, deren neuerdings in einzelnen Bruchstücken wieder aufgefundenes Tempelbild entweder Phidias oder dessen Schüler Agonakritos geschaffen haben sollte. – Vgl. Posnansky, N. und Adrasteia (Bresl. 1890).

N. ist auch der Name des 128. Planetoiden.

Német (ungar.), deutsch, häufig in ungar. Ortsnamen, z. B. Német-Csanád (s. Csanád), Német-Csiklova (s. Csiklova) u. s. w.

Nemi, Dorf in der ital. Provinz und im Kreis Rom, in den Albanerbergen, auf einem Felsenvorsprunge über dem Nemisee (einem frühern Krater von 5 km Umfang), aus dem 1895 antike Schiffsteile zu Tage gefördert wurden, mit altem Kastell der Orsini und (1881) 931 E.

Nemmersdorf, Franz von, Pseudonym von Franziska, Baronin von Reizenstein (s. d.).

Nemo (lat.), niemand.

Nemo ante mortem beātus (lat.), «niemand (ist) vor dem Tode glücklich (zu preisen)», die lat. Abkürzung der von Herodot (Ⅰ, 32) und andern überlieferten Worte Solons, die er dem lydischen Könige Krösus zurief.

Nemonien (Nemonin), Fluß in Ostpreußen, entsteht in der Tilsiter Niederung aus Schalteik und Schnecke, nimmt links Laukne (mit Arge, Ossa und Parwe) und Timber auf, ist 14 km schiffbar, steht durch den Friedrichsgraben (s. d.) mit Memel und Pregel in Verbindung und mündet in die Südostbucht des Kurischen Haffs.

Nemophĭla Nutt., Triftenblume, Hainschönchen, Pflanzengattung aus der Familie der Hydrophyllaceen (s. d.) mit gegen 10 meist im westl. Nordamerika einheimischen Arten, einjährige schön blühende Gewächse, beliebteste Zierpflanze. Durch buschigen Wuchs und lebhafte Farben ausgezeichnet sind N. insignis Benth. und N. maculata. Benth. Man kultiviert diese Pflanzen meistens in gedrängtem Stande in Teppichbeeten, in Einfassungen oder in größeren Gruppen, auch wohl in Töpfen auf dem Blumenbrett. Man sät sie von März bis Juni und verzieht die Pflänzchen bis auf einen allseitigen Abstand von 15 bis 20 cm.

Nemo ultra posse obligatur, s. Ultra posse nemo obligatur.

Nemours (spr. -muhr), lat. Nemus, Stadt im franz. Depart. Seine-et-Marne, Arrondissement Fontainebleau, am Loingkanal und ‑Flusse, 16 km südlich von Fontainebleau, Station der Bahn Paris-Nevers der Mittelmeerbahn, zählt (1891) 4422, als Gemeinde 4526 E., hat ein altes, jetzt als Gefängnis dienendes Schloß mit vier Rundtürmen und einem Donjon, ein Stadthaus mit Bibliothek, Messer- und Hutfabriken, seit 1885 eine Statue des Mathematikers Et. Bézout und ist durch das Edikt von N. vom 7. Juli 1585 (s. Hugenotten, Bd. 9, S. 401 a) denkwürdig. Die Stadt nebst Gebiet wurde 1404 zu Gunsten der Grafen von Evreux zum Herzogtum erhoben. Nachdem die Besitzung. 1425 durch Heirat an den jüngern Zweig des Hauses Armagnac übergegangen war, stellte Ludwig ⅩⅠ. die Herzogswürde 1461 zu Gunsten des Jacques d’Armagnac wieder her. Dieser wurde 1477 enthauptet und Ludwig ⅩⅡ. gab das Herzogtum 1507 an seinen Neffen Gaston de Foix (s. d.). Franz Ⅰ. verlieh es 1528 an Philipp von Savoyen, einen Bruder des Herzogs Karl Ⅲ., der 1532 starb. Sein letzter männlicher Nachkomme, Heinrich Ⅱ., starb 1659. Die weiblichen Erben verkauften das Herzogtum 1689 an Ludwig ⅩⅣ., der es der Familie Orléans gab, die es bis 1789 behielt. Später ver- ^[folgende Seite]