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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Neugriechische Sprache

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Neugriechische Sprache

durch die Türken»), Kalligas («Studien und Reden», «Studien zur byzant. Geschichte 1205‒1453»), Renieris («Blossius und Diophanes», «Histor. Studien») und etliche Denkwürdigkeiten des griech. Freiheitskampfes (von Germanos, Philimon, Spiliadis, Kolokotronis, Perraivos, Änian, Photakos, Anargyros, Surmelis, Dragumis u. a.). Zu den Geschichtsforschern gehört auch Sathas. In den andern Wissenschaften sind zu erwähnen die philol. Arbeiten von Asopios («Griech. Litteraturgeschichte», «Einleitung in Pindar»), Kumanudis («Attische Grabinschriften», « Griech. Wörterverzeichnis »), Rangabé («Antiquités helléniques» u. a.), Politis («Neugriech. Mythologie»), Thereianos («Philol. Umrisse», «Adamantios Koraïs») und Kyprianos («Τὰ ἀπόρρητα Ἰσοκράτους»); die theologischen von Kontogonis («Kirchen- und Vätergeschichte»), Diomidis («Kirchengeschichte») und Ökonomos («Die ⅬⅩⅩ»); die juristischen von Kalligas («Röm. Civilrecht»), P. Paparrigopulos («Röm.-byzant. Civilrecht»), K. Costi («Strafrecht»), Ökonomidis («Civilprozeß»); die medizinischen von N. Costi («Geburtshilfe»), Anagnostakis («Ophthalmologisches») und Afendulis («Arzneilehre»), Papaïoannu («Anatomik»).

Vgl. Villemain, Lascaris (Par. 1826); Leukothea (hg. von Iken, 2 Bde., Lpz. 1825); Eunomia (hg. von Iken und Kind, 3 Bde., Grimma 1827); Rizo-Nerulos, Cours de littérature grecque moderne (Genf 1827; deutsch Mainz 1827; neugriech., 1872); Kind, Beiträge zur bessern Kenntnis des neuen Griechenland (Neust. a. O. 1831); Zabiras (1744‒1804) Chronologisches neugriech. Gelehrtenlexikon (Νέα Ἑλλὰς ἢ Ἑλληνικὸν Θέατρον, hg. von der Universität durch Kremos, Athen 1872); Vretos’ Griech. Bibliographie für die Zeit von 1453 bis 1832 (Νεοελληνικὴ φιλολογία, 2 Bde., ebd. 1854‒57); Nicolai, Geschichte der byzant. und N. L. in Ersch und Grubers «Allgemeiner Encyklopädie», 1. Sekt., 87. Tl. (Lpz. 1869); die Werke von Sathas (s. d.); Legrand, Bibliographie hellénique (2 Bde., Par. 1885); die Chrestomathien von Kind (Lpz. 1835) und Vlachos (2. Aufl., ebd. 1883); Ellissen, Analekten der mittel- und neugriech. Litteratur. Text mit deutscher Übersetzung (5 Bde., ebd. 1855‒62); Manaraki, Neugriech. Parnaß. Griechisch und deutsch (Ⅰ-Ⅵ, Athen 1877‒79); Nicolai, Geschichte der N. L. (Lpz. 1876); Rangabé, Précis d’une histoire de la littérature néo-hellénique (2 Bde., Berl. 1877); ders. und Sanders, Geschichte der N. L. (Lpz. 1884); Archiv für mittel- und neugriech. Philologie (Athen 1880 fg.); Miliarakis, Νεοελληνικὴ γεωγραφικὴ φιλολογία (ebd. 1889); Lambros, Neugriechenland seit 1453 (in den «Jahresberichten für Geschichtswissenschaft», 1892 fg.); Lübke, Neugriech. Volks- und Liebeslieder in deutscher Nachdichtung (Berl. 1895). Über die volksmäßige (vulgär-griech.) Litteratur bis 1453 vgl. Krumbacher, Geschichte der byzant. Litteratur (Münch. 1890; Anhang).

Neugriechische Sprache, die gegenwärtig in Griechenland und von sämtlichen Griechen überhaupt gesprochene Sprache (Νέα Ἑλληνική oder Νεοελληνικὴ γλῶσσα, Καθομιλουμένη). Sie ist lange von den Philologen Europas als eine vom Altgriechischen verschiedene oder abgesonderte Sprache angesehen worden und galt vielmehr als ein ganz abgestumpftes, aus barbarischen Wörtern und fremden Redensarten zusammengesetztes Idiom. Neuere Forschungen haben den histor. Zusammenhang zwischen der neu- und altgriech. Sprache dargelegt und die Verschiedenheit als natürliche Folge zeitlicher Einwirkungen erwiesen. Die N. S. hat allerdings viele, größtenteils syntaktische Züge der altgriech. Sprache eingebüßt, sich dagegen wenig fremde Elemente in Wortschatz und Syntax angeeignet. Die ersten erhaltenen schriftlichen Denkmale der N. S., als deren Hauptwurzel die in der alexandrinischen Zeit sich aus den verschiedenen griech. Mundarten bildende sog. allgemeine Sprache (κοινὴ γλῶσσα) erscheint, sind volkstümliche Verse in Chronisten wie Theophanes Confessor, dann Gedichte des 11. und 12. Jahrh. (S. Neugriechische Litteratur.)

Nach der Zerstörung Konstantinopels bildete die N. S. das alleinige Vereinigungszeichen des geknechteten Hellenismus. Ein bedeutender Fortschritt im Bildungsprozeß der N. S. fällt mit dem Patriarchat des freisinnigen Cyrillus Lukaris zusammen, der, die hohe Bedeutung der Vulgärsprache für das nationale Leben erkennend, dazu aufmunterte, daß die Bibel in neugriech. Übersetzung dem Volke zugänglich werde. Dann wirkten günstig für die Entwicklung der N. S. die Erhebung der Fanarioten zu besondern: Einfluß im Serail, die vom Sultan ihnen zugestandene Verwaltung der Donaufürstentümer und die Errichtung eines griech. Hofs daselbst, wo die N. S. offiziell wurde, die Gründung von Schulen u. s. w. Doch hielten die Vornehmern und der griech. Kirche Nahestehenden (Dukas, Kommitas u. a.) noch an dem Altgriechischen fest. Andere (wie Philippides und Christopulos) wollten nichts von der altgriech. Sprache wissen und trachteten aus allen Kräften, das von fremdem Einfluß verdorbene Neugriechisch auch im Schriftgebrauch zur alleinigen Geltung zu erheben. Koraïs, der tiefsinnigste neugriech. Gelehrte, brach dann die für die Ausbildung der N. S. maßgebende Bahn. Er schlug zwischen den altgriech. Eiferern und den Anhängern des Volkstümlichen den Mittelweg ein, riet, die Verschiedenheit zwischen der alten und neuen Sprache in Geist und Konstruktion nicht unbeachtet und den analytischen Charakter der neuen unversehrt zu lassen, und empfahl andererseits die Reinigung des vielfach verderbten neuen Idioms von fremden Elementen und Bereicherung aus dem Wortschatze des Altgriechischen. In der allerjüngsten Zeit hat die Volkssprache, für welche namentlich der in Paris lebende Grieche J. Psichari in Wort und Schrift eintritt, als litterar. Mittel bedeutend Terrain gewonnen. Der Unterschied des Neugriechischen und besonders der Schriftsprache vom Altgriechischen besteht hauptsächlich in der veränderten Bedeutung mancher altgriech. Wörter, im Wegfall mancher Formen der Deklination und Konjugation (Dual, Infinitiv, Optativ, Perfektum u. s. w.), im losern, mehr analytischen Satzbau und in Vernachlässigung der Quantität der Silben zu Gunsten des Accents.

Der Wortschatz der N. S. und ihr noch ziemlich großer Reichtum an mundartlichen Formen sind nur mangelhaft in den vorhandenen Wörterbüchern enthalten. Für die mittelalterliche Volkssprache ist Hauptwerk: Du Cange, Glossarium ad scriptores mediae et infimae graecitatis (Lyon 1688). Für die Lexikographie des eigentlichen Neugriechischen legte den Grund Somavera, Tesoro della lingua greca-volgare ed italiana (Par. 1709). Für die heutige Sprache ist am reichhaltigsten Byzantios (neugriech.-altgriech., 1834; 3. Aufl., Athen 1874). Ganz ungenügend ist das in Deutschland viel benutzte